"Nicht genügend Schüler"

Zu wenige potenzielle Schüler - laut rheinland-pfälzischem Bildungsministerium ein Hauptgrund dafür, dass es in Irrel und Speicher zum Schuljahr 2010/2011 keine Inte-grierte Gesamtschulen (IGS) geben wird. Der Kreis teilt die Auffassung des Landes nicht.

Irrel/Speicher. Ein Nein ohne Begründung: Einen Tag vor den Sommerferien lehnte das rheinland-pfälzische Bildungsministerium sowohl den Antrag der Irreler Franziskus-Grund- und Regionalschule sowie der St.-Michael-Hauptschule und der Simon-Salomon-Realschule aus Speicher ab, für das Schuljahr 2010/2011 an den Schulstandorten eine Integrierte Gesamtschule (IGS) einzurichten (der TV berichtete). Doch damit nicht genug: Die Betroffenen wurden außerdem im Unklaren gelassen, woran es denn gelegen hat. Erst jetzt wurde die schriftliche Begründung nachgeliefert.

Ob diese allerdings in Irrel und Speicher auf Verständnis stößt, ist fraglich: Beide IGS werden mit der Erklärung abgelehnt, dass die Jahrgangsstärke in den Grundschulen unter 100 Schülern liege - vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sei diese Zahl "problematisch". "Wir haben für beide Standorte die Antragsvoraussetzungen erfüllt", heißt es dagegen in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung. Dazu gehören auch die für einen vierzügigen Schulbetrieb notwendigen Schülerzahlen, die für die IGS vorgeschrieben sind: Mindestens 91 Anmeldungen müssen vorliegen. "Bei den Elternbefragungen in den zweiten und dritten Schulklassen hatten wir für beide Schulen deutlich über 91 Anmeldungen", sagt Gisela Mayer-Schlöder von der Kreisverwaltung. Laut Sabine Lucht, Pressesprecherin des Bildungsministeriums, ist aber nach Ansicht des Ministeriums bei den Elternbefragungen in Irrel und Speicher ein zu weiter Einzugsbereich berücksichtigt worden: "Da muss man genau schauen, woher die Kinder kommen." Während das "Nein" aus Mainz in Speicher noch mit den konkurrierenden gymnasialen Angeboten in Bitburg, Schweich und Trier-Ehrang begründet wird, spricht gegen eine IGS in Irrel laut Bildungsministerium zudem der zusätzliche Raumbedarf: Bis zu acht Millionen müssen investiert werden - ein Umstand, dessen man sich bei der Kreisverwaltung bewusst ist. "Dennoch wollten wir in Irrel diesen Weg gehen", betont Mayer-Schlöder, "denn es geht darum, auch in Zukunft konkurrenzfähige Bildungsangebote in der Fläche vorzuhalten." Noch im August soll es zu einem Gespräch mit der Schulaufsicht bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion kommen. "Da erhoffen wir uns, dass wir noch eine ergänzende Erklärung bekommen", sagt Mayer-Schlöder. Zudem soll ein Kompromiss gefunden werden, damit die IGS in Irrel und Speicher im Schuljahr 2011/2012 kommen kann.

Meinung

Unbefriedigend

Es war unbefriedigend, kurz vor den Sommerferien zu hören, dass aus einer IGS in Irrel und Speicher zumindest vorerst nichts wird - ohne zu wissen, woran es gelegen hat. Doch wer erwartet hat, dass er nach der Erklärung aus Mainz schlauer ist, hat sich geirrt: Die zu erwartende Schülerzahl sei zu gering, sagt das Ministerium, und glaubt, dass man in Irrel und Speicher bei den Elternbefragungen zu viele Kinder aus entfernteren Gemeinden einbezogen habe. Doch dass Kinder und Jugendliche beispielsweise aus der angrenzenden Verbandsgemeinde Trier-Land in Speicher und Irrel zur Schule gehen, ist ja schon jetzt Fakt und zahlreich der Fall. Insofern ist diese Begründung vom Land genauso unbefriedigend. n.ebner@volksfreund.de

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