Neuer Weg in den Beruf

ZEMMER/SPEICHER. Der Kooperationsvertrag zwischen der Hauptschule in Speicher und dem Schönfelderhof (der TV berichtete) kommt ins Rollen. Im Juni startet der erste Schüler mit seinem Praktikum in den St.-Bernhards-Werkstätten.

Der Arbeitskreis Schule und Wirtschaft Bitburg informierte sich unter dem Vorsitz von Klaus Balmes aus Neuerburg auf dem Schönfelderhof in Zemmer über "Perspektiven der beruflichen Eingliederung". Schon 1997 gab es die erste Zusammenarbeit zwischen der St.-Michael-Hauptschule in Speicher und dem Schönfelderhof. Im Rahmen eines Arbeitslehrewettbewerbs, an dem sich die Hauptschule beteiligte, wurden zusammen mit den psychisch beeinträchtigten Menschen und den Schülern der Hauptschule im Holz- und Metallverarbeitungsbereich des Schönfelderhofes zwei Imbissstände gebaut. Damit erzielte die Hauptschule Speicher den ersten Preis im Bezirkswettbewerb und den zweiten Platz auf Landesebene. "Das haben wir nicht vergessen", sagt Michael Kardelky, "Drahtzieher" des Kooperationsvertrages und stellvertretender Schulleiter der Hauptschule Speicher. Der Weg der Zusammenarbeit war geebnet und seit dem 13. Dezember 2005 offiziell bestätigt. Mit der Vertragsunterzeichnung durch Kardelky und Werkstattleiter des Schönfelderhofes, Edgar Centurioni, werden Schüler der Schule in Speicher bevorzugt aufgenommen, ihnen wird gegebenenfalls ein Ausbildungsplatz angeboten. Auch so kann Integration von behinderten Menschen erfolgen, nämlich dann, wenn behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam arbeiten und sich möglicherweise in der Freizeit treffen. Auf dem altehrwürdigen Gelände, in unmittelbarer Nähe zu Zemmer und Orenhofen, widmete sich der Orden der Barmherzigen Brüder seit 1920 zunächst kranken und behinderten Menschen, egal welcher Form. Später kristallisierte sich ein festgeschriebenes Behinderungsbild heraus, der Bereich der Psychiatrie. War früher die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle des Schönfelderhofes, begann seit 1982 eine neue Richtung: Die Landwirtschaft wurde verpachtet und eine Schreinerei und Gärtnerei etabliert. Heute bietet sich den 80 Heimbewohnern ein vielfältiges Spektrum an unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Dazu gehören Holz- und Metallbau, Montage und Verpackung, Elektromontage, Bäckerei, Metzgerei, Wäscherei und Garten- und Landschaftsbau. Diese Vielfalt erlaubt es den St.-Bernhards-Werkstätten, gemäß dem Sozialgesetzbuch zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen sich als anerkannte Werkstatt zur beruflichen Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben zu profilieren. "Der Schönfelder Hof wird zunehmend zu einer temporären Station im Leben des psychisch kranken Menschen", sagt Centurioni - und das ist ganz im Sinne aller Beteiligten und wird durch das Modellprojekt Integrationsmanagement weiter unterstützt. Die kontinuierliche und systematische Umsetzung des Integrationsgedankens durch aktive Unterstützung und Trainingsangebote zeigt den Weg aus der WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen). Da der Schönfelderhof in verschiedenen Bereichen auch ausbilden darf, liegt nichts näher, als Schüler aus der Umgebung in diesen Betrieb zunächst als Praktikant aufzunehmen. "Wir sehen auch die gesellschaftliche Verpflichtung auszubilden", betont Centurioni. Außerdem sei es nicht schlecht, die etwaigen Auszubildenden vorher kennen gelernt zu haben. Diese Möglichkeit besteht ab Juni, wenn der erste Praktikant seine Arbeit in den St. Bernhardsstätten aufnimmt.

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