Ohne Bus nix los - VG Bitburger Land berät über Bürgerbus

Bitburg · Die VG Bitburger Land möchte einen Bürgerbus einführen. Bei einer Infoveranstaltung im Rathaus haben Vertreter des Landes das Projekt vorgestellt.

 Nicht viel los: Im ländlichen Raum ist der öffentliche Nahverkehr oft eine recht trostlose Angelegenheit. Mit einem Bürgerbus ließe sich diese Situation deutlich verbessern. TV-Foto: Uwe Hentschel

Nicht viel los: Im ländlichen Raum ist der öffentliche Nahverkehr oft eine recht trostlose Angelegenheit. Mit einem Bürgerbus ließe sich diese Situation deutlich verbessern. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg "Alles das, was gut ist, gebe ich gerne weiter, und das, was nicht so gut gelaufen ist, muss ich Ihnen ja erst gar nicht zeigen", sagt Ralph Hintz. Der Mann aus der Verbandsgemeinde Langenlonsheim hat seine Erfahrungen gemacht. 2012 wurde in seiner VG ein Bürgerbus eingeführt. Hintz hat dieses Projekt von Anfang an betreut. Er hat in dieser Zeit viel gelernt. Und zwar so viel, dass er inzwischen als Berater für das rheinland-pfälzische Projekt Bürgerbusse tätig ist.
Gemeinsam mit Projektleiter Holger Jansen besucht und betreut er landesweit Gemeinden, die gerne ein Bürgerbus-Angebot einrichten würden. Und weil auch die VG Bitburger Land mit diesem Gedanken spielt, sind beide in das Rathaus gekommen, um das Projekt vorzustellen. Der Bürgerbus ist ein Angebot, das sich in erster Linie an alte Menschen richtet, die auf dem Land leben und dort auch mehr oder weniger festsitzen. Landesweit sind mittlerweile rund 50 dieser Busse im Einsatz.

Wie Hintz erklärt, läuft es in seiner VG so, dass der Bürgerbus inzwischen an drei festen Wochentagen fährt. Zusätzlich dazu gibt es an zwei Nachmittagen auch noch einen Telefondienst. Wer also beispielsweise einen Termin beim Arzt oder Frisör hat oder in die Stadt möchte, um einzukaufen, ruft einfach an, meldet seinen Bedarf und wird dann zur gewünschten Zeit abgeholt und anschließend auch wieder nach Hause gebracht.
Sämtliche Kosten, die für die Anschaffung und den Betrieb des Bürgerbusses anfallen, übernimmt die Verbandsgemeinde. Für die Beförderung und den Telefondienst sind ehrenamtliche Helfer zuständig. In der VG Langenlonsheim besteht dieses Team inzwischen aus 30 Ehrenamtlichen.

"Wir erhöhen damit ganz gewaltig die Lebensqualität der älteren Menschen", sagt der Bürgerbus-Beauftragte. "Und die Dankbarkeit dieser Menschen ist enorm." Anfangs, so Hintz, hätten die (überwiegend weiblichen) Fahrgäste diese Dankbarkeit vor allem durch selbst gebackenen Kuchen, Pralinen oder aber eine Flasche Wein zum Ausdruck gebracht. "Inzwischen aber haben wir in unserem Bus eine Spendenbox, das ist viel einfacher", erklärt er.
Dass das Bürgerbus-Angebot seiner VG auch genutzt wird, zeigen die mehr als 200 Stammkunden, die bislang annähernd 8000 Fahrten und die rund 2500 Euro, die jährlich in der Spendenbox landen. Rechnet man die Anschaffungskosten für den Bus nicht dazu, so liegt laut Hintz der jährliche Eigenanteil der VG bei weniger als 4000 Euro. "Und ich denke, dass ist eine Größenordnung, mit der auch die VG Bitburger Land gut leben könnte."
VG-Bürgermeister Josef Junk äußert diesbezüglich keine Bedenken. Zumal es bereits einen entsprechenden Beschluss des VG-Rats gibt. Da die VG Langenlonsheim lediglich über sieben Gemeinden verfügt, die VG Bitburger Land aber über 72, geht Junk aber davon aus, dass wahrscheinlich mindestens zwei Busse notwendig seien. Um ein solches Angebot zu ermöglichen, brauche das Bitburger Land somit also auch doppelt so viele Helfer wie Langenlonsheim, also mindestens 60, sagt Junk und wirft dann einen enttäuschten Blick auf die lediglich zwei Dutzend Bürger, die der öffentlichen Einladung zur Infoveranstaltung ins Rathaus gefolgt sind.

Die hohe Zahl der leeren Stühle zeigt, dass die Verwaltung mit mehr Bürgern gerechnet hat. Doch gibt es eben auch mindestens genauso viele Stühle, auf denen Menschen sitzen und aufmerksam zuhören. Viele melden sich zu Wort, zeigen sich sehr interessiert an dem Projekt und möchten es auf jeden Fall unterstützen. Und auch Uwe Weidenbruch, Beigeordneter der VG, zeigt sich sehr zuversichtlich: "Wenn wir allein in jeder Gemeinde nur einen finden, haben wir doch schon mehr als 70 Freiwillige zusammen."HELFER GESUCHT

Extra

(uhe) Rechtlich und finanziell steht der Einführung des Bürgerbusses nichts im Weg. Damit das Projekt allerdings auch umgesetzt werden kann, ist die VG auf ehrenamtliche Helfer angewiesen, die entweder als Fahrer oder aber für den Telefondienst zur Verfügung stehen.Für den Einsatz als Fahrer ist lediglich ein PKW-Führerschein notwendig. In den kommenden Wochen ist eine erste Planungsveranstaltung vorgesehen, bei der gemeinsam beraten werden soll, wie das Angebot im Bitburger Land (und gegebenenfalls bei einer Kooperation mit Bitburg auch in den Bitburger Stadtteilen) konkret aussehen könnte. Fachlich begleitet wird der gesamte Planungs- und Umsetzungsprozess von den beiden Bürgerbus-Beauftragten des Landes.

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