Möhnen stürmen in die heiße Phase

BITBURG/KYLLBURG. (iz/rh) Narrhallamarsch und Konfettiregen: Die Rathausfestungen in der Südeifel fielen wie Kartenhäuschen. Mit der Stürmung am Weiberdonnerstag wurden der Straßenkarneval und die "heiße närrische Phase" eröffnet.

Fastohne Widerstand wurden die "Beamtenfestungen" der Region durchdie überstarken Möhnenmächte eingenommen. Zur närrischen Zeit,pünktlich um 11.11 Uhr, übernahmen Möhnen undKrawatten-Jägerinnen in Bitburg die Regentschaft. DerAusnahmezustand in den Amtsstuben wurde erklärt und ein Entkommengab es für keinen, auch nicht für noch so emsig wirkende Beamte.Die Rathaus-Kapitulation war schon zu Beginn des stürmischenAngriffs absehbar. Auch der erste Bürger der Bierstadt, Bürgermeister Joachim Streit, ergibt sich schnell und ohne große Gegenwehr der möhnenhaften Übermacht auf dem Rathausvorplatz, trotz seiner amerikanischen Schutztruppe vom Flugplatz Spangdahlem. Und ebenso schnell ist der Schlips des entmachteten Bürgermeisters ab und wird stolz an die überdimensionale Unterhose, das Machtsymbol der Möhnen, geheftet. Die "Stadtherren" wurden zum 18. Mal von den Frauen ihrer Macht beraubt. Doch fast hätte es nur einen abgespeckten Möhnenangriff gegeben. Dem alljährlichen Sturm der Möhnen fehlte es nämlich bis vor wenigen Tagen noch an Stürmerinnen. "Es finden sind immer weniger Damen, die die Tradition fortführen wollen, sagt Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt. Aber die verantwortlichen Damen haben es auch in diesem Jahr wieder, wenn auch in letzter Minute geschafft, die "Damenwelt für den Sturm" zu mobilisieren. Über ein Dutzend "Weibsvolk" erstürmte schließlich das Männerbollwerk.

Auch die amerikanischen Soldaten, die sich wie Bürgermeister Streit als passionierte Melker in den Amtsgebäuden erwiesen, feierten ausgelassen mit und ergaben sich schnell der "Womenpower". Im Anschluss an die erfolgreiche Rathauserstürmung lud Bürgermeister Streit die närrische Versammlung zum feucht-fröhlichen Feiern in den Rathaus-Saal ein. Ebenfalls Ausnahmezustand herrschte - wie in jedem Jahr zu Beginn des Straßenkarnevals - in den Amtsräumen der Verbandsgemeindeverwaltung Bitburg-Land. Traditionsgemäß hatten hier die Verwaltungsmöhnen, allerdings unterstützt von ihren männlichen Kollegen, den Weiberdonnerstag unter ein Motto gestellt: "Es leben die 20er Jahre" hieß es in diesem Jahr. Charleston und Dixie erklangen in den Verwaltungsräumen, und die Beine wurden in diesem Fall tatsächlich einmal tänzerisch geschwungen.

VG-Bürgermeister Jürgen Backes tänzelte ebenfalls im 20er-Outfit durch die Amtsräume. Der Leiter der VG-Werke, Josef Stöber, trauerte der Veranstaltung schon um 11.30 Uhr nach. "Es wird leider meine Letzte sein", sagt er. Denn am Freitag geht Stöber in den wohlverdienten Ruhestand.

Auch die Kurstadt Kyllburg war derweil fest in Möhnenhand: Am Nachmittag haben die Kyllburger Möhnen das Rathaus erstürmt und Bürgermeister Bernd Spindler sowie Stadtbürgermeister Otto Böcker gefesselt und dem närrischen Volk auf der Rathaustreppe präsentiert. Die beiden leisteten nur geringen Widerstand und übergaben den großen Rathausschlüssel bereitwillig. Angeführt wurde der närrisch aufgelegt Möhnenzug von Obermöhn Anne Rütt. Die Mainzer/Kyllburger Stimmungskanone war zum 20. Mal oberste Narrenfrau und wurde im offenen Wagen durch die Stadt gefahren. Vom Stiftsberg ging es bis in die Hochstraße und dann zum Rathaus, wo das närrische Volk in stattlicher Zahl auf die Möhnen wartete.

 Auch amerikanische Hilfe rettete Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit am Donnerstag nicht. Er wurde von einer wilden Möhnenschar entmachtet. Fotos: Ingo Zwank (2), Rudolf Höser (1).

Auch amerikanische Hilfe rettete Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit am Donnerstag nicht. Er wurde von einer wilden Möhnenschar entmachtet. Fotos: Ingo Zwank (2), Rudolf Höser (1).

 Obermöhne Anne Rütt führte zum 20. Mal den Rathaussturm der Kyllburger Frauen an.

Obermöhne Anne Rütt führte zum 20. Mal den Rathaussturm der Kyllburger Frauen an.

Mit bestimmenden Worten nahm die Obermöhn das Zepter in die Hand. Entschlossen machte sie Vorschläge, wie aus den Damen und Herren der Verwaltung flink ein Dreigestirn gemacht werden kann. Aber die von ihren Fesseln befreiten Bürgermeister wussten sich mit Worten zu wehren. In Reimen machten sie sich närrisch Luft. Dann war feiern angesagt. Mit Musik, Tanz und Sekt wurde im Rathaus der Nachmittag zu einem gelungenen Einstieg in das närrische Wochenende.

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