Neue Wege für Frauen

PRÜM. (bec) Noch immer gelten technische Berufe als Männerdomäne. Eine Ausstellung zum Thema "Frauen und Technik - Chancen für die Zukunft" soll helfen, daran etwas zu ändern.

"Mädchen treffen noch viel zu selten eine Entscheidung zugunsten technischer Berufe", stellt Marita Singh bei der Eröffnung der Ausstellung in der Kreissparkasse Prüm fest. Die Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Berufsleben zu fördern und zu unterstützen. Dies ist das Konzept des "Gender-Mainstreamings", bei dem es nicht darum geht, Frauen zu bevorzugen. Vielmehr soll eine Gleichstellung der Geschlechter erreicht werden. Trotzdem ist oft auch eine gezielte Förderung notwendig, da Frauen in vielen Bereichen immer noch benachteiligt sind. Bürgermeister Aloysius Söhngen appellierte an die Männer, ihr Rollenverständnis grundlegend zu verändern. Ingolf Bermes, Direktor der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, forderte die Besucherinnen auf, das Vorurteil über mangelndes technisches Geschick der Frauen zu entkräften. Zu wenig Betreuungsmöglichkeiten

Manuela Belling vom Arbeitsamt Trier wies bei der anschließenden Podiumsdiskussion darauf hin, dass es im Kreis Bitburg-Prüm durchaus Arbeitsplätze im technischen Sektor gebe - auch für Frauen. "In unserer Region sind es andere Probleme, mit denen Frauen zu kämpfen haben. Zum einen ist es um die Infrastruktur schlecht bestellt, zum anderen gibt zu wenig ganztägige Betreuungsmöglichkeiten", erläuterte sie. Außerdem sei es schwierig, Mädchen für diese Berufe zu begeistern, da sie auch heute noch als "männliche" Arbeit dargestellt würden. Ein Thema, mit dem sich die rheinland-pfälzische Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, Malu Dreyer, auseinandersetzen muss. "Ich bin froh, dass Mädchen heutzutage schon ein großes Maß an Selbstbewusstsein besitzen. Schließlich ist es nicht einfach, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen", sagte die Politikerin. Ihr Ziel ist es, die Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen zu erhöhen: "Im vergangenen Jahr hat das Arbeitsministerium 14 Millionen Euro ausgegeben, um vor allem Frauen zu unterstützen." Denn diese hätten keinen Grund, sich beruflich hinter den Männern zu verstecken: "Frauen machen im Durchschnitt das bessere Abitur und den besseren Hochschulabschluss. Das ist ein unglaubliches Potenzial, das auf dem Arbeitsmarkt nicht genutzt wird", erläuterte die Ministerin. Gerade in technischen Berufen sieht sie Chancen für das weibliche Geschlecht: "Auf der einen Seite gibt es im Handwerk einen Mangel an Fachkräften, auf der anderen Seite viele qualifizierte Frauen." Dabei gibt es durchaus Arbeitgeber, die diese Qualifikationen zu schätzen wissen. Karin Plein führt gemeinsam mit ihrem Mann eine Gießerei, in der die Hälfte der Beschäftigten Frauen sind. Zwar seien Frauen in körperlicher Hinsicht manchmal benachteiligt, sie besäßen stattdessen aber viel mehr Feingefühl als Männer, sagte die Unternehmerin. Ihr Betrieb geht mit gutem Beispiel voran: "Bei uns gilt die Devise: gleicher Lohn für gleiche Arbeit." Dies ist noch nicht selbstverständlich. "Es ist erschreckend, dass Frauen für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 25 Prozent weniger verdienen", sagte Malu Dreyer. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Gewerkschaft Verdi setzt sich Irmgard Eifel für die Rechte der Frauen ein. "Die sozialen Sicherungssysteme sind bisher nur auf Männer zugeschnitten", kritisierte sie. Frauen müssten wegen der Kinder in ihrem Berufsleben Unterbrechungen hinnehmen. Dies schlage sich in der Rente nieder, erklärte Eifel, die als Chemotechnikerin selbst einen technischen Beruf erlernt hat. Malu Dreyer sagte zum Abschluss der Diskussion, dass in Bezug auf Gleichberechtigung noch viel getan werden muss: "Wir haben einiges erreicht, dürfen die Hände aber nicht in den Schoß legen. Frauen müssen ihre Chancen ergreifen und neue Wege gehen."

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