Nicht schön, aber üblich

BÜDESHEIM. Naturliebe kontra Landwirtschaft: Die maschinelle Beschneidung einer Reihe von Bäumen außerhalb der Ortsgemeinde Büdesheim findet eine ehemalige Einwohnerin einfach entsetzlich. Das sei gang und gäbe, wenn auch nicht schön, sagt ein Sachverständiger.

Schön sehen sie nicht aus: Die Bäumchen im Talgrund "auf Erden" in Büdesheim bieten einen ziemlich traurigen Anblick. Ihre Äste sind zersplittert und abgeknickt. "Ganz übel" findet das Anne Heng. Die Malerin und Zeichnerin wohnt zwar nicht mehr in Büdesheim, hat aber dort ihre Kindheit verbracht und besuchte an Ostern ihre Eltern. In einem Brief an den TV schreibt sie: "Die Kronen einer Reihe von 15 Jahre alten Linden, etwa vier Meter hoch, sind einseitig zur Straße hin völlig zerfetzt worden." Die Äste seien nicht beschnitten, sondern heruntergerissen worden. Die Linde sei ein vitaler Baum, der einen sachgemäßen Rückschnitt gut vertrage. Bei solchen Rissen jedoch dringe Feuchtigkeit ein und die Linden faulten, befürchtet sie. Ihr Anliegen ist es, die Bäume, die das landwirtschaftlich genutzte Tal so wohltuend beleben, zu erhalten. Ortsbürgermeister Walter Schreiber versteht die Aufregung nicht ganz. Er sei von den Grundstückseigentümern aufgefordert worden, die Bäume zu beschneiden. Da sie außerhalb der Ortslage stehen, habe er sie, wie alle anderen Hölzer, die außerhalb wachsen, maschinell schneiden lassen. Er sei zwar kein Gärtner, Fachleute hätten ihm aber versichert, den Bäumen schade das nicht. "In 14 Tagen, wenn die Bäume ausschlagen, sieht man nichts mehr davon. Im Gegenteil, sie werden sich sicher noch schöner entwickeln als vorher", sagt er zuversichtlich. Unbestritten ist, dass die abgeschnittenen Bäume nicht schön aussehen.Gemeinden können sich Handschnitt nicht leisten

Aber schadet ihnen der maschinelle Schnitt auch? Experte Karl Steindorf aus Bitburg, der Gärtnermeister und Sachverständiger im Bereich Gartenbau ist, hat die Bäume zwar nicht gesehen, weiß aber aus Erfahrung, dass überall Hecken oder Bäume, die außerhalb der Ortslagen wachsen, maschinell beschnitten werden. Allein aus Kostengründen gebe es diese Praxis. Ihm persönlich tue es auch in der Seele weh, wenn er die Bäume hinterher sehe. Eingehen würden sie davon nicht, aber es tue ihnen auch nicht gut. "Ob man das schön findet, ist eine andere Sache", sagt er. Man müsse aber die Funktion sehen, für die eine solche Hecke oder Allee angepflanzt wurde. Oft dienen die Bäume nur als Windschutz. "Hühner werden auch geschlachtet, damit wir sie essen können. Das ist auch nicht mit dem Tierschutz vereinbar", sagt er. Man müsse auch verstehen, dass Gemeinden nicht das Geld hätten, um drei Mann eine Woche lang damit zu beschäftigen, eine Hecke zu schneiden. Wichtig ist es Anne Heng, dass die Aufmerksamkeit der Eifeler Bevölkerung wieder auf die Tatsache gelenkt wird, dass die umgebende Natur einer Pflege bedarf, die angemessen ist. "Zunehmend überdüngte Grünflächen ohne Blumen und Kräuter lassen mich schon sehr sehr wehmütig an die Blumenwiesen meiner Kindheit denken", schreibt sie. Eifelecho: Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Haben Sie Verständnis für den Einsatz von Maschinen beim Baumschnitt oder finden Sie es unerträglich, wenn Bäume auf diese Art beschnitten werden? Mailen Sie Ihre Meinung mit Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnorts an eifel-echo@volksfreund.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort