Neuerburger machen Strom aus Abfall

NEUERBURG. Pionier sein in der Eifel. Das will die Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg. Mit dem Konzept des so genannten Blauen Turms, will sie Biomasse in Strom umwandeln.

Das Konzept ist neu in der Eifel. Nach Windkraft, dem Energieträger Holz und Biogasanlagen will die VG Neuerburg zusammen mit dem Architektenbüro "BGHplan" aus Trier das Konzept des so genannten Blauen Turms ins Neuerburger Land holen. Mit dem "Blauen Turm" kann durch Vergasung von Biomasse Strom gewonnen werden. Bundesweit gibt es mittlerweile mehrere "Blaue Türme". Der bekannteste steht in Herten (Nordrhein-Westfalen). "Das Verfahren hat sich bewährt", sagt Bernhard Gillich, Umsetzungsmoderator von" BGHplan". In der Eifel wäre es die erste Anlage dieser Art. Seinen Namen erhielt der "Blaue Turm" durch seinen Auftritt im Hertener Industriegebiet. Blau leuchtet er da in der Nacht. Was in Herten zur visuellen Marke wurde, ist in Neuerburg Verhandlungssache. Fest steht für Gillich: "Die Anlage muss nicht zwangsläufig blau sein oder leuchten." Vielmehr soll der 20 Meter hohe Turm so gestaltet werden, dass er sich natürlich der Landschaft anpasst. Aber was genau passiert mit der Biomasse im "Blauen Turm"? Im Gegensatz zur Biogasanlage wird das Gas im "Blauen Turm" nicht mit Hilfe von Bakterien gebildet, sondern durch Erhitzen von eiweißarmer Biomasse, sprich: Heckenschnitte, nicht verwertbares Heu, Gartenabfälle oder Schwachholz. Durch Erhitzen der klein geschredderten Biomasse entsteht zum einen Kohle, die für die Erhitzung der Biomasse benötigt wird, und zum anderen Gas, das wiederum ein Blockheizkraftwerk zur Stromerzeugung nutzbar macht und außerdem Kohlenstoffdioxid. Von dem farb- und geruchlosen Gas "entsteht aber nur so viel, wie die Pflanzen vorher aufgenommen haben", erklärt Gillich. Es ist deshalb für die Umwelt völlig unbedenklich. Umweltfreundliche Stromversorgung

Gerüche entstünden nur durch die angelieferte landwirtschaftliche Biomasse. Und die seien nicht anders als bei jedem landwirtschaftlichen Betrieb in der Gegend. Durch die Nutzung von Biomasse, könnten brachliegende Flächen in der Eifel nutzbar gemacht werden. "Landwirte haben die Möglichkeit, sich durch den Verkauf von Biomasse ein Zubrot zu verdienen oder sich die Biomasse-Produktion gar zur Haupteinnahmequelle zu machen", sagt Gillich. Mit den in der VG Neuerburg anfallenden Biomassen kann ein Biomasse-Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von fünf Megawatt betrieben werden. Etwa 3500 Haushalte können mit dem erzeugten Strom umweltfreundlich versorgt werden. Weiterer Bonus: Der blaue Turm schafft etwa 20 Arbeitsplätze. Ein in der Betreuung von regenerativen Energien erfahrener Investor ist offensichtlich bereit, einen "Blauen Turm" in der VG Neuerburg zu finanzieren und zu betreiben. Für eine Fünf-Mega-Watt-Anlage wird voraussichtlich eine Investitionssumme von etwa sechs Millionen Euro benötigt. Auf den Standort der Anlage wollen sich die Beteiligten noch nicht festlegen. Ein Kriterium steht aber bereits fest: Den Gemeinden, in denen der größte Bedarf besteht, will Gillich das Konzept vom Blauen Turm zuerst unterbreiten. Haben VG und "BGHplan" erst einen geeigneten Standort gefunden, winkt ein weiteres Ziel. Gillich: "Im Jahr 2009 wollen wir mit dem Blauen Turm ans Netz gehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort