Nach zwölf Jahren reif für die Hochzeit

Lange war die Volksbank (Voba) Bitburg in Dudeldorf auf Freiersfüßen und liebäugelte mit der Raiffeisenbank Östliche Südeifel (Rös). Nach der geplatzten Banken-Hochzeit 1997 soll die Fusion der Genossenschaftsbanken nun unter Dach und Fach gebracht werden. Eine Liebe auf den zweiten Blick.

Bitburg. "Die Zeit ist reif": Das ist die einhellige Meinung, die die Vorstände Peter Bersch und Andreas Theis (beide Voba Bitburg) sowie Holger Klein (Rös) gestern bei einer Pressekonferenz zu den Fusions-Plänen vertreten haben. Ziel ist es, Kräfte zu bündeln, Synergie-Effekte zu nutzen und dadurch Kapazitäten für neue Geschäftsfelder und Projekte zu schaffen. "Wir führen zwei Konten bei der Zentralbank, erstellen zwei Jahresabschlüsse, zahlen zweimal Prüfungskosten und schicken zu unseren Doppelkunden zwei Firmenberater", nennt Bersch Bereiche, in denen sich eine Fusion kostensparend auswirkt. Hintergrund sei auch, dass durch die Finanzkrise die Institute durch gesetzliche Vorgaben mit Kontroll-Auflagen belastet werden, die für kleine Regionalbanken kaum zu stemmen seien. Weiterer Effekt der "Vernunft-Ehe" für die kleinere Rös: "Wir haben derzeit eine Kreditobergrenze von 2,5 Millionen Euro. Das ist nichts, wenn man bedenkt, dass eine neue Maschine im Handwerk schnell eine Millionen Euro kostet. Deshalb haben wir ohnehin bereits mit Nachbar-Instituten wie der Voba zusammengearbeitet", sagt Klein.

Die Entscheidung fällen aber letztlich die Mitglieder (siehe Extra). Vorausgesetzt, die stimmen der Fusion zu, wird die neue Bank "Volksbank Bitburg" heißen. Die zusammen rund 230 Arbeitsplätze und 29 Geschäftsstellen sollen erhalten bleiben. "Wir sind gegründet von Menschen aus der Region für Menschen in der Region. Und wir vertrauen auf diesen Grundsatz, nah am Menschen zu sein. Das unterscheidet uns von bundesweit agierenden Mitbewerbern", sagte Theis.

Durch die Banken-Ehe würde das größte genossenschaftliche Geldinstitut im Eifelkreis Bitburg-Prüm entstehen. Zum Vergleich: Die Volksbank Eifel-Mitte (Prüm und Gerolstein) schloss 2008 mit einer Bilanzsumme von 527 Millionen Euro, die Raiffeisenbank Westeifel (Arzfeld) erzielte 305 Millionen Euro. Regionweit wäre die fusionierte Voba Bitburg die drittgrößte Genossenschaftsbank nach der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank (Wittlich) mit einer Bilanzsumme von rund 755 Millionen Euro und der Volksbank Trier mit rund 590 Millionen Euro.

Für die einst angeschlagene Rös, die 2003 noch auf Garantien von 4,7 Millionen Euro bei der Sicherungseinrichtung angewiesen war, würde damit ein langjähriger Konsolidierungskurs im sicheren Ehe-Hafen mit einem starken Partner enden.

Meinung

Fusionen mit Feingefühl

Von Dagmar Schommer – Keine Frage, die regionale Verankerung ist die Stärke der genossenschaftlichen Finanz-Institute. Vor Jahren noch zierte sich die Raiffeisenbank Östliche Südeifel vor einer Fusion mit der Volksbank Bitburg - vor allem auch, weil sie einen Verlust des Dudeldorfer Einflusses in dem neuen Institut gefürchtet hat. Aber bei einem klaren Bekenntnis zur Regionalität und regionaler Verankerung geht es nicht um Dudeldorfer oder Bitburger. Die Menschen sind mobiler und bewegen sich in einem größeren Raum. Dem tragen die Banken Rechnung durch Fusionen mit Fingerspitzengefühl - so wie die der Voba mit Biersdorf in 2002 und Neuerburg (2006). Gemeinsam sind die Genossenschaftler im Südkreis besser aufgestellt und können Kunden und Mitgliedern mehr bieten. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die "Festung Irrel" fällt. d.schommer@volksfreund.deExtra

Zahlen und Fakten

Übersicht über die Eckdaten der Voba Bitburg und der Rös Dudeldorf vor und nach einer Fusion: Bilanzsumme: Voba: 400 Millionen Euro; Rös: 182 Millionen Euro; zusammen: etwa 583 Millionen Euro. Kundeneinlagen: Voba: 306 Millionen Euro; Rös: 142 Millionen Euro; zusammen: etwa 449 Millionen Euro. Eigenkapital: Voba: 25 Millionen Euro; Rös: zehn Millionen Euro; zusammen: 35 Millionen Euro. Mitglieder: Voba: 13 469; Rös: 5599; zusammen: 19 068. Kunden: Voba: 29 309; Rös: 14 233; zusammen: 43 542. Geschäftsstellen: Voba: 18; Rös: elf; zusammen: 29 in Dudeldorf, Bitburg, Welschbillig, Badem, Herforst, Zemmer, Orenhofen, Spangdahlem, Oberkail, Preist und Idenheim (bisher Rös) sowie Baustert, Bettingen, Bickendorf, Biersdorf am See, Bitburg, Bollendorf, Ehlenz, Körperich, Kyllburg, Malbergweich, Messerich, Mettendorf, Neuerburg, Oberweis, Rittersdorf, Seffern, Wissmannsdorf und die Jugendbank-Filiale "Freeway" in Bitburg (bisher Voba). (scho)

Fusions-Pläne

Die Vorstände der beiden Banken haben sich nach eigenen Worten vor vier Wochen ernsthaft nach der 1997 gescheiterten Fusion mit den Gedanken eines Zusammenschlusses beschäftigt. Anfang dieser Woche gab es erste Treffen der beiden jeweils neunköpfigen Aufsichtsräte von Voba und Rös, die Mitglieder wurden informiert. 1997 votierten die Mitglieder-Vertreter der Rös nicht mit der erforderlichen Drei-Viertel-Mehrheit. Geplanter Fusions-Ablauf: 30. November: Vertreterversammlung der Rös; 3. Dezember: Vertreterversammlung der Voba; 1. Januar 2010: Vollzugstermin der Fusion. Die neue Bank erhält die Bankleitzahl der Voba; der Aufsichtsrat soll aus sieben Voba- und fünf Rös-Mitgliedern bestehen. Der Vorstand bestünde aus Peter Bersch, Andreas Theis und Holger Klein. Der bisherige Rös-Vorstand Edwin Jacobs übernimmt als Prokurist den Aufbau des neuen Geschäftsfelds "Estate Planning", bei dem es um die Betreuung von Firmennachfolgen sowie Erbnachlässe geht. (scho)

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