Ohne Pauken und Trompeten fehlt was

Bitburg-Prüm · Der Martinszug, die Kirmes oder die Vorweihnachtszeit ohne Musikvereine, das kann man sich kaum vorstellen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt es momentan 76 Musikvereine. Um bestehen zu können, leisten sie viel Jugendarbeit.

Bitburg-Prüm. Alte Kameraden, die James-Bond-Musik Skyfall oder Opern, die für Blasorchester arrangiert wurden - in den Musikvereinen des Landkreises ist eine enorme musikalische Bandbreite zu finden. Das ist eine der Veränderungen, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vollzogen hat. Josef Freichels, Vorsitzender des Kreismusikverbands Bitburg-Prüm, erklärt: "Durch das wesentlich breitere Repertoire müssen die Musiker flexibler sein, was aber durch die bessere Ausbildung möglich ist. Nur in wenigen Fällen spielen die Musikvereine heute noch zum Tanz auf." Aber es gibt sie noch, die Vereine, die neben anderen Stücken auch Tanzmusik spielen, beispielsweise die Büdesheimer Musikanten oder die Musikvereine aus Habscheid und Daleiden.
Spaß gehört dazu


Verändert hat sich auch in den vergangenen Jahrzehnten auch die Bereitschaft, sich langfristig an einen Verein zu binden. Das merken auch die Musikvereine, die, um ihre aktive Musikerzahl zu halten, viel Jugendarbeit leisten und die Gemeinschaft im Verein stärken. Josef Freichels: "Alle Musikvereine machen aktive Jugendarbeit. Sie bilden aus, und die Jungmusiker spielen in 20 Jugendorchestern, die aus Spielgemeinschaften verschiedener Vereine bestehen." Auch der größte Musikverein im Kreis, der Musikverein 1834 Prüm, macht eine aktive Jugendarbeit. 70 Musiker sind insgesamt in Prüm aktiv, zwei Jugendleiterinnen kümmern sich um die Jugend, die in der Blockflötengruppe, dem Vororchester und dem Jugendorchester zu finden sind. "Mit den Jugendlichen fahren wir zu Konzerten, aber auch schon einmal zu einem Fußball-Bundesligaspiel", berichtet Jürgen Zengerling, der erste Vorsitzende. Aber auch den Aktiven im Verein will man etwas bieten. Im vergangenen Jahr gab es beispielsweise einen Workshop mit dem Jazz-Posaunisten Joe Wulf. "Man muss Ideen haben und sich was einfallen lassen, damit die Musiker mit Spaß dabei bleiben", resümiert der Musikvereinschef.
In Baustert existiert momentan mit 18 aktiven Musikern der kleinste Verein. Auch dort wird aktiv Jugendarbeit betrieben, vier Jugendliche sind in der Ausbildung, und die haben auch die Möglichkeit in einem Jugendorchester zu spielen. Ein Zusammenschluss mit einem anderen Verein kommt für die Bausterter nicht infrage.
Lothar Hermes, erster Vorsitzender, erklärt: "Wir wollen hier im Ort bei den Veranstaltungen präsent sein und deshalb nicht fusionieren. Das haben wir im Verein gemeinsam beschlossen. Unsere Stücke haben wir nach unserer Besetzung ausgerichtet, wir verstehen uns gut und können so viel zur Kultur im Ort beitragen." Das sieht der Kreismusikverband auch so. "Es gibt im Kreis zehn Spielgemeinschaften, deren Vereine aber wirtschaftlich eigenständig geblieben sind. Wir sehen die Gründung von Spielgemeinschaften mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite ist dies oft die einzige Möglichkeit, den Verein überhaupt aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite geht damit aber in den einzelnen Dörfern ein Stück Dorfkultur verloren."
Extra

In 76 Musikvereinen musizieren momentan 3024 aktive Musiker. Rund 30 Prozent (924) sind unter 18 Jahren alt. Mehr als die Hälfte (1613) sind weniger als 27 Jahre alt. Zehn Musikvereine haben Spielgemeinschaften gegründet, und es gibt rund 20 Jugendorchester. Zu den beliebtesten Instrumenten gehören die Holzblasinstrumente, Altsaxofon und Klarinette. chb

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