Prüfer am Lenker

Anlässlich seiner Herbsttagung in Bollendorf hat der Tourismus-Fachausschuss des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) den Sauertal-Radweg inspiziert. Dabei wurde geprüft, inwieweit die Strecke den Kriterien des Gütesiegels "ADFC-Qualitätsroute" entspricht.

Bollendorf. Was von den Planern gut gemeint ist, steht bei den Prüfern auf der Roten Liste: die Poller. Auf vielen Radwegabschnitten sollen sie verhindern, dass Autofahrer die Strecke nutzen. Doch Poller stellen nicht nur für Menschen am Lenkrad ein Hindernis dar, sondern auch für jene, die einen Lenker vor sich haben. "Es war früher eine gängige Meinung, dass sie sinnvoll sind", sagt Wolfgang Reiche, doch für Radfahrer seien die Pfosten äußerst gefährlich. "Gerade bei Gruppenfahrten kann es passieren, dass die Poller übersehen werden", sagt er, und größere Verletzungen seien da keine Seltenheit.

Wolfgang Reiche spricht aus Erfahrung. Er ist passionierter Radfahrer und darüber hinaus Leiter des Fachausschusses Fahrradtourismus im Bundesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Zwei Mal im Jahr treffen sich die Ausschussmitglieder zu einer Tagung, und dass es sie diesmal in die Eifel, nach Bollendorf, verschlagen hat, liegt unter anderem am Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein. Dieser hat in den vergangenen Jahren rund 20 Millionen Euro in die Umwandlung von ehemaligen Bahntrassen in Radwege investiert - und das auf einer Gesamtlänge von 600 Kilometern. Jetzt sollen diese Wege vom ADFC zertifiziert werden.

Und einen ersten Eindruck haben sich die Tagungsteilnehmer bereits am Freitag verschaffen können. Da waren sie nämlich auf dem Sauertal-Radweg und zum Teil auch auf dem Mosel-Radweg unterwegs, sind abwechselnd auf deutscher und auf luxemburgischer Seite von Bollendorf bis Trier gefahren, haben dabei vieles gesehen und notiert. Auch Karin Poell war dabei, und von den insgesamt fünf Sternen, die mit dem Gütesiegel "ADFC-Qualitätsroute" vergeben werden können, hat der Sauertal-Radweg auf deutscher Seite nach Poells bisheriger Einschätzung drei bis vier verdient.

"Wir haben an vielen Kleinigkeiten gesehen, dass hier eine Menge für den Radtourismus umgesetzt wurde", sagt das Ausschussmitglied, und dazu zählten unter anderem die Ortsschilder entlang der Route. Negativ seien ihr eigentlich nur "kaum nennenswerte" Kleinigkeiten aufgefallen, von denen die meisten mit wenig Aufwand behoben werden könnten. Und auch wenn für die Zertifizierung noch eine genauere Analyse notwendig ist, so ist Marc Bonny, bei der VG-Verwaltung Irrel zuständig für Tourismus, bereits jetzt dankbar für die Tipps der Tagungsteilnehmer. Einige davon möchte er gerne aufgreifen. Wie zum Beispiel Fahrradständer entlang der Route oder aber Schließfächer fürs Gepäck, damit die Radfahrer die Gegend auch zu Fuß erkunden können.

Extra "ADFC-Qualitätssiegel": Seit drei Jahren zertifiziert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club deutschlandweit Radwege. Mit dem Siegel "ADFC-Qualitätsroute" wurden nach Auskunft des Verbands bislang 15 Radwege ausgezeichnet. Beurteilt wird nach zehn Kriterien, zu denen unter anderem die Beschaffenheit des Radwegs zählt. Anhand der erreichten Gesamtpunktzahl erhält der geprüfte Radfernweg dann für drei Jahre die Bezeichnung Ein-, Zwei-, Drei-, Vier- oder Fünf-Sterne ADFC Qualitätsradroute. (uhe)

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