Polizei ermittelt gegen Piloten

Ein Nattenheimer Bürger hat aufgrund der Flugmanöver über seinem Heimatdorf Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet. Während nun die Polizei ermittelt, stellt das Luftwaffenamt der Bundeswehr klar, dass es Verstöße gegen die fliegerischen Regeln nicht ahndet, sondern nur den verantwortlichen Dienstvorgesetzten informiert.

Nattenheim/Spangdahlem. Im Fall der vermeintlichen Scheinangriffe auf Nattenheim ermittelt nun die Polizei Bitburg. Wie Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach auf TV-Anfrage bestätigt, sei Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen Unbekannt gestellt worden. Urheber der Anzeige ist Peter Riegel. "In 27 Jahren habe ich so etwas nicht erlebt", schildert er seine Erlebnisse vom Dienstag. Er erwartet, dass die "Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden".

Fälle werden von Amerikanern bearbeitet



Gegen 18.30 Uhr hatte am Dienstag ein Militär-Jet mehrfach Nattenheim überflogen - in einer solchen Lautstärke, dass mehrere Einwohner die Polizei informierten (der TV berichtete).

Schnarrbach: "Wir ermitteln in der Sache und werden die Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft weitergeben." Im Zuge der Untersuchungen haben sich die Bitburger Beamten auch das unter www.volksfreund.de abrufbare Video eines Augen- und Ohrenzeugen angesehen. "Darauf lässt sich natürlich nicht erkennen, um welche Maschine es sich gehandelt hat", sagt Schnarrach. Die Polizei sei auf die Hilfe der Air-Force angewiesen. "Die Zusammenarbeit mit dem Flugplatz funktioniert normalerweise immer gut."

Luftwaffenamt informiert nur und verfolgt nicht



Die Staatsanwaltschaft Trier wird die Erkenntnisse der Polizei mutmaßlich den Militärs zur Bearbeitung weiterleiten. Auch das Luftwaffenamt der Bundeswehr wendet sich bei einer Verletzung der Flugregeln an die Air-Force. "Bei Verstößen gegen flugbetriebliche Bestimmungen wird die Verbandsführung informiert", sagt Oberstleutnant Hartmut Beilmann von der Pressestelle des Luftwaffenamts. Im Fall eines Jets vom Flugplatz Spangdahlem wäre das der Kommandeur des 52. Jagdgeschwaders. Seine Aufgabe ist es dann, den Fall weiter zu verfolgen - oder auch nicht. Rückmeldung über das Ergebnis der Untersuchung der Air-Force erhält das Luftwaffenamt nicht.

Im Internetangebot des Trierischen Volksfreunds unter www.volksfreund.de wird mittlerweile heftig über das Flugmanöver diskutiert. Die Bandbreite reicht von der Reaktion, den Vorfall "mal wieder in die Kategorie miefiges, provinzielles Kleinbürgertum in der Eifel einzusortieren" über "gefundenes Fressen für die, die gegen den Stützpunkt sind". Andererseits schreibt eine Leserin: "Es kann und darf einfach nicht angehen, dass die deutsche Bevölkerung solche Attacken ertragen und dulden soll" und "Solche Scheinangriffe (oder auch Abstürze wie zum Beispiel in Oberkail 2006) sind dann die Spitze. Sie lösen zu recht Angst aus."

Meinung

Wie einst in Hornberg

Betrachtet man es fatalistisch, so sind Flugmanöver wie in Nattenheim der Preis, der für die Präsenz der Air-Force in der Region zu zahlen ist. Denn: Wo geflogen wird, da ist es auch laut. Das entschuldigt jedoch nicht alle fliegerischen Manöver. Die Fliegerei hat sich an die geltenden Regeln zu halten. Die meisten Piloten tun das auch. Um so ärgerlicher ist es dann in einem Fall wie Nattenheim, dass noch nicht einmal überprüft werden kann, ob der Jet-Pilot zu tief unterwegs war, da die entsprechenden Daten fehlen. Deshalb wird die Untersuchung der Scheinangriffe auf Nattenheim ausgehen wie das Hornberger Schießen: Es gibt kein Ergebnis. Das ist alles andere als eine vertrauensbildende Maßnahme und auf Dauer nicht zielführend. Scheinangriffe auf Dörfer schwächen zudem die Position derer, die sich für den Erhalt der Spangdahlemer Air-Base einsetzen. Schließlich ist es inzwischen nicht mehr so, dass die Menschen in der Region bedingungslos "Hurra" schreien, wenn es um die Militärpräsenz der Amerikaner geht. Solche Flugmanöver wie in Nattenheim richten mehr Schaden an, als alle Host-Nation-Council-Aufkleber und Baseball-Mützen Sympathie wecken können. Eine Entschuldigung der Amerikaner für das Verhalten eines ihrer Piloten käme schon eher an. h.jansen@volksfreund.de

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