Nachspielzeit für den Ring

Bitburg · Das ist knapp. Mit nur 15 Stimmen von CDU, Liste Streit, FBL und FDP bei zehn Gegenstimmen vor allem von Grünen und SPD hat der Stadtrat beschlossen, die Testphase für den Innenstadtring um sechs Monate zu verlängern. Freude kam dabei nicht auf - schon gar nicht bei den 50 Bürgern, die teils verärgert gingen.

Bitburg. "Was für ein Quatsch", sagt ein älterer Herr, als er kopfschüttelnd den Ratssaal verlässt. Wie rund 50 weitere Bürger hat er die Entscheidung zum Innenstadtring verfolgt. Mit dem Ausgang ist er alles andere als zufrieden. Der Ring geht in die Verlängerung. Ein Beschluss, der wohl nicht für Freude sorgt.
Applaus gab es von den Zuhörern für die Aussage von Bernd May (Grüne): "Der Test ist gescheitert. Wir sollten mit dem Ring Schluss machen." Gleichlautend war auch der Antrag der SPD, die einen Rückbau gefordert hat. Doch dafür gab es im Rat mit zehn Stimmen von SPD, Grünen sowie je einer von CDU und Liste Streit keine Mehrheit.Kritik an der Umsetzung


Während einige finden, dass Bitburg nie Verkehrsprobleme hatte, erinnern etliche Ratsmitglieder daran, dass es eben auch vor dem Ring nicht rund gelaufen ist. Michael Ludwig (CDU) argumentierte, dass der Verkehr angesichts von Bauprojekten am Spittel und Weiteren, die noch kommen werden, noch zunehmen wird: "Es geht nicht darum, den Verkehr für sechs Monate zu regeln, sondern ein Konzept zu entwickeln, damit es auch in zehn, 15 Jahren hier noch funktioniert." Rudolf Rinnen (Liste Streit) kritisierte, dass die Umsetzung des Rings "mangelhaft" gewesen sei, aber der Versuch dennoch grundsätzlich richtig sei: "Es kann doch nicht sein, dass wir einen Verkehrskollaps brauchen, bevor wir anfangen nachzudenken."
Dass der Ring an etlichen Stellen nicht optimal ist, ist auch bei den Befürwortern unumstritten. Mit 15 Stimmen von CDU, Liste Streit, FBL und FDP hat der Rat deshalb beschlossen, die Verlängerung der Testphase für Nachbesserungen zu nutzen. So sollen etwa die Parkplätze an der Römermauer wegfallen und die Bushaltestelle im Borenweg verlegt werden. Zudem wird auf Vorschlag der Liste Streit ein Planungsbüro beauftragt, Ideen zu entwickeln, wie das Ganze attraktiver gestaltet werden könnte. Da der Ring weniger Verkehrsfläche braucht, bietet er die Chance, Radwege, Baumreihen, Bänke oder Beete einzurichten.
Eine endgültige Entscheidung steht im zweiten Quartal 2015 an. Genauer wurde der Zeitpunkt nicht präzisiert.Meinung

Ein schweres Jein
Die Entscheidung ist alles andere als populär und wird keine Begeisterung auslösen. Bürger hatten in Unterschriftenlisten und mit Petitionen mehr als deutlich gemacht, dass sie gegen den Ring sind. Für sie war vorher alles besser. Doch der Verkehr lief in Bitburg auch vor dem Ring nicht rund. Es gab wunde Punkte, andere als heute. Bevor man das Kinde mit dem Bade ausschüttet, macht es durchaus Sinn, alle möglichen Missstände zu beheben, Verbesserungen umzusetzen und Pläne zu beauftragen, die das zeigen, was derzeit schwer vorstellbar ist: Der Ring könnte Bitburg optisch aufwerten. Das sollte rasch und zügig angegangen werden, denn die Geduld vieler Bürger ist am Ende. Ein Aufschub, der aus dem Provisorium klammheimlich eine Dauereinrichtung macht, wird keiner akzeptieren. Sichtbare und spürbare Verbesserungen aber könnten sehr wohl für etwas Ruhe beim Reizthema sorgen. d.schommer@volksfreund.deExtra

Sigrid Steffen (SPD): "Wir bekommen ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das wirkt doch so, als würden wir jetzt noch ein bisschen umbauen, dann noch ein bisschen - in der Hoffnung, dass die Bürger gar nicht merken, wenn der Ring am Ende bleibt." Paul Bies (Grüne): "Wer den Ring als Radfahrer nutzt, muss sehr wagemutig oder verrückt sein. In jedem Fall sollte er sich in Bitburg aber gut auskennen, sonst wird das nichts." Michael Ludwig (CDU): "Wir sollten den Versuch fortsetzen. Das machen wir nicht zum Spaß, sondern für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt." Winfried Pütz (Liste Streit): "Wir sollten den Test erst beenden, wenn wir alles ausgetestet haben. Der Urzustand war ja auch nicht völlig unproblematisch. Also kann ein Rückbau nicht zielführend sein. Dann haben wir die gleichen Probleme wie vorher." Inge Solchenbach (FBL): "Zu diesem Thema gibt es nur noch Weltanschauungen, die trennen. Wir sollten einen tragfähigen Kompromiss befinden." Rudolf Rinnen (Liste Streit): "Wenn wir jetzt alles zurückbauen, müssen sich wieder alle umgewöhnen und die Unfallzahlen gehen wieder nach oben." Waltraud Berger (Grüne): "Die Mehrheit der Bevölkerung und der Geschäftsleute ist gegen den Ring. Bitburg hat kein Parkplatzproblem. Und wir hatten auch vor dem Ring kein Verkehrsproblem." Marie-Luise Niewodniczanska (FDP): "Es ist wirklich bedauerlich, dass wir nie gezeigt haben, wie der Ring im Ausbau-Zustand aussehen könnte. Viele Menschen können sich nicht vorstellen, welche Chancen der Ring für eine Verschönerung der Stadt bietet." Bürgermeister Joachim Kandels (CDU): "Mir ist sehr daran gelegen, die beiden Lager zum Innenstadtring noch mal zusammenzuführen." scho

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort