Nach Erdorfs Quelle kräht kein Wasserhahn

BITBURG. Mit dem Bau der Wasserleitung zwischen Scharfbillig und Gondorf ist die Wasserversorgung der VG Bitburg-Land komplett auf eigenen Füßen. Die Brunnenanlage in Erdorf, die derzeit noch Kyllgemeinden mit Wasser versorgt und Erdorfer am Bauen hindert, verliert damit ihre Notwendigkeit.

Den allerbesten Ruf genießt die Quelle unter dem alten, kleinen Brunnenhäuschen in Erdorf nicht. Bakteriologisch einwandfrei war das Wasser nie, in den Sommermonaten gab es in der Vergangenheit des öfteren Problem mit E.-Coli-Bakterien. Als Quell des Lebens wird sie nur unter Vorbehalt bezeichnet, eine Quelle lebhafter Diskussionen ist sie dennoch. Schließlich hindert sie die Erdorfer seit Jahren daran, ein neues Baugebiet auszuweisen, weil ein Großteil der Ortsteilfläche als Einzugsgebiet der Quelle dient. Zwar wurde das Wasserschutzgebiet vor zwei Jahren aufgelöst, doch so lange der Brunnen Wasser fördert, gilt: Wasserrecht vor Baurecht.Eine Million Euro, das Land zahlt die Hälfte

Bau- und Wasserrecht vereint gibt es derzeit zwischen dem Hochbehälter Langenstein bei Scharfbillig und Gondorf. Dort wird noch bis Ende des Jahres an einer 7,4 Kilometer langen und 15 Zentimeter dicken Wasserleitung gebaut, die als das noch fehlende Glied in der Wasserversorgung der VG Bitburg-Land gilt. Eine Million Euro soll die Leitung kosten, zu 48 Prozent wird sie vom Land Rheinland-Pfalz bezuschusst. Den Rest muss die Verbandsgemeinde bezahlen. Ist das Rohr verlegt, dann ist der Brunnen in Erdorf überflüssig. Denn Aufgabe der Quelle war es bislang, die Ortschaften im Zweckverband der fünf Kyllgemeinden zu versorgen. Doch Philippsheim und Badem werden bereits seit einigen Jahren über die jeweiligen Werksleitungen von Kyllburg und Speicher mitversorgt. Die drei restlichen Gemeinden Hüttingen, Gondorf und Metterich werden, wenn das blaue Stahlrohr Gondorf erreicht hat, über das neue VG-System beliefert. Zum Beispiel aus dem Tiefbrunnen in Bettingen, den die VG Bitburg-Land gemeinsam mit dem Kreiswasserwerk betreibt, und aus dem bis zu eine Million Kubikmeter Wasser pro Jahr gefördert werden dürfen. "Wir haben dann eine Ringleitung, die auf 100-prozentigem Stand ist, sagt Fritz Brüders Chef der VG-Werke. Zwar liefere die Flachquelle in Dudeldorf genug Wasser, um die drei noch von Erdorf abhängigen Gemeinden mit Wasser zu versorgen, doch so richtig gesund ist das Dudeldorfer Wasser auch nicht. Mit 44 Milligramm pro Liter sei der Nitratgehalt nahe dem Grenzwert (50 mg/Liter), sagt der Werksleiter. Die Dudeldorfer baden also im Grenzbereich, doch was ist mit den Erdorfern, oder viel mehr der Quelle im Ort, die bald nicht mehr gebraucht wird? Bis 2009 darf dort Wasser gefördert werden, und sollte die Stadt Bitburg auch weiterhin kein Interesse daran haben, die Quelle zu kaufen, "soll sie als Notversorgung erhalten bleiben", sagt Brüders. Das heißt: Interesse am Eigentümerwechsel der Quelle und damit der Ausweisung neuen Baulandes hat Bitburg schon, nicht aber daran, für etwas viel Geld zu bezahlen, was es 2009 fast für umsonst gibt.Stadt hat immer noch kein Kaufinteresse

Rund 320 000 Euro waren als Ablösesumme vor rund zwei Jahren im Gespräch, doch "vor 2009 ist Erdorf nicht bezahlbar" hatte Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit im Februar 2003 die Mehrheitsmeinung der städtischen Gremien zusammengefasst. "An der Situation hat sich bis jetzt auch nichts geändert", sagt Werner Krämer von der Stadtverwaltung zwei Jahre später. In Stadtratssitzungen sei der Kauf des Brunnens derzeit kein Thema. So wirklich froh ist mit der Erdorfer Anlage anscheinend keiner. Nicht nur das Wasser ist qualitativ minderwertig: Auch als Geldquelle war sie bisher nicht zu gebrauchen.

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