Pilgerstab für Frauenschuh

PRÜM. Auf Anregung der Initiative Frauenschuh hat Valentin Dietzen eine Jakobs-Figur für den Hahnplatz modelliert. Die knapp zwei Meter große Statue wird am Kirmessonntag enthüllt.

"Ich bin so ein Allround-Handwerker", sagt Valentin Dietzen, Prümer Dachdeckermeister, 74 Jahre alt und mit künstlerischer Ader gesegnet: Er malt, modelliert und töpfert, "so, wie es kommt". Sein Material: Alles, womit er auch als Dachdecker - in der sechsten Handwerkergeneration übrigens - zu tun hatte: Bronze, Kupfer, Stahl. Oder Stein: In der Dachdeckerei, die heute Sohn Jürgen fortführt, ist gerade eine tonnenschwere Holzkiste aus Italien angekommen. Drinnen: ein Block aus Carrara-Marmor. Den hat Dietzen noch vor Ort bearbeitet, in Prüm sollen die Details herausgehauen werden. In Carrara hat er auch den 7,50 Meter hohen und 60 Tonnen schweren Block gesehen, aus dem das Porträt des jüngst verstorbenen Johannes Paul II. gemeißelt wird. "Das war sehr interessant", sagt er beim TV-Besuch in seiner Werkstatt. Auch die Lotharkrone, die seit Jahren den Hahnplatz ziert, stammt von Valentin Dietzen. Und jetzt der Jakobus: Knapp zwei Meter hoch wird die Figur. Bestellt haben sie die Damen von der Initiative Frauenschuh und die Herrschaften von der Pfarrgemeinde. "Weil seit vielen Jahren die Jakobuspilger zu den Basilikaführungen kommen und sich dort auch erklären lassen, was es mit dem Pilgerweg auf sich hat", sagt Frauenschuh-Vorsitzende Monika Rolef. Denn nicht nur der Karolinger-Clan hat in Prüm Spuren hinterlassen: Die Abteistadt ist eine bedeutende Station auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Nicht zuletzt die Geschwister Hansen weisen unermüdlich darauf hin, empfangen und betreuen durchreisende Jakobspilger. Bereits das ursprüngliche karolingische Kloster Prüm, so berichtet Monika Rolef, sei ab dem neunten Jahrhundert Zwischenstopp auf dem Pilgerweg gewesen - und mit bedeutenden Reliquien ausgestattet. Eine davon ist von durchaus schauriger Art: eine Hand des heiligen Jakob, vermutlich von der Pfalzkapelle Aachen nach Prüm überstellt. Die Bedeutung der Abteistadt als Pilger-Station wird deshalb am kommenden Kirmessonntag, 7. August, sichtbar herausgestellt - wenn der "Jakobus" von Valentin Dietzen auf dem Hahnplatz enthüllt wird: "Wir machen das gegen 11.30 Uhr, im Anschluss an das Hochamt", sagt Monika Rolef. Noch aber ist der heilige Mann nicht ganz zu Ende modelliert: "Ich bin im Moment dabei, die Schuhe fertig zu machen", sagt Dietzen. Ein bisschen mussten wir den Meister zum Fototermin überreden, denn vom Geltungsdrang mancher Kollegen ist Dietzen nicht befallen. Auch den Enthüllungstag wüsste er am liebsten schon hinter sich: "Künstler sind manchmal ein bisschen lichtscheu", sagt er. Erheblich stärker ausgeprägt ist bei ihm die Reiselust: Jedes Jahr fährt er zum Malen in ein anderes Land. Frankreich, Irland, Italien, Brasilien - dort haben sie ihm zuletzt eines seiner Bilder gleich abgekauft und unterm Äquator behalten. Sein neues Werk bleibt in der Heimat. Die bereits mehrfach an ihn gerichtete Frage, was denn nun demnächst am Hahnplatz aufgestellt werden soll, hat Dietzen übrigens mit Humor pariert, denn das Geheimnis sollte so lange wie möglich unter der Decke bleiben: "Ich habe denen gesagt: Demnächst kütt noch en Esel op den Hahn."

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