"Nach dem 20. geht gar nichts mehr"

Mehr als 1100 Menschen werden von der Bitburger Tafel mit Lebensmitteln versorgt. Dass es unter den Kunden auch welche gibt, die auf die Unterstützung möglicherweise nicht angewiesen sind, wissen auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter. An der Notwendigkeit der Einrichtung ändert das jedoch nichts.

 Nach dem Frühstück werden jeden Mittwoch die Regale und Kühlschränke mit den Lebensmitteln bestückt, die zuvor bei den Lebensmittelmärkten, Metzgereien und Bäckereien eingesammelt wurden. Insgesamt sind dafür jede Woche 60 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. TV-Foto: Uwe Hentschel

Nach dem Frühstück werden jeden Mittwoch die Regale und Kühlschränke mit den Lebensmitteln bestückt, die zuvor bei den Lebensmittelmärkten, Metzgereien und Bäckereien eingesammelt wurden. Insgesamt sind dafür jede Woche 60 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. Wer das kleine Büro der Bitburger Tafel betritt, hat die größte Hürde bereits hinter sich. "Über diese Schwelle zu kommen, kostet sehr viel Überwindung", sagt Tafel-Mitarbeiter Thomas Comes. Er kennt mittlerweile viele Menschen, die sich nach langem Ringen schließlich überwunden und in dem kleinen Büro einen Berechtigungsschein angefordert haben.

Vor zwei Jahren wurde in Trägerschaft der Caritas die Bitburger Tafel ins Leben gerufen. Seitdem werden Lebensmittel, die nicht mehr verkauft oder benötigt werden, gesammelt und ein Mal pro Woche gegen eine symbolische Gebühr von einem Euro an sozialschwache Bürger des Südeifelkreises verteilt. Viele Ehrenamtliche helfen, damit das Projekt problemlos funktioniert.

"Nach dem 20. eines Monats geht bei vielen gar nichts mehr", sagt Peter Berger, der wie Comes von der Notwenigkeit der Einrichtung absolut überzeugt ist. Auch wenn er sich in der Stadt hin und wieder anhören muss, dass es unter den Tafelkunden auch welche gebe, die von dem Angebot unberechtigt profitierten.

"Natürlich gibt es auch einige schwarze Schafe", sagt Berger, "doch die wurden ja zuvor schon von der Arbeitsagentur geprüft." Schließlich bekämen nur diejenigen eine Berechtigungskarte, die einen entsprechenden Einkommens- oder Sozialhilfe-nachweis vorlegten, erklärt Berger, der die "müßigen Diskussionen" leid ist: "Ich komme nicht davon ab, dass das Ganze etwas Gutes hat, vor allem, wenn ich sehe, wie viele Kinder da dranhängen". So seien es mehr als 400 Kinder, die über die Tafel mitversorgt würden, und davon allein fast 200 in Bitburg.

"Es steckt oft mehr dahinter als nur die Armut", sagt Thomas Comes. "Wir sind zwar keine ausgebildeten Psychologen, aber viele sind froh, wenn sie hier mit jemandem über ihre Probleme reden können", fügt er hinzu. Denn hinter einem Kunden verberge sich auch immer ein Schicksal - auch wenn das Außenstehende manchmal anders sähen.

"Jeder Kritiker sollte froh sein, dass er Arbeit hat", sagt Comes. "Das Blatt kann sich sehr schnell wenden, und wir kennen hier in der Tat viele solcher Fälle." Extra Zahlen zur Tafel: Mit den mehr als 470 Berechtigungsscheinen, die derzeit verteilt sind, werden insgesamt rund 1100 Menschen, davon rund die Hälfte aus Bitburg, mit Lebensmitteln versorgt. Fast drei Viertel der Tafelkunden sind Hartz-IV-Empfänger, 17 Prozent sind Rentner und der Rest Menschen mit geringem Einkommen oder Sozialhilfeempfänger, Asylbewerber und Obdachlose. Unter den 470 Berechtigten sind 100 allein erziehende Frauen. Bis zu 2500 Kilogramm Lebensmittel werden an einem Ausgabetag verteilt, und jede Woche sind von den insgesamt 95 ehrenamtlichen Helfern 60 im Einsatz. Das entspricht einer jährlichen Gesamtleistung von 8700 Stunden. (uhe)

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