Opern- und Jahrmarktsmusik für Orgel

Auch bei Orgelmusik gibt es Grund zum Schmunzeln. Dies belegte Reinhold Schneck aus Wittlich, als er im Rahmen der Bleialfer Kirchenmusik einen Abend mit ungewöhnlichen Kompositionen gestaltete.

 Klänge, die zum Schmunzeln verführten, entlockte Reinhold Schneck der Orgel in der Bleialfer Pfarrkirche. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Klänge, die zum Schmunzeln verführten, entlockte Reinhold Schneck der Orgel in der Bleialfer Pfarrkirche. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bleialf. Mit dem Titel "Orgelmusik ganz verschieden" hatte Dekanatskantor Reinhold Schneck aus Wittlich sein Konzert in der Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt in Bleialf überschrieben. Und in der Tat hatte er hierfür ein Programm zusammen gestellt, das die Orgelmusik in ihren unterschiedlichsten Winkeln ausleuchtete und vor allem zeigte, dass auch in diesem Genre Musik zu finden ist, die, zumindest aus unserer heutigen Sicht, mindestens zu einem humorvollen Lächeln führt. Der Besuch des Konzertes war erfreulich, insbesondere, wenn man bedenkt, dass wir uns im Endspurt der fünften Jahreszeit befinden, wo verständlicherweise nicht jedem der Sinn nach Orgelmusik steht. Sicherlich auch ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Serie der Bleialfer Kirchenmusik etabliert hat. Manch einer rieb sich verwundert die Augen, als er das Programm von Schneck studierte und den Namen Scott Joplin entdecken konnte. Sein "Maple Leaf Rag" fand sich in der Auflistung. Ragtime auf der Königin der Instrumente? Nicht alltäglich, aber machbar. Zumindest, wenn man, wie Schneck, das richtige Feeling für die Musik hat und auch mit der Registerauswahl bei der Interpretation umzugehen weiß. Wermutstropfen: Präludium kam bieder daher

Schneck hatte aber noch mehr zu bieten, als nur Joplin, bei dem man ja schon eine klangliche Vorstellung von dem hatte, was da erklingen sollte. Das Präludium in C-Dur von Johann Christoph Kellner, ein Enkelschüler von Johann Sebastian Bach, kam für ungeübte Ohren noch recht bieder daher. An ihm ließ sich aber sehr gut ablesen, welchen Weg die Orgelmusik nach Bach genommen hatte. Leicht und beschwingt, losgelöst vom tiefen Ernst und schon der Klassik zugewandt. Eine ganz andere Sprache kam bei Antonio Dianas "Rondo - Polonese" zum tragen, man fühlte sich in die italienische Opernwelt des 19. Jahrhunderts versetzt. Was für uns ungewohnt erschien, war in der damaligen Zeit völlig normal. Ebenso der F-Dur Marsch des Franzosen Louis James Alfred Lefébure-Wély, einem der beliebtesten Orgelvirtuosen seiner Zeit. Auch er gehörte den Tonsetzern an, die in erster Linie den klanglichen Effekt, den die Musik bei den Zuhörern bewirkte, im Auge hatten. Nach heutigem Empfinden fühlte man sich eher an einen Jahrmarkt erinnert, denn an ein Kirchenkonzert.Bachsche Orgelmusik wollte Schneck ebenfalls nicht fehlen lassen und nahm dessen dorische Toccata und Fuge, BWV 538, sowie die zweite Triosonate in c-Moll, BWV 526, in sein Programm auf. Hier zeigte sich, dass der Thomaskantor andere Anforderungen an seine Interpreten stellt. Insbesondere in der Triosonate touchierte Schneck mehr als nur einmal die Leitplanken, hatte Probleme, das Klanggefüge so erklingen zu lassen, wie Bach es damals aufgeschrieben hat. Das aber tat dem herzlichen und langen Applaus des Publikums für ein Orgelkonzert, wie man es nicht oft hören kann, keinen Abbruch. gel/bre

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