Pilgern mit Kamera

SCHÖNECKEN. (kth) Zurzeit zeigt der Fotograf Sven Nieder im Foyer und Sitzungssaal des ehemaligen Alten Amtshauses in Schönecken eine Reihe außergewöhnlicher Fotos, die er auf dem Jakobs-Pilgerweg mit seiner selbstgebauten Spezialkamera festgehalten hat.

Zwei Mal hat der in Bielefeld lebende Foto-Designer den 800 Kilometer weiten Pilgerweg von Südfrankreich über Santiago de Compostella bis zum Kap Finisterre an der Atlantikküste zu Fuß zurückgelegt. Im Altertum und noch bis zur Entdeckung Amerikas galt das Kap im äußersten Nordwesten Galiziens als das Ende der Welt. Immer griffbereit in Nieders ansonsten spärlichem Pilgergepäck: eine hochwertige Leica-Kamera. Eingefangen hat er die Weite und Stille der französischen und spanischen Landschaften oder Impressionen von Ortschaften, Klöstern, Kirchen und Hospizen auf der Pilgerroute des christlichen Abendlands. Aber die ersten Aufnahmen genügten Nieder nicht. Der diplomierte Foto-Designer will mit seinen Bildern im Format 50 mal 50 Zentimetern Ausbrechen aus einer supermodernen Welt durch Verzicht auf Luxus den Weg der Jakobspilger zur Kathedrale von Santiago de Compostela und weiter zum Ende der Welt darstellen. Häufig sind dazu nur scheinbar Kleinigkeiten notwendig. Verwitterte Bruchsteingrottten am Wegesrand oder mit einfachen Feldblumen geschmückte schlichte Kreuze sind Beispiele dafür. Sven Nieder entschloss sich zu einem zweiten Pilgermarsch, auf dem er von seinem Vater Hans, ebenfalls Fotograf, begleitet wurde. Dafür baute der Foto-Designer eigenhändig eine so genannte Camera obscura. Das ist eine Lochkamera, wie sie schon von Leonardo da Vinci um das Jahr 1500 beschrieben wird. Mit diesem Urtyp der Kameratechnik erreicht der Fotograf eine gewollte Unschärfe von Aufnahmen. Der Betrachter der Schönecker Ausstellung ist geneigt, vor Aquarell-Bildern zu stehen. Mit dem Titel "Zu Fuß nach Santiago de Compostella und bis zum Ende der Welt" erscheint Mitte Mai 2005 ein Fotoband von Sven Nieder mit etwa 100 beeindruckenden Bildern. Der Designer lebt und arbeitet in Bielefeld. Seine Wurzeln liegen aber in der Eifel. Schon sein Großvater Hans war Fotograf in Birresborn. Dessen Fotoaufnahmen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind heute wertvolle Zeitdokumente. Öffnungszeiten der Ausstellung bis 17. April: mittwochs und sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr, für Gruppen nach Absprache unter Telefon 06553/3389.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort