Pilze und Engelstrompeten

BITBURG. Mit zwölf Jahren die Zigarette und mit 16 der Joint: Experten diskutierten die "Drogenproblematik in unserer Gesellschaft" und suchten Ursachen und nach Auswegen.

In der heutigen Konsum- und Spaßgesellschaft lauern Drogen überall. "Kinder und Jugendliche - die wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft - verdienen in besonderem Maße unsere Unterstützung, da sie durch mangelnde Perspektiven und damit einher gehender Unzufriedenheit und Missmut besonders anfällig und gefährdet sind", sagte der Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef. Zur Situationsanalyse trafen sich Experten bei der "Gemeinsamen Gesundheitskonferenz der Kreise Bernkastel-Wittlich, Daun und Bitburg" im Haus Beda. Nach Grußworten von Ingo Brennberger, Drogenbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz, übernahm Michael Klein, Professor an der Katholischen Fachhochschule Köln, die Moderation der Konferenz. Die Drogenproblematik aus Sicht der Justiz erläuterte Werner von Schichau, Direktor des Amtsgerichts Bitburg.Schichau: "Teilweise verheerende Folgen"

Mit anschaulichen Beispielen berichtete der Jurist aus seiner alltäglichen Praxis vor Gericht: "Zwei Drittel aller meiner Fälle kommen aus dem Bereich der Betäubungsmittel (BTM) oder haben, wie die Beschaffungskriminalität, mit dem BTM-Umfeld zu tun." Zu den Hauptdrogen wie Cannabisprodukten, Heroin und Kokain zählt der Richter seit einiger Zeit auch die "Hexendrogen" wie "Engelstrompeten" oder auch "Fliegenpilze": "Sie haben teilweise verheerende Folgen. Denn die Wirkungen kann keiner hier genau abschätzen, da habe ich schon die schlimmsten Dinge gesehen." Kriminalhauptkommissar Hubert Lenz berichtete über die Situation in seinem Arbeitsgebiet und präsentierte erschreckende Zahlen: "Das Einstiegsalter sinkt immer weiter." Nach neuesten Studien beginnen Kinder im Durchschnitt mit 12,4 Jahren mit dem Konsum von Tabak, mit 13,8 Jahren steht dann der Konsum von Alkohol an und mit 16,5 Jahren haben die Jugendlichen den ersten Kontakt mit Cannabis-Produkten. Von rund 4700 Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren haben laut Statistik - bezogen auf die Kreise Wittlich und Bitburg-Prüm - 693 Kontakt mit illegalen Drogen. In seinem Referat ging Michael Klein auf die "körperlichen und psychologischen Folgen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen" ein. Vor allem das "Warum" erörterte der Professor. Nicht nur, "um cool zu sein", oder "weil es Freunde auch tun" griffen Jugendliche zu Drogen, viele Ursachen seien auch im Elternhaus zu finden. Der Leiter der Fachklinik Hanosiusmühle, Martin Ulmer, berichtete über Therapiemöglichkeiten.

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