Neues Denken für neues Wohnen

BITBURG. Wird die Fußgängerzone zur unbewohnten Flaniermeile, werden Kindertagesstätten zu Seniorenheimen? Wie ein lebenswertes Bitburg im Jahr 2020 aussehen kann, will der SPD-Ortsverein herausfinden. Deshalb wollen die Verantwortlichen eine Debatte über Zukunftsperspektiven der Stadt anstoßen.

Für den Seniorennachmittag der Stadt Bitburg wird 2020 die bis dahin wohl errichtete Stadthalle zu klein werden. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung wird die Zahl der mehr als 65 Jahre alten Stadtbewohner von 2351 im Jahr 2003 auf 3211 im Jahr 2020 anwachsen. Dafür wird im Gegenzug in den Kindergärten und Schulen der Stadt um so mehr Platz sein. Der Anteil der unter 18-Jährigen wird von 2662 auf 2254 Menschen sinken. Dieses aufgrund von Berechnungen vorhergesagte Szenario hat der SPD-Ortsverein zum Anlass genommen, eine Zukunftsinitiative "Bitburg 2020" zu initiieren. "Wir wollen einen Arbeitskreis gründen, bei dem alle interessierten Bürger mitarbeiten können", sagt Heiko Jakobs vom SPD-Ortsverein. Am Ende könnte ein ganzheitliches Stadtentwicklungskonzept stehen, das auf vier Säulen ruht: Zukunft für das Alter: Vor allem für das Wohnen im Alter sollen neue Antworten gefunden werden. Es werden weniger Kindergartenplätze und Schulen gebraucht, dafür um so mehr Betreuungsangebote. Zurück zur Mitte: Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem am Rand der Stadt Neubaugebiete ausgewiesen wurden, droht nun das Zentrum auszusterben. Deshalb sollen neue und lebenswerte Mittelpunkte geschaffen werden. Vorrang für Ökologie: Grünflächen in der Stadt und ein Grüngürtel um die Stadt sollen geschaffen werden. Zudem sollen regenerative Energien genutzt werden. Soziales Miteinander: Durch die vielen Neubaugebiete wurde das generationenübergreifende Miteinander behindert. Zukünftige Planungen sollen das Zusammenleben von Jung und Alt fördern. Wie das Zusammenleben neu definiert werden kann, wird Michael Blum am Donnerstag, 3. Mai, 19.30 Uhr, im Wirtshaus Zangerle berichten. Der Diplom-Soziologe ist der so genannte Kleine Bürgermeister des Schammatdorfs in Trier. Die seit 1979 in der Nähe der Abtei St. Matthias bestehende Siedlung hat 144 Wohnungen, von denen 44 barrierefrei gehalten sind. 280 Menschen aller Altersgruppen wohnen dort. Sie sind der Idee verpflichtet, eine neue Nachbarschaft mit hoher Kommunikation, Integration und Partizipation zu leben. Für den Bitburger Ortsvereinsvorsitzenden Heiner Gillen soll der allen Bürgern offen stehende Vortrag als Denkanstoß dienen. "Ich weiß nicht, ob ein Schammatdorf in Bitburg Sinn machen würde", sagt Gillen. Thomas Barkhausen glaubt auch eher daran, dass erst einmal kleinere Einheiten geplant und bezogen werden sollten. Housing-Dimensionen viel zu groß

Nichts halten in diesem Zusammenhang die Ortsvereinsmitglieder davon, aus der noch von US-Amerikanern genutzten Housing ein generationenübergreifendes Projekt zu machen. "Dafür sind die Dimensionen viel zu groß", sagt Gillen. Er befürwortet den Abriss der Wohnblocks nach dem Abzug der Militärs. Dies sei die beste Lösung für die wie ein Damoklesschwert über der künftigen Stadtwentwicklung schwebende Liegenschaft. Ansonsten drohe die Gefahr eines Ghettos an der Mötscher Straße. Ob vielleicht auf dem geräumten Housing-Gelände Platz für ein im Rahmen der "Zukunftsinitiative 2020" erdachtes Projekt ist, hält Gillen dagegen für möglich. "Wir stehen aber noch am Anfang", sagt der Ortsvereinsvorsitzende, der großen Wert darauf legt, dass sich Verbände und soziale Organisationen in die Pläne für die Stadtentwicklung einbringen. "Es geht uns sicher nicht darum, dass das eine SPD-Veranstaltung bleibt", sagt der Ortsvereinschef.

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