Platzhirsche siegen

EUSKIRCHEN/COCHEM-ZELL. (red) In den Wahlkreisen 93 und 202 haben alte Bekannte das Rennen um die Direktmandate gemacht. Wolf Bauer (Euskirchen) und Peter Bleser (Brachtendorf) ziehen zum sechsten beziehungsweise fünften Mal als Direktkandidaten in den Bundestag ein.

Die eigentliche Überraschung des Wahlabends war, dass es im Wahlkreis 93 zunächst kein endgültiges Ergebnis gab. Ganz Nordrhein-Westfalen wartete auf die Resultate. Der Grund: In Wesseling und Euskirchen hatten die Zähler Additionsprobleme: Insgesamt mussten vier Stimmbezirke nachgezählt werden. Ein Euskirchener Stimmbezirk wurde sogar erst gestern um 14.30 Uhr ausgezählt. Fest stand dennoch: Es gibt einen klaren Sieger. Und der heißt erneut Wolf Bauer. Der Euskirchener Apotheker gewann den Wahlkreis 93 zum sechsten Mal in Folge. Er legte im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl sogar 1,5 Prozentpunkte zu. Kein Wunder, dass sich der 66-Jährige freute: "Das gute Ergebnis gibt mir einen weiteren Schub für meine Arbeit in Berlin." Dort wird auch seine Herausforderin Helga Kühn-Mengel (SPD) weiterhin aktiv sein. Sie zieht über einen Listenplatz in den Bundestag ein. Am Anfang kam bei der Brühlerin jedoch Panik auf. "Ich bin immer recht früh im Kreishaus. Das erste Ergebnis aus dem Südkreis wies 57 Prozent für die CDU und nur 26 Prozent für mich aus. Aber das hat sich dann ja noch geändert." Kühn-Mengel behielt in "ihrem" Rhein-Erftkreis in Brühl, Wesseling und Erftstadt die Oberhand im Vergleich zum Christdemokraten. Bauer siegte in allen Wahlbezirken des Kreises Euskirchen. Gabi Molitor (FDP) wird ihre Wahlpremiere in guter Erinnerung behalten. Die Erftstädterin freute sich: "Wir Liberalen sind jetzt die drittstärkste Kraft. Sollte es in naher Zukunft erneut Neuwahlen geben, steht sie erneut Gewehr bei Fuß: "Meine Kandidatur ist auf Langstrecke angelegt." Für den jüngsten Kandidaten, Arvid Bell (Grüne), hat es zwar nicht für einen Sitz im Parlament gereicht, doch seinen Studienplatz in Berlin hat der 21-Jährige sicher. "Das geht auch vor", sagte er. Er sei ein wenig traurig über die Stimmenverluste, aber dies wertet er auch als eine Folge des Bundestrends. Michael Faber (Linkspartei) gratulierte Wahlsieger Bauer und schenkte ihm eine Flasche Sekt. Als prickelnd erlebte Faber auch seine Premiere im Wahlkreis 93. "Das ist ein Achtungserfolg für uns. Wir kratzen mit den Zweitstimmen an der Fünf-Prozent-Hürde. Jetzt bekommt der Kreis einen roten Anstrich." Peter Bleser hat derweil erneut den Wahlkreis 202 (Kreis Cochem-Zell, Rhein-Hunsrück-Kreis, Teile des Kreises Bernkastel-Wittlich) gewonnen. Er zieht damit zum fünften Mal als Direktkandidat dieses Wahlkreises in den Deutschen Bundestag. Bleser holte 50,1 Prozent der Erststimmen. Vor drei Jahren waren es 48,8 Prozent. Dennoch musste die CDU bei den Zweitstimmen im Wahlkreis herbe Verluste hinnehmen. Sie kommt auf 42,4 Prozent, das sind 4,1 Prozent weniger als vor drei Jahren. Großer Wahlgewinner ist die FDP. Sie holt 13,7 Prozent, 2,8 Prozent mehr als 2002. Viele Stimmen ohne viel Wahlkampf

Auch im Kreis Cochem-Zell als Teil des Wahlkreises hat sich die politische Landschaft verändert. Konnte sich die Union früher über satte Mehrheiten freuen, so erhielt sie am Sonntagabend erstmals in ihrer Geschichte im Kreis Cochem-Zell weniger als die Hälfte der Stimmen. Im Vergleich zur Bundestagswahl vor drei Jahren verlor die CDU fünf Prozent. Dass die Union dennoch über eine große Basis im Kreis verfügt, zeigte das Erststimmenergebnis des CDU-Kreisvorsitzenden Peter Bleser, der immerhin 58,3 Prozent erhielt. Aus dem Stand auf über vier Prozent kam die Linkspartei, obwohl sie im Kreis keinen Wahlkampf machte. Und die FDP, die nur an einem Tag mit drei Info-Ständen im Wahlkampf präsent war, schaffte satte 13,2 Prozent. All dies sicher genug Stoff für die Parteien, über Wahlkämpfe und Präsenz vor Ort nachzudenken. In der Verbandsgemeinde Ulmen (Kreis Cochem-Zell) verbuchte die CDU 51,9 Prozent der Zweitstimmen. Die SPD holte 24,4 Prozent, die FDP 13,2 Prozent. Bündnis 90/Die Grünen kamen auf 3,4 Prozent, die Linkspartei ergatterte 4,2 Prozent.

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