Nägel schlagen Alarm wie Bomben

BITBURG. An 300 Stellen auf dem Gelände des neuen Gewerbegebiets "Auf Merlick" suchte ein Bergungsdienst nach Bomben. Doch alles, was die Männer fanden, waren: Nägel, Hufeisen, Granatsplitter, Fahrradstangen - und ein Telegrafenmast.

 Auf der Suche nach Bomben: Norbert Gude (links) überprüft mit einem Eisendetektor die Fundstellen "Auf Merlick", die Olaf Schierenbeck (Mitte) zuvor mit einem Satelliten gesteuerten System ausfindig gemacht hat. Doch beim Graben findet Ralf Specht (rechts) nur Schrott.Foto: Dagmar Schommer

Auf der Suche nach Bomben: Norbert Gude (links) überprüft mit einem Eisendetektor die Fundstellen "Auf Merlick", die Olaf Schierenbeck (Mitte) zuvor mit einem Satelliten gesteuerten System ausfindig gemacht hat. Doch beim Graben findet Ralf Specht (rechts) nur Schrott.Foto: Dagmar Schommer

"Bomben-Alarm":Der Zeiger des mit Magnetfeldsonden ausgestatteten Eisendetektorsschlägt aus, ein lang gezogener Piepton erklingt - vielleichtverbirgt sich ein Blindgänger unter der Erde. Norbert Gude vomBremer Bergungsdienst Bitek geht die Stelle auf dem Areal des neuzu erschließenden Gewerbegebiets "Auf Merlick" noch einmal ganzlangsam ab und führt den Eisendetektor mit den Magnetfeldsondenvorsichtig über das Stoppelfeld. Sein Blick fixiert den Zeiger amScharnier des Geräts, der bei Eisenfunden ausschlägt. Magnetfeldsonde meldet "größeres Eisen-Objekt"

Die Kollegen unterbrechen abrupt ihre Plauderei, alle drei Bergungsdienstler spitzen die Ohren: Wieder piept es lang und deutlich, als Gude die Sonde über die mit einem gelben Fähnchen markierte Stelle führt. "Lange Töne sind ein Hinweis auf größere eisenhaltige Objekte. Das könnte auch eine Bombe sein", sagt der gelernte Feuerwerker. Bei kleineren Metall-Gegenständen würde der Eisendetektor nur kurz piepen.

Vorsichtig gräbt Ralf Specht mit einem Spaten an der markierten Stelle. Erleichterung beim Bergungsdienst: Ein paar Stahlnägel, die unter der Erde verstreut lagen, lösten den Alarm aus - kein Blindgänger. "Bei über 90 Prozent der Stellen, die wir kontrollieren, finden wir keine Bomben", erklärt Gude. Dennoch erfordert die Suche höchste Konzentration: "Wir haben auch mal wochenlang ein Gelände durchforstet. Nichts gefunden, außer Schrott. Und dann, auf dem letzten Quadratmeter: eine Bombe."

Rund sieben Quadratmeter des neu zu erschließenden Gewerbegebiets "Auf Merlick" gehen Gude und seine Kollegen Punkt für Punkt ab. Ausgestattet mit einem GPS (Global Positioning System) im Rucksack visiert Olaf Schierenbeck die nächste Eisenfundstelle an. Über die Grafik auf seinem Handgerät lotst ihn das Satelliten gesteuerte System bis auf zehn Zentimeter genau zu den Eisen-Fundstellen, die der Bergungsdienst vorvergangene Woche auf dem Gelände ausfindig gemacht hat (der TV berichtete). Auf der Basis dieser Daten markiert der Bergungsdienst das Areal mit gelben Fähnchen.

Satelliten gesteuert zur nächsten Fundstelle

Die Anzeige auf Schierenbecks Handgerät lotst die Männer zur nächsten Stelle: 28 Meter Richtung Nord-Ost. Weicht Schierenbeck nur minimal von der mit einem Pfeil vorgegebenen Richtung ab, korrigiert das System ihn sofort: Noch 18 Meter Nord-West - Schierenbeck hat sich zu stark nach Osten gewandt. Nach wenigen Minuten zeigt die Grafik ein kleines Kreuz: Bergungspunkt 121 ist aufgespürt und wird mit einem gelben Fähnchen versehen.

Wieder prüft Gude mit dem Eisendetektor die genaue Lage und Größe des noch verborgenen Fundstücks. "Das ist wichtig, damit wird nicht ein paar Zentimeter neben der Fundstelle anfangen zu graben und dabei mit dem Spaten eventuell auf eine Mine stechen", erklärt der Spezialist. Ein kurzer Piepton informiert den gelernten Feuerwerker, dass er auch an Punkt 121 wahrscheinlich keine Bombe zu erwarten hat. Specht gräbt ein verrostetes Rohrstück aus und wirft es zielsicher in einen Eimer, in dem die kleineren Fundstücke sammelt werden: Vor allem Nägel und Hufeisen finden sich darin - "Bauernschrott" wie Gude und seine Kollegen sagen.

Rund 300 Eisen-Fundstellen hat der Bergungsdienst "Auf Merlick" überprüft. Gefunden haben sie alles Mögliche - auch einen Telegrafenmasten an dessen Spitze noch Bandeisen war, Fahrradstangen und zahlreiche Granatsplitter, die jedoch nicht mehr gefährlich sind. Zufrieden stellt Gude nach zweieinhalb Tagen Blindgänger-Suche fest: "Wenn wir hier weg sind, kann mit gutem Gewissen gebaut werden." Vorausgesetzt, es tauchen nicht noch römische Siedlungsspuren auf, die ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums "Auf Merlick" vermutet (Bericht folgt).

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