Nächste Runde im Kampf um die Bitburger Dorfschulen

Oberkail · Flexible Betreuung und kein Sanierungsstau: Mit diesen Argumenten will die VG die Ministerin vom Standort Oberkail überzeugen.

 „Rettet unsere Schule“ steht an den Fenstern der Grundschule in Oberkail. Genau das versuchen Lehrer, Eltern, Ortsbürgermeister und Schulträger, indem sie ein Konzept entwickeln, dass die Bildungsministerin überzeugen soll. TV-Foto: Andrea Weber

„Rettet unsere Schule“ steht an den Fenstern der Grundschule in Oberkail. Genau das versuchen Lehrer, Eltern, Ortsbürgermeister und Schulträger, indem sie ein Konzept entwickeln, dass die Bildungsministerin überzeugen soll. TV-Foto: Andrea Weber

Foto: (e_eifel )
Nächste Runde im Kampf um die Bitburger Dorfschulen
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"Einwurftore gelten nicht", ruft einer der Jungs, die auf dem Schulhof in Oberkail kicken. Rund 40 Kinder flitzen über den Hof, spielen Fußball oder schaukeln. Ein paar Mädels sitzen auf der Tischtennisplatte aus Stein und plaudern. Ob die Kinder aus Oberkail in zwei Jahren noch auf ihrem Schulhof toben, steht in den Sternen. Beziehungsweise in den Leitlinien der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig. Sie prüft derzeit, ob es Sinn hat, 41 Grundschulen mit weniger als drei Klassen zu erhalten - oder zu schließen. Die Schulträger haben bis Ende September Zeit, ein Konzept vorzulegen, in dem sie begründen, warum eine betroffene Schule erhalten bleiben soll.

Flexible Betreuung, hervorragend funktionierende Inklusion, also gemeinsamer Unterricht für behinderte und nichtbehinderte Kinder, und eine sehr gute Kooperation mit der Kita: Das sind einige der Argumente, die die Verbandsgemeinde (VG) Bitburger Land in die Waagschale werfen will, um das Bildungsministerium vom Erhalt der Oberkailer Dorfschule zu überzeugen. "Wir haben hier außerdem keinen Unterhaltungsstau, die Schule ist in einem sehr guten Zustand", sagt der Beigeordnete Rainer Wirtz bei der Vorstellung des Konzeptentwurfs im Schulausschuss. Den hat die VG in Gesprächen mit Lehrern, Eltern und den Ortsbürgermeistern erarbeitet.

Die Mitglieder des Ausschusses sind sich einig, dass alles getan werden müsse, um die Schule zu erhalten. Mit der Entfernung zur nächstgelegenen Schule könne man nicht punkten, erklärt Wirtz. Die Fahrtzeit nach Kyllburg liege unter den 30 Minuten, die das Ministerium für zumutbar hält. Die Fließemer Ortsbürgermeisterin Anja Esch erzählt, wie froh die Familie eines sehbehinderten Mädchens sei, dass ihre Tochter in so eine kleine Schule gehen dürfe. In Oberkail finde sie sich gut zurecht und werde sehr gut integriert. Schulleiterin Sonja Vaupel zeigt den Anwesenden das Pult der Drittklässlerin, auf dem eine Kamera steht. "Damit kann sie sich das Tafelbild heranzoomen und Bücher vergrößern", erklärt sie.

Auch bei den Schulzeiten horchen die Mitglieder auf. Für die erste und zweite Klasse beginne der Unterricht erst um 8.40 Uhr, erklärt Vaupel. Berufstätige dürften ihre Kinder aber schon um 7.30 Uhr zur Betreuung bringen. "Das ist ein wichtiger Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf", sagt Wirtz.

"Die Organisation hier funktioniert super", bestätigt auch Lehrerin Kerstin Antony. "Wir betreuen je mit zwei Teilzeitkräften eine Klasse, dadurch fällt bei uns so gut wie nie Unterricht aus." Und wenn eine Lehrerin krank werde, wisse die andere immer, wo die Klasse dran sei. "Wir haben ja alle schon mal an größeren Schulen gearbeitet - da funktioniert das nicht so gut."

Ein weiteres entscheidendes Argument für den Erhalt der Schule sind laut Wirtz die Schülerprognosen. Ab 2020/21 könnten voraussichtlich wieder drei Klassen gebildet werden. In den letzten Jahren seien vermehrt junge Familien zugezogen. Ein Grund dafür seien die Kita und die Grundschule vor Ort. Die Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen bezeichnet Wirtz als "ganz vorbildlich". "Das ist hier natürlich optimal von der räumlichen Nähe her - eine Entfernung von 100 Metern: Besser geht's nicht."

Ob die Distanz so gering bleibt oder ob die Vorschulkinder ab 2018 nach Kyllburg zum Schnupperunterricht fahren müssen, entscheidet das rheinland-pfälzische Bildungsministerium. Der Schulausschuss spricht sich jedenfalls einstimmig für das Konzept aus.KommentarAm Kind darf nicht gespart werdenKindeswohl vor Spar-Parol: Dieser Spruch, den die Preister auf eines ihrer Plakate geschrieben haben, trifft es genau. Dass Schulen geschlossen werden, in denen die Organisation des Unterrichts zur Qual wird, ist verständlich und sinnvoll. Nicht nachvollziehbar ist, wenn Schulen, in denen Kinder laut Eltern und Lehrern optimal gefördert werden, und bei denen keine großen Sanierungskosten mehr anstehen, geschlossen werden. a.weber@volksfreund.de

Info

In der Eifel müssen neben Oberkail auch die Grundschulen in Preist und Karlshausen um ihre Existenz bangen. 20 Kinder, Eltern und Großeltern aus Preist haben mit Vertretern der Verbandsgemeinde Speicher vor dem Mainzer Landtag gegen die Schließung kleiner Schulen protestiert. Unterstützung bekamen sie von der Landtagsabgeordneten Julia Klöckner.

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