Mord vor der eigenen Haustür

BUCHET. In unmittelbarer Nähe zu den wichtigsten Schauplätzen hat Edgar Noske seinen neuen Krimi "Die Eifel ist kälter als der Tod" vorgestellt. Bei der elften Lesung des Eifel Literatur Festivals gingen Bildende Kunst und Literatur Hand in Hand.

Gefährlich schmal ist die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Nur wenige Meter trennen die Zuhörer der Lesung im Gemeindehaus Buchet von einem Tatort des neuen Krimis "Die Eifel ist kälter als der Tot". Während draußen die Temperatur auf unter null Grad Celsius sinkt, führt Noske die Unmittelbarkeit und Greifbarkeit des Erdachten fort. Ein Mord vor der eigenen Haustür. Eine Tote im Skulpturenpark Buchet. Ermittlungen, welche die Protagonisten des Romans nach Prüm führen. Nicht selten geht ein Raunen und Schmunzeln durch die Publikumsreihen, als Noske Orte, Straßen, Häuser nennt, die viele Zuhörer aus ihrem Alltag kennen. Zwischendurch gibt er immer wieder Einblicke in den Werdegang des Romans.Während eines eher zufälligen Besuchs des Skulpturenparks in Buchet ist Noske von einer Plastik des belgischen Künstlers Norbert Huppertz inspiriert worden. Im Roman dient die Skulptur mit dem Titel "Motorino Amore" als Fundort der Leiche. Sie stellt ein Pärchen aus Stahlrohren auf einer alten Vespa dar, deren Geschlechtsteile durch einen Kolben und einen Zylinder stilisiert werden.Josef Zierden, Initiator und Organisator des Eifel Literatur Festivals, sieht die Skulptur "in Form einer Vignette zwischen den Kapiteln fortleben". Um einen solchen "Brückenschlag von der Bildenden Kunst zur schreibenden Kunst" (Zierden) in der Lesung zu vergegenwärtigen, ist der Künstler Huppertz eigens mit seiner Skulptur sowie einigen anderen Exemplaren zur Lesung angereist. Er kommentiert seine Werke.Besonders die aufgelockerte Form der Lesung mit zahlreichen Erläuterungen des Autors und dem Zwischenspiel von Norbert Huppertz gefallen dem Publikum. Günter Reichertz aus Winringen: "Ich bin ganz unbedarft hierher gekommen und sehr angetan. Die Art, wie Noske sein Buch ‘rüber bringt, gefällt mir sehr gut."Schriftsteller oder Bücherschreiber?

Im Anschluss an die Lesung nehmen ungewöhnlich viele Zuhörer die Möglichkeit wahr, dem Autor Fragen zu stellen. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei der schriftstellerische Alltag. Noske betrachtet sich als Handwerker, seine Arbeit als einen Bürojob, dem er emotionslos nachgeht. Jeden Vormittag vier Stunden schreiben, nachmittags Korrektur lesen und am Wochenende frei. Auf die Frage, ob denn in jedem Krimi ein Mord geschehen müsse, antwortet Noske: "Natürlich. Der Diebstahl eines Fahrrads würde wohl kaum dieselbe Spannung erzeugen." Dietmar Willms, Bildhauer aus Köln, findet diese Antwort enttäuschend: "Ein guter Schriftsteller kann auch aus einem Fahrraddiebstahl eine spannende Geschichte machen. Anhand solcher Aussagen trennt sich die Spreu vom Weizen." Ob er, der Bildhauer, Noskes Arbeit für Kunst hält, kann Willms nicht beantworten. Dennoch stellt er fest: "Es gibt Bücherschreiber und Schriftsteller. Noske ist für mich ein Bücherschreiber."

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