Ohne Öffentlichkeit

Heute beschließt die Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg ihre Stellungnahme zum Schulentwicklungsplan. Auch wenn der Bürgermeister hierzu noch nichts sagen möchte - vermutlich wird darin stehen, dass Neuerburg sein Gymnasium behalten möchte und sich daneben eine Realschule plus wünscht. Auf Kritik stößt, dass all dies hinter verschlossener Türe diskutiert wurde und wird.

Neuerburg. Und mag es noch so zäh und komplex sein, das Thema "Schulentwicklungsplanung" beschäftigt nicht nur sehr viele Menschen, weil sie und ihre Kinder selbst direkt davon betroffen sind, sondern es bietet auch jede Menge Zündstoff. Heute wird der VG-Rat Neuerburg seine Stellungnahme zur weiteren Entwicklung der Schullandschaft in nichtöffentlicher Sitzung beschließen. Eine Tatsache, die Frank Müller, Bezirksvorsitzender der Jungen Union, kritisiert. "Das Thema betrifft die ganze Bevölkerung. Etwas so Wichtiges sollte öffentlich verhandelt werden.""Es war der Wille des Rates, das nichtöffentlich zu machen", sagt dazu VG-Bürgermeister Norbert Schneider. In der heutigen Sitzung gehe es ohnehin nur noch um Formulierungen. "Das, was wir wollen, ist vorher schon festgelegt worden." Allerdings ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Welche Stellung die VG nun bezieht, will Schneider indes nicht verraten, ehe der Rat sie endgültig beschlossen hat. Dennoch scheint es sich dabei um ein eher offenes Geheimnis zu handeln. "Wir wollen den Erhalt des Gymnasiums und eine Realschule plus mit einer gemeinsamen Orientierungsstufe", sagt Günter Scheiding, Leiter des Staatlichen Eifel-Gymnasiums Neuerburg, der in die Beratungen eingebunden war. "So etwas sollte öffentlich verhandelt werden"

Zudem sei beim Land beantragt, in Neuerburg ein sogenanntes Kolleg einzurichten, an dem ehemals Berufstätige ihr Abitur nachholen können. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Land zustimmt." Aus seiner Sicht spricht viel für dieses Modell: Eine Integrierte Gesamtschule (IGS) müsste der finanziell schwache Kreis finanzieren, das Gymnasium hingegen zahle das Land. Zudem geht Scheiding davon aus, dass die meisten Eltern das Gymnasium der IGS vorziehen würden. Bei diesem Modell würde Mettendorf wohl zur Dependance der Realschule plus. Eine Aussicht, von der Schulleiter Richard Begon gar nichts hält: "Die Realschule plus wird die letzte Schule in der Rangliste sein. Sie wird untergehen wie die Hauptschule auch." Er glaubt, dass der Ansturm auf die Gymnasien sich so noch verstärken wird. Viel lieber wäre ihm, wenn Mettendorf Teil einer IGS würde - wenn nicht in Kooperation mit Neuerburg, dann eben mit Irrel. So wäre damit zu rechnen, dass alle Schüler aus der Umgebung dorthin kämen und nicht nur jene mit Haupt- oder Realschulempfehlung. Auch was den Unterricht angeht, hält er die IGS für überlegen, denn sie biete mehr Möglichkeiten, auf die unterschiedlichen Leistungsniveaus der Schüler zu reagieren. Die Stellungnahme, die die Neuerburger heute beschließen, wird dem Kreistag vorgelegt, dessen nächste Sitzung viele mit Spannung erwarten. Denn am 16. Juni entscheidet das Gremium, wie die Zukunft der Schulen aussieht. Meinung Das Thema geht alle an! Keine Profilierungsnöte, kein Blatt vorm Mund, kein Zank in der Öffentlichkeit: Warum ein Rat manchmal hinter verschlossener Türe tagt, ist glasklar. Besonders, wenn das Thema heiß ist. Ebenso glasklar ist, warum das nicht ankommt: Die Bürger erfahren nicht, wie ein Beschluss zustande kam. Gerade bei der Schuldiskussion dürfte es verschiedene Meinungen gegeben haben. Doch wer war welcher? Und warum? Mag das für den Rat unbequemer sein - ein Thema, das so viele angeht, sollte öffentlich diskutiert werden. k.hammermann@volksfreund.de

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