Ökumene unterm Zwiebelturm

Brauneberg/Mülheim · Die Brauneberger Kirche wird von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt. Derzeit arbeiten sie Hand in Hand, um Spenden für die Sanierung zu bekommen. Helfen soll dabei auch ein ökumenisches Pfarrfest.

 Die Brauneberger Kirche ist eingerüstet. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Brauneberger Kirche ist eingerüstet. TV-Foto: Klaus Kimmling

Brauneberg/Mülheim. Wer mit verbundenen Augen durch die Lande fährt und die Binde in Brauneberg abnimmt, könnte beim Anblick der Kirche glauben, in Bayern zu sein. Denn das Gotteshaus hat einen Zwiebelturm, wie er südlich des Mains häufig zu sehen ist. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit. Die Kirche wird von katholischen und evangelischen Christen genutzt. Es gibt zwar getrennte Kirchenschiffe (siehe Extra) aber keine Berührungsängste. Im Winter haben die Katholiken den Teil der Protestanten genutzt. "Um Energiekosten zu sparen", sagt Thomas Berke, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Mülheim. Berke betreut auch Brauneberg. Die ökumenische Zusammenarbeit ist auch bei Schäden gefragt. Und da kommt es ganz dick.
Seit Monaten ist die Kirche eingerüstet. Saniert werden mussten beziehungsweise müssen vor allem der Turm, das Dach und der Dachboden. Unter anderem hat Hagel einiges an Schäden angerichtet.
Sanierung kostet 200 000 Euro


Die Sanierung kostet etwa 200 000 Euro Sanierung. Etwa 64 000 Euro davon übernimmt die Hagelversicherung. Die Restsumme wird im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel zwischen der katholischen Pfarrgemeinde Brauneberg-Mülheim und der evangelischen Kirchengemeinde Mülheim aufgeteilt (siehe Extra). Auf die katholische Seite entfallen somit 86 500 Euro, auf die evangelische 49 500 Euro.
Es haben sich zwei Förderkreise gegründet. Das sei aus juristischen Gründen notwendig gewesen, sagen Thomas Berke, Vorsitzender der evangelischen Förderer, und Beate Bauer, stellvertretende Vorsitzende auf katholischer Seite. Beide betonen aber, dass die Förderkreise zusammen tagen und alle Entscheidungen gemeinsam treffen. Um unnötige Bürokratie zu vermeiden, seien beide Gremien ohne eigenes Konto. Wer Mitglied in einem der Förderkreise werden will, ist mit einem jährlichen Mindestbetrag von 20 Euro dabei. Auf dem Konto der evangelischen Kirchengemeinde sind bisher etwa 2000 Euro an Spenden eingegangen, berichtet Pfarrer Berke. Auf dem Konto der katholischen Pfarrgemeinde sind nach Auskunft der Rendantur in Wittlich bisher etwa 1000 Euro zu verzeichnen.
Thomas Berke hofft, dass zumindest ein Zehntel der Kosten über Spenden aufgebracht werden kann. "Wir arbeiten Hand in Hand", betont Beate Bauer das gute Miteinander.
Hoffnungen setzen beide Seiten auf das ökumenische Pfarrfest am 16. und 17. August. Gefeiert wird auf dem Platz an der Touristinformation. Der einige 100 Meter entfernte Kirchenbau spielt dabei aber auch eine Rolle. In ihm beginnt am 16. August, 19 Uhr, ein Konzert. Mit dabei sind, das Männerquartett Brauneberg, der katholische Kirchenchor Brauneberg, der evangelische Kirchenchor Mülheim, der Gospelchoor Mittelmosel, der Flötenkreis Mülheimer Wind und der Organist Thomas Diedrich aus Piesport.
Wer unter dem Stichwort Sanierung Kirche Brauneberg spenden will kann dies bei der Sparkasse Mittelmosel tun: Katholische Pfarrgemeinde St. Remigius Brauneberg, Konto 63859, BLZ 58751230; Evangelische Kirchengemeinde Mülheim, Konto 80001043, BLZ 58751230.Extra

In den Orten der ehemaligen Grafschaft Veldenz, zu der auch Brauneberg und Mülheim gehörten, lebten katholische und evangelische Christen. Viele andere Orte waren mehr oder weniger rein katholisch oder rein evangelisch. 1680 besetzten die Franzosen die Grafschaft. Es entstand Streit über die Stellung der Katholiken in der Grafschaft. Ende 1684 kam ein Erlass heraus. Danach wurde in Ortschaften mit nur einer Kirche, wie in Brauneberg, diese zur Nutzung durch beide Konfessionen bestimmt. Dies änderte sich erst 1955. Da wurde beschlossen, das Gotteshaus aufzuteilen und baulich zu trennen. Ein Drittel des Gebäudes wird seither offiziell durch die evangelische Kirche genutzt, zwei Drittel von den Katholiken. Dies entspricht der Aufteilung der Baukosten der jetzigen 1777 fertiggestellten Kirche. Der pfälzische Hofbaumeister Franz Wilhelm Rabaliatti hatte die Pläne entworfen. Weil die Pfalz damals mit Bayern verbandelt war, bekam die Kirche einen Zwiebelturm. Die spannende Geschichte der Kirche, die natürlich auch ein Spiegelbild der Zeit ist, ist in einem Buch des Braunebergers Ernst Schiffmann nachzulesen: Die Simultankirche in Brauneberg-Dusemond. cb

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