Per Anhalter quer durch den Ort

Spangdahlem/Speicher/Rittersdorf · Die Mitfahrerbank ist ein Renner: Mit einem türkisfarbenen Exemplar in Speicher hat vor zwei Jahren alles angefangen, mittlerweile gibt es sie in vielen Orten im Eifelkreis - und darüber hinaus. Und die Spangdahlemer haben das Konzept jetzt, sagen wir: etwas umgewandelt.

 Die Maibaum Jungen haben in der Nacht auf den 1. Mai ganz Spangdahlem mit neuen Mitfahrerbänken ausgestattet: etwa vor der Haustür des Bürgermeisters oder am Ortseingang. Von dort aus kann es losgehen: zum Metzger, zum Sportplatz oder zur Kneipe. TV-Foto: Eileen Blädel

Die Maibaum Jungen haben in der Nacht auf den 1. Mai ganz Spangdahlem mit neuen Mitfahrerbänken ausgestattet: etwa vor der Haustür des Bürgermeisters oder am Ortseingang. Von dort aus kann es losgehen: zum Metzger, zum Sportplatz oder zur Kneipe. TV-Foto: Eileen Blädel

Foto: (e_bit )

Spangdahlem/Speicher/Rittersdorf. Spangdahlem hat, wie mittlerweile fast alle Orte in der Verbandsgemeinde (VG) Speicher, Eifelkreis Bitburg-Prüm, eine Mitfahrerbank, und zwar zentral am Gemeindehaus. Das war den "Maibaum Jungen" aber nicht genug: Sie haben die Nacht auf den 1. Mai genutzt, um sechs weitere Bänke aufzustellen - "an strategisch wichtigen Punkten", wie Joachim Hansen, Mitglied der Arbeitsgruppe Mobilität der VG Speicher, vergnügt erzählt. Und damit "den innerörtlichen Verkehr deutlich verbessert." Nun können Fahrgäste sich quer durch den Ort mitnehmen lassen: vom Metzger zum Sportplatz und weiter zur Kneipe. Und natürlich haben es sich die "Maibaum Jungen" nicht nehmen lassen, auch vor der Haustür des Bürgermeisters eine Bank hinzustellen.
"Also ich wünsche den Jungs, dass die stehen bleiben dürfen und auch genutzt werden", sagt Joachim Hansen. Anruf bei Bürgermeister Klaus Rodens - der klingt ganz und gar nicht so, als wolle er die wieder abschaffen: "Eine super Idee! Wir hatten in kürzester Zeit eine Menge Spaß", erzählt er. Um drei Uhr sei er in dieser Nacht noch draußen vor dem Haus gewesen, habe aber nix entdecken können - und morgens stand dann da auf einmal die Bank. "Und die ist richtig schön!"
Nur positive Worte auch von der Frau, die die Mitfahrerbank erfunden hat: "Das ist doch eine schöne Auseinandersetzung damit", sagt Psychologin Ursula Berrens, die sich im Rahmen eines Projekts des Caritasverbands mit der Mobilität auf dem Land beschäftigt hat und auch an einem Konzept für die VG Speicher arbeitet. Allein dort stehen mittlerweile zehn türkisfarbene Bänke (die Hexennacht-Exemplare nicht mitgezählt): Drei in Speicher und jeweils eine in Auw, Preist, Orenhofen, Herforst, Spangdahlem und Beilingen sowie am Bahnhof. Zwei weitere sind in Kyllburg zu finden (allerdings in orange) und neuerdings auch eine in Rittersdorf.
Die Rittersdorfer haben das Speicherer Konzept übernommen, das ganz einfach funktioniert: Wer auf der Bank Platz nimmt und das Schild beispielsweise auf "Bitburg" umklappt, wartet auf einen Mitbürger, der auf seinem Weg dorthin anhält und dem Wartenden einen kostenlosen Platz in seinem Auto anbietet. Man kann aber natürlich auch einfach so auf der Bank sitzen: Dann sollte das Schild aber entsprechend eingestellt sein.
Wie viele Bänke es mittlerweile sonst noch gibt, "das weiß ich gar nicht genau", sagt Ursula Berrens. Das Interesse sei hoch, sie habe mehrere Anfragen. Es gebe viele Nachahmer auch in den anderen Bundesländern, beispielsweise in Graben-Neudorf in Baden-Württemberg. Auch in der Stadt Bitburg sei eine geplant. "Man kann ja auch nichts falsch machen mit dem Aufstellen einer Bank", sagt sie. "Die Idee ist so simpel. Und so charmant."
Das haben sich wohl auch die "Maibaum Jungen" gedacht - das sind Martin Kreutz, Richard Gerten, Johannes Gerten, Christian Liewer und Fabian Schmitt, die unterstützt wurden von der Tischlerei Ralf Hecker. Das sei viel Arbeit gewesen, wie Martin Kreutz erzählt: Die Bänke hätten sie in Garagen versteckt, "und dann haben wir sie mit dem Schubkarren nachts durchs Dorf gefahren."
Dieses Jahr hätten sie sich die Mitfahrerbänke zum Anlass genommen, "etwas auf die Spitze zu treiben" - doch die "Maibaum Jungen" sind längst schon bekannt für ihre Aktionen jedes Jahr zum 1. Mai. Für richtig gute, versteht sich. eib

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