Archiv Reste einer Phosphorgranate in Irrel geborgen

Irrel · Ein zischendes Geräusch und Rauch: Arbeiter haben am Dienstagmittag bei Baggerarbeiten an der Kreuzung der Haupstraße und der Ewerhardstraße in Irrel ein Phosphor-Granate gefunden. Inzwischen ist sie geborgen.

Es ist etwa 13.30 Uhr, als die Bauarbeiter das Zischen hören. Es kommt von irgendwo tief unter der Irreler Hauptstraße. Mit dem Bagger waren sie gerade an der Einmündung in die Everhardstraße zugange, als es anfängt, zu qualmen.

Die Schwaden kommen aus dem Erdreich. Irgendetwas muss die Schaufel der Maschine getroffen haben. Sie wissen noch nicht, dass es die Reste einer Phosphorgranate sind, als sie gegen 13.45 Uhr bei der Bitburger Polizei anrufen. Die verständigt den staatlichen Kampfmittelräumungsdienst.
Vor Ort bergen die Einsatzkräfte Splitter des Sprengkörpers. Die Granate selbst sei längst detoniert, erklärt Bombenexperte Horst Lenz. Aber der Phosphor halte sich im Boden. Wenn die Chemikalie an die Luft kommt, entzündet sie sich.

Genau das ist in Irrel passiert. Daher kommt das Zischen, daher kommt der Rauch. "Wenn man den einatmet, ist das nicht besonders gesund", sagt Lenz: "Aber das Zeug riecht auch unangenehm. Keiner, der bei Verstand ist, setzt sich dem lange aus."

Direkter Hautkontakt mit dem weißen Rauch kann außerdem zu schweren Verbrennungen führen. 50 Meter rund um die Stelle, wo die Granatensplitter lagen, hat der Räumdienst deshalb eine Gefahrenzone eingerichtet. Die dürfen nur Einsatzkräfte betreten. Umliegende Häuser müssen am Dienstag nicht evakuiert werden. Anwohner sollen Fenster und Türen aber geschlossen halten.

Im nächsten Schritt muss das kontaminierte Erdreich abgetragen und entsorgt werden. Dafür ist das Ordnungsamt zuständig. Lenz sagt: "Meine Kollegen bleiben nur vor Ort, damit alle die Nerven behalten." Um 17.30 Uhr endet der Einsatz. So teilt es die Polizei mit. Ein beauftragtes Unternehmen hat das vergiftete Material abtransportiert.
Doch wo kommen die Granatensplitter eigentlich her? Laut Lenz sind sie ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch Irrel wurde mit Kanonen beschossen. Phosphor-Sprengkörper wurden als sogenannte Nebelgranaten eingesetzt.
Der chemische Rauch aus den Gebinden sollte Truppenbewegungen verhüllen oder Feinde aus der Stellung locken. Wenn dabei auch noch etwas in Brand geriet: umso besser für die Angreifer.

Auch rund 70 Jahre später tauche Phosphor hin und wieder mal auf, sagt Lenz: "Das kann schon zwei- bis dreimal im Jahr passieren, dass es plötzlich irgendwo qualmt." Hintergrund: DIE PHOSPHORBOMBESchon im Ersten Weltkrieg wusste man um die Wirkung von weißem Phosphor. Aber erst im Zweiten setzte man die Chemikalie im großen Stil für Brandbomben ein - sowohl die Deutschen, als auch die Briten und Amerikaner. Deswegen schlummern im Erdreich der Bundesrepublik sicherlich noch so einige Blindgänger. Phosphor wird heute weiterhin, vor allem für Nebelgranaten und Bomben eingesetzt. Solche Waffen wurden im Irakkrieg 2004, im Libanonkrieg 2005 aber auch kürzlich in Syrien und dem Irak von der US-Air-Force eingesetzt.

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