Nah und frisch schließt Silvester - Rittersdorfer Lebensmittelgeschäft fällt weg

Rittersdorf · In Rittersdorf geht eine lange Tradition zu Ende: Marie-Theres Hülpes macht nach 50 Jahren ihr Lebensmittelgeschäft zum Jahresende zu. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

 Kundin Sarah Marder findet es sehr schade, dass Marie-Theres Hülpes den Laden schließt. „Dann muss ich wohl nach Bitburg fahren“, sagte die 21-Jährige. Sie hofft aber, dass sich vielleicht noch ein Interessent findet, der das Geschäft weiterführt. TV-Foto (2): Maria Adrian

Kundin Sarah Marder findet es sehr schade, dass Marie-Theres Hülpes den Laden schließt. „Dann muss ich wohl nach Bitburg fahren“, sagte die 21-Jährige. Sie hofft aber, dass sich vielleicht noch ein Interessent findet, der das Geschäft weiterführt. TV-Foto (2): Maria Adrian

Foto: (e_eifel )

Rittersdorf Die Eier kommen aus Niederstedem, das Fleisch aus Nattenheim und Spangdahlem, der Honig aus Landscheid, das Brot aus Biersdorf, die Nudeln aus Mayen und der Schnaps aus Rittersdorf. Marie-Theres Hülpes legt großen Wert darauf, in ihrem "nah und frisch"-Geschäft Produkte aus der Region anzubieten. Alle weiteren Waren bezieht sie von der Firma Peter Cames GmbH & Co KG aus Neuss, mit der sie schon lange gut zusammenarbeitet, wie sie versichert.
Marie-Theres und ihr Mann Friedel bieten in ihrem 160 Quadratmeter großen Laden in der Waxweilerstraße 1 in Rittersdorf ein komplettes Sortiment an. Da findet sich nahezu alles von Blumen bis Zeitschriften, von frischem Gemüse bis Tiefkühlpizza, von Getränken bis Zigaretten. Die Inhaberin backt auch Baguette und Brötchen selbst. "Damit die Leute was Frisches haben, wenn sie zum Beispiel eine größere Feier haben." Ansonsten sitzt Marie-Theres an der Kasse, kümmert sich um Bestellungen während ihr Mann Friedel für Kotelett & Co zuständig ist. "Die Fleischtheke macht mein Mann sehr gut", lobt sie. Und: "Damit machen wir 40 Prozent des Umsatzes".
Außer dem Ehepaar Hülpes arbeiten aktuell noch drei Teilzeitkräfte im Geschäft, in dem auch alle Leistungen der Post angeboten werden. Und es gibt einen Kaffee-Automaten - schließlich ist der Laden auch eine Art Treffpunkt im Ort. Über fehlende Kundschaft kann Hülpes nicht klagen. Nicht nur Ritttersdorfer kaufen bei ihr ein, sondern auch Menschen aus den umliegenden Orten, auch aus Bitburg, und natürlich Touristen. "Wir haben einen guten Kundenstamm", versichert die Rittersdorferin. Manche Kunden erzählen der Geschäftsfrau auch schon mal sehr persönliche Dinge.
Also alles gut mit der Nahversorgung in Rittersdorf? Ja, aber nicht mehr lange. "Am 31. Dezember ist Schluss", sagt Marie-Theres bestimmt. Ihre beiden Söhne haben sich beruflich anders orientiert, es steht also kein Nachfolger bereit, um die Familientradition fortzusetzen. In wenigen Monaten, am 1. Juli, hat die Rittersdorferin mehr als ein halbes Jahrhundert die Kundschaft bedient. "Ich habe mit 14 Jahren meine Lehre im Geschäft meiner Eltern angefangen", erzählt die 63-Jährige. Den Grundstein legten Josefine und Rudolf Schmitt 1956 zunächst mit einem Geschäft in der Prümer Straße, und ihre älteste Tochter Marie-Theres half schon bald mit. 1964 wechselten die Geschäftsleute in das Haus in der Waxweiler Straße 1. Da sie ihr Geschäft bereits um 7 Uhr öffnet, kommt die gelernte Kauffrau leicht auf einen 14-Stunden-Arbeitstag und das fünf Tage die Woche. "Früher ging das alles leichter, man wird nicht jünger. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr aufzuhören." Ihre Kunden sind zum Teil schon über die bevorstehende Schließung informiert. Viele sagen: "Das geht doch nicht! " Nach der langen Zeit als Geschäftsinhaberin wird ihr aber auch Verständnis für ihre Entscheidung entgegengebracht. Schließlich wird Hülpes am 4. April 65 Jahre alt.
"Es ist bedauerlich, dass der Laden und die Infrastruktur verloren gehen", sagt auch Walter Heyen, Ortsbürgermeister von Rittersdorf. Die Gemeinde habe da auch keine Ideen oder Möglichkeiten. Ein Dorfladen sei jedenfalls nicht im Gespräch. In Oberkail habe das ja nicht funktioniert, so Heyen. Der Ortsbürgermeister appelliert an Bürger, die vorhandene Infrastruktur auch zu nutzen, das sei letztlich entscheidend.
Marie-Theres Hülpes würde sich auch wünschen, dass das Geschäft im Ort erhalten bleibt. Natürlich sei es eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Neben den Personalkosten, den Ausgaben für die Waren, kämen auch noch Ausgaben für Versicherungen gegen Diebstahl und Vandalismus hinzu. Besonders ins Kontor schlügen aber die Stromkosten für die Kühlung. Nichtsdestotrotz wird sie weiterhin bis zum Ende des Jahres an der Kasse sitzen, Bestellungen aufgeben, für ihre Kunden da sein.
Und eines ist ihr schon jetzt ganz klar: "Am meisten werden wir mir die Leute fehlen.DAS GESCHäFT KANN GEPACHTET WERDEN

Extra

Wer Interesse daran hat, das Geschäft der Eheleute Hülpes zu pachten, meldet sich bei der Inhaberin unter Telefon 06561/4089 oder 0151/55426080.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort