Präventiver Gegenschlag

TRIER. Vorletzter Verhandlungstag im Totschlagsprozess gegen drei Männer aus Bitburg vor dem Landgericht. Nach dem Willen von Staatsanwalt Peter Fritzen soll der Hauptangeklagte, ein 48-Jähriger, für vier Jahre ins Gefängnis. "Freispruch" fordert dagegen dessen Verteidiger Michael Quester.

Was genau geschah an jenem Samstagabend vor zweieinhalb Jahren in der Bitburger Echternacher Straße? Sicher ist nur: Es gab am Ende eines bereits Tage schwelenden Streits zwischen einer deutschen und einer türkischen Gruppe einen schwer verletzten jungen Mann. Ein Messer war dem damals 26-jährigen Türken fast 20 Zentimeter in den Oberbauch gestochen worden, hatte diverse Organe verletzt. Nur dank einer sofortigen Notoperation im Bitburger Krankenhaus kam das Opfer mit dem Leben davon. An den Folgen leidet der Mann noch immer. Wer aber hat damals zugestochen? Der Trierer Staatsanwalt Peter Fritzen glaubt, den Täter zu kennen: einen 48 Jahre alten Familienvater aus Bitburg. Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen soll der Mann seinerzeit einen "präventiven Gegenschlag" gestartet haben - Reaktion auf den unangemeldeten "Besuch" einer sechsköpfigen türkischen Gruppe. Wegen der schon Tage schwelenden Auseinandersetzung zwischen einer deutschen und einer türkischen Familie wollten sich die Türken angeblich nur mit der Gegenseite unterhalten. "Das waren alles selbst ernannte Peacemaker, die nur dahin gegangen sind, um Zoff zu machen", glaubt Rechtsanwalt Michael Quester, der den Hauptangeklagten verteidigt und sich jetzt fragt: "Was spricht eigentlich gegen die Aussage meines Mandanten?" Nach den Angaben des 48-Jährigen war er damals zumindest das erste Opfer des blutigen Streits. "Es klingelt an der Haustür, er macht die Tür auf, kriegt eine vor den Kopf und das war's", sagt sein Verteidiger. Wie das Messer in den Bauch des jungen Türken gelangte, kann sich der Familienvater demnach nicht erklären. "Er selbst hat zugestochen", behaupten dagegen das Opfer und sein Bruder. Das große Problem bei der Wahrheitsfindung: Die Tatwaffe fehlt. Und: "In dem Verfahren ist gelogen worden, dass sich die Balken biegen", behauptet zumindest Verteidiger Quester. Vier Jahre will Staatsanwalt Fritzen den Hauptangeklagten hinter Gitter schicken; Freispruch mangels Beweisen forderte er für die beiden mitangeklagten Söhne. Urteilsverkündung ist am nächsten Mittwoch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort