Neuerburger Stadtrat stimmt mehrheitlich für Idee eines Gesundheitszentrums - Marienhaus GmbH will Konzept umsetzen

Neuerburg · Viele Neuerburger sind erleichtert: Denn die Wackelpartie um die Nutzung des geschlossenen St. Josef Krankenhauses hat nun nach eineinhalb Jahren ein Ende. Der Stadtrat hat der Marienhaus GmbH den Auftrag erteilt, dort ein Gesundheitszentrum zu eröffnen.

Neuerburger Stadtrat stimmt mehrheitlich für Idee eines Gesundheitszentrums - Marienhaus GmbH will Konzept umsetzen
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Neuerburg. Die Ungewissheit, wie es mit der medizinischen Versorgung in Neuerburg weitergeht, hat ein Ende. Der Stadtrat Neuerburg hat sich am Mittwochabend für die Fortführung der Zusammenarbeit mit der Marienhaus GmbH entschlossen. Die Ratsmitglieder beauftragten das Unternehmen, hinter dem der kirchliche Träger Marienhaus Stiftung steht, das lang geforderte Gesundheitszentrum in Angriff zu nehmen (der TV berichtete).

"Diese Entscheidung ist die einzig vernünftige", sagt der Neuerburger Manfred Mundt, der die Ratssitzung verfolgt hat: "Jetzt geht es darum, diesen Entwurf vernünftig auszuarbeiten."
Gesundheitszentrum: Die Marienhaus GmbH beabsichtigt, in dem stillgelegten Krankenhaus St. Josef bereits heimische Ärzte zu konzentrieren und anzusiedeln. "Wir haben die Zusagen von zwei Allgemeinmedizinerinnen sowie einem Arzt der Fachrichtung Psychiatrie", sagt Vera Bers, Geschäftsführerin der Marienhaus Stiftung.

Noch weitere Gewerbetreibende und Dienstleister aus der Gesundheitsbranche sollen in dem Gesundheitszentrum im Erdgeschoss des Krankenhauses Platz finden. "Es laufen Gespräche mit einem Apotheker, einem Logopäden sowie einem Ergo- und Physiotherapeuten", so Bers. Ein Arzt ist längst vor Ort: Der Chirurg Ingvo Müller praktiziert bereits im Erdgeschoss und wird auch weiterhin im Haus operieren. Müller: "Wir müssen mit dem Gesundheitszentrum eine Attraktivität herstellen. Wo sich Ärzte ballen, dort sind Patienten, was wiederum andere Ärzte anzieht", erklärt Müller. So ein Gesundheitszentrum könne eine Sogwirkung entfalten.

Zeitplan: In wenigen Monaten werde mit den Umbauarbeiten begonnen, sagt Günter Merschbächer, Geschäftsführer der Marienhaus Kliniken GmbH. Einen konkreten Zeitplan könne man jedoch noch nicht vorlegen, sagt Bers, da zunächst die Förderung geklärt werden müsse.

Finanzierung: "Wir haben die Zusage des Landes und verschiedener Krankenkassen, sich an den Kosten des Projekts zu beteiligen. Die Gespräche laufen", erklärt Bers. Denn der Geschäftsplan für das geplante Gesundheitszentrum weist allein für die ersten fünf Jahre ein Defizit von 3,5 Millionen Euro auf. Mit wie viel der Steuerzahler letztlich dabei ist, was die Krankenkassen beisteuern und die Marienhaus GmbH selbst trägt, steht allerdings noch in den Sternen. Solch ein konkretes Zahlenwerk könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorlegen, so Bers. Einzig Landrat Axel Streit hat bislang eine Zahl genannt: Der Kreis wird sich mit 50 000 Euro beteiligen. Chirurg Müller: "Medizin auf dem Land rechnet sich nicht mehr. Da muss die Politik handeln."

Kritik: Frieder Rock, der von der Stadt engagierte Unternehmensberater, sieht das Konzept der Marienhaus GmbH allerdings stark verbesserungsdürftig. "Wir müssen die medizinische Versorgung in der Südeifel mittelfristig verbessern", sagt Rock.

Doch die Marienhaus GmbH konzentriere im Gesundheitszentrum nur Ärzte, die bereits ansässig seien. Mit dem Gesundheitszentrum entstehe zwar etwas Bewegung, so Rock. Doch im Endeffekt sei das nicht viel mehr als eine Art Umsiedelung bereits ansässiger Ärzte.

Dabei werde sich die medizinische Versorgung der Region in den nächsten Jahren weiter verschlechtern, da viele Ärzte in Rente gehen, sagt der Unternehmensberater. "Wir müssen einen Deal mit Fachärzten aus Prüm und Bitburg hinbekommen. Ihnen in Neuerburg für kleines Geld Räume zur Verfügung stellen, damit sie dort an einigen Tagen in der Woche praktizieren. Rock: "Damit hätten wir für Neuerburg und drum herum schon viel erreicht." Mit dem vorliegenden Konzept für ein Gesundheitszentrum, ist sich Rock sicher, schaffe man in Neuerburg jedoch nichts Neues.Extra

Unter dem Dach des kirchlichen Gesundheitsunternehmens Marienhaus Holding GmbH stehen 20 Krankenhäuser an 32 Standorten, 29 Alten- und Pflegeheime, fünf Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie neun Hospize und 20 weitere Einrichtungen. Hinter der Marienhaus-Gruppe steht der Orden der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, der 2011 die Marienhaus Stiftung gründete. Sie ist einer der größten christlichen Träger von sozialen Einrichtungen in Deutschland. Stiftungszweck ist die Förderung der Werke christlicher Nächstenliebe. cmo

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