Was wäre passiert, wenn sich Michael im Schutz eines Gurts befunden hätte; so, wie er es ist, wenn er im Auto seiner Eltern sitzt? Vermutlich wäre der Junge mit einem Schock und ein paar Quetschungen an der Brust davon gekommen. Und: Ihm wären qualvolle Schmerzen erspart geblieben, böse Träume, eine aufwändige Genesungsphase und den Eltern die Stunden der Angst, in denen sie befürchten mussten, dass ihr Kind sterben könnte. Doch alle Hypothesen bleiben am Ende nutzlos. Vielmehr sind es finstere Fakten, die endlich offen aufs Tapet müssen, nachdem ein Kindergartenkind im überdimensionierten Schulbus Geschoss und Opfer gleichzeitig wurde, und es eine Frage der Zeit ist, wann das nächste folgt. Während das Einzelschicksal nachhaltig schockiert, stimmt es umso befremdlicher, dass sich nach dem Drama von Oberweiler noch nicht ein einziger Politiker öffentlich mit dem Thema "Sicherheit von Kindern in Bussen" auseinandergesetzt hat. All jene, die sonst so gerne in der ersten Reihe stehen, wenn der Pressefotograf den Auslöser drückt, haben bisher geschwiegen. Doch wohl hoffentlich nicht, weil es sich hier "nur" um ein Kind handelt!? Die politische Handlungsunfähigkeit wirkt allerdings nach. Zwar kann man den Mandatsträgern mit viel Wohlwollen zugute halten, dass sie sich mit dem Thema nicht profilieren möchten. Doch wer glaubt das ernsthaft? Sicher ist unterdessen, dass dieses Thema für politische Geplänkel keinen Platz bietet. Deshalb ist es gut, dass der Elternbeirat das Heft nun selbst in die Hand nimmt. Vielleicht entdecken die Mandatsträger bei der Gelegenheit, dass sie demnächst gehörigen Gegenwind bekommen werden. Wenn nicht, dann sollten sie sich allerdings davor hüten, das Wort Familienpolitik künftig auch nur einmal in den Mund zu nehmen. m.reuter@volksfreund.de