Neubeginn unter Schmerzen

BITBURG. Monika Fink ist neue Kreisvorsitzende der Bitburg-Prümer SPD. Sie setzte sich gegen Birgit Nolte-Schuster durch, die kurzfristig ihre Kandidatur bekannt gegeben hatte.

 Unerwartet schwierige Wahl: Marlies Gillen sammelt den Wahlzettel von Alfons Pelletier beim SPD-Kreisparteitag ein.Foto: Harald Jansen

Unerwartet schwierige Wahl: Marlies Gillen sammelt den Wahlzettel von Alfons Pelletier beim SPD-Kreisparteitag ein.Foto: Harald Jansen

Das hätte sich Hubert Weis nicht träumen lassen. Vor fünf Jahre übernahm der Sozialdemokrat die damals mit regionalen Zwistigkeiten beschäftigte Partei. Nun hat das "Therapeutikum für die Partei" (Elke Leonhardt über Hubert Weis) den Vorsitz an die Landtagsabgeordnete Monika Fink weitergegeben, die nun ihrerseits Unstimmigkeiten der Partei mit der Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen (AGS) bereinigen muss. Ihrem Erfolg vorausgegangen war eine heftige Personaldiskussion. Denn wider Erwarten war Fink nicht die einzige Kandidatin für das Amt. Fritz Seibel (Ortsverein Schönecken) hatte die Prümer Ortsvereinschefin Birgit Nolte-Schuster als Kandidatin vorgeschlagen. Die Herausforderin begründete ihre Bewerbung unter anderem damit, dass sie mit dem Ablauf der Nominierung Finks nicht einverstanden gewesen sei. "Ich stehe hier, weil Rainer Hoffmann hier nicht steht", sagte Nolte-Schuster, die den Vorsitz der Abteistadt-Genossen erst vor wenigen Monaten übernommen hatte. Sie habe sich über die Kandidatenkür sehr geärgert. Der Arzfelder Kommunalpolitiker Hoffmann hatte - durchaus etwas verschnupft - nach "einer gewissenhaften Prüfung" Abstand von einer Kandidatur genommen (derTV berichtete). Die dem erstarkten Lager der AGS zuzurechnende Nolte-Schuster betonte, dass sie nicht angetreten sei, um ein Zeichen für eine Revolte zu setzen. Sie gab die Losung aus, dass von der Kreisebene mehr Impulse für die Ortsvereine ausgehen müssten, und sparte nicht mit Kritik an Hubert Weis, unter dessen Ägide die programmatische Arbeit zu kurz gekommen sei. Monika Fink hatte zuvor in ihrer Bewerbungsrede auf den Ausgleich mit allen Gruppen innerhalb der SPD gesetzt. Sie stellte fest, dass das lange dominierende Nord-Süd-Problem endlich gelöst worden sei. An Weis‘ Adresse gerichtet, meinte die Landtagsabgeordnete: "Ich werde vieles anders, aber vieles nicht besser machen." Zudem bedauerte sie die zwischenzeitlich eingetretene Funkstille zwischen ihr und Rainer Hoffmann, der lange Zeit als neuer Kreisvorsitzender gehandelt worden war. Eine herzliche Umarmung der beiden und ein anschließender Redebeitrag des Arzfelders legten den Schluss nahe, dass die Dissonanzen beigelegt sind. Hoffmann forderte dazu auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. "Wir wählen hier den Steuermann, arbeiten müssen wir alle", schrieb er den Delegierten ins Stammbuch. So versöhnlich gestimmt waren nicht alle Redner. Während sich die einen klar für Fink aussprachen, gab es auch den Wunsch nach einer neuen Art des Umgangs mit der Politik. Dem konnte sich die Mehrheit aber nicht anschließen. Mit rund 62,2 Prozent der Stimmen (38) gewann Fink die Wahl. Nolte-Schuster bekam 23 Stimmen (37,8 Prozent). Weniger umstritten waren die durch die Wahl Finks notwendigen Nachwahlen. Alois Pelletier wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden und Boris Hiltawski zum Beisitzer gewählt. Für die ehemalige Prümer Ortsvereinsvorsitzende Rosemarie Tobie, die die Partei verlassen hat, rückte Sylvia Mathey als Beisitzerin nach.Weis: Befremden über Graef und Billen

Zu Beginn des Parteitags hatte Hubert Weis in seiner Abschiedsrede den Genossen ins Gewissen geredet und den politischen Gegner attackiert. Der sonst als besonnen geltende Politiker äußerte sein Befremden über die Vorgänge bei der Nominierung seines Nachfolgers Bernd Spindler zum Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion. Landrat Roger Graef und Michael Billen hätten sich erdreistet, Spindler mit Konsequenzen für die Verbandsgemeinde Kyllburg zu drohen, wenn er den Vorsitz übernehme. Weiterhin nahm er für die SPD in Anspruch, die Diskussion über das Kreis-Engagement in Zweckverbänden losgetreten zu haben. Auch die Position zum Kreis-Archiv machte Weis wohl zum vorerst letzten Mal in seiner Funktion als Partei-Funktionär deutlich: "Der Kreis darf nicht als Investor auftreten, um für private Büroräume zu bauen." Das Anwesen in Bitburg sei überteuert gekauft worden und solle für noch mehr Geld in ein Archiv umgebaut werden, das niemand brauche und nur Folgekosten verursache.

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