Prostituierte verklagt Bordell

Eine Prostituierte verklagt die Betreiberin eines Bordells im Altkreis Prüm und zwei ihrer Angestellten: Diese hätten sie misshandelt, bestohlen und um den Verdienst einer Nacht geprellt. Die Angeklagten bestreiten das. Die Verhandlung vor dem Bitburger Amtsgericht wurde ausgesetzt, im Oktober sollen neue Zeugen verhört werden.

Bitburg/Prüm. Vergeblich versuchte der vorsitzende Richter des Bitburger Amtsgerichts, Werner von Schichau, zunächst zu klären, um welche Art von Etablissement es sich denn beim Club der angeklagten Gerda P. handelt. Doch auf die Frage, was denn auf ihren Zimmern für Dienste angeboten werden, antwortete Gerda P. immer wieder nur, dass sie ja nicht dabei sei und deshalb dazu nichts sagen könne. Erst als von Schichau mit "Ich lass mich von Ihnen doch nicht verarschen" nachsetzte und nochmals fragte, ob es dort Sex gegen Geld gibt, sagte Gerda P.: "Ich nehme an, dass es so ist." Vor Gericht standen die Club-Betreiberin und zwei ihrer Angestellten - eine Table-Dancerin und ein Aufpasser, weil die Prostituierte Petra S. die drei angezeigt hat. Petra S. wirft den dreien vor, sie geschlagen, blutig gekratzt und getreten zu haben. Zudem sollen Gerda P. und die Table-Dancerin ihr 500 Euro aus der Handtasche gestohlen haben und ihr ihren Verdienst von einer Nacht im Juni 2003 vorenthalten haben. "Wenn ich kein Geld habe, gehe ich anschaffen"

Knapp 1000 Euro habe sie von einem Freier bekommen, doch bleiben wollte Petra S. in dem Club nicht: "Ich war nicht zufrieden mit den Verhältnissen dort, und eines der Mädchen erzählte, dass Gerda Drogen nimmt." Als sie sich entschied, den Club zu verlassen und um ihren Anteil vom Freier-Geld gebeten habe, habe Gerda P. nur gesagt: "Verpiss dich!" Weiter erzählt Petra S.: "Sie ist mir mit der Table-Dancerin aufs Zimmer gefolgt, und da haben die mein Gesicht zerkratzt, bis mir Blut die Stirn runterfloss und mir so heftig an den Haaren gezogen, das welche ausgerissen wurden, was sehr schmerzhaft war." Den Club, in dem sie eigentlich eines der Zimmer für 20 Euro die Nacht hätte mieten wollen ("Immer wenn ich kein Geld habe, gehe ich anschaffen"), wollte sie dann nur noch verlassen. Doch auf dem Weg zur Tür sei sie vom Aufpasser gepackt, getreten und geschlagen worden. Erst als Autos vorgefahren seien, hätten die drei Angeklagten schließlich vor der Clubtür aufgehört, sie zu traktieren. Petra S. rief die Polizei, die hätte ihr dann zur Anzeige geraten. Völlig anders hört sich die Geschichte aus Sicht der drei Clubmitarbeiter an, die weitestgehend gleich lautend erzählten: Die Prostituierte Petra S. hätte zunächst darum gebeten, dass man ihr das Taxi vom Bahnhof zum Club zahle, da sie kein Geld hätte. Zudem hätte sie Hunger gehabt, woraufhin ihr Essen angeboten worden sei. Trotz solcher Freundlichkeiten hätte sich Petra S. mehrfach über den vielen Zigarettenqualm im Club beklagt. "Die war am rumzicken, sagte: Hier kann man nichts verdienen, ich will nach Hause. Und dann hab ich gesagt: dann raus jetzt", erklärte Gerda P. vor Gericht. Zusammen mit der Table-Dancerin hätte sie prüfen wollen, ob Petra S. das Zimmer auch ordentlich verlässt. An einen Streit um die Hälfte der knapp 1000 Euro Freier-Lohn konnte sich keiner der drei erinnern. Gerda P.: "Es gibt bei uns keine Halbe-Halbe-Regelung. Keine Ahnung, wie sie dazu kommt, das zu behaupten." von Schichau gab sich damit nicht zufrieden: "Die muss doch mehr abliefern als 20 Euro fürs Zimmer. Erzählen Sie mir doch nichts, Sie sind doch kein Sozialamt." Die Angeklagten blieben aber bei ihrer Version. "Wenn ich sie gesehen habe, saß sie immer nur allein an der Theke", sagte denn auch die Table-Dancerin, die wie ihre Chefin daran zweifelt, dass Petra S. in dieser Nacht überhaupt Umsatz gemacht hat. Und der Aufpasser beteuert: "Sie wurde nur dezent nach draußen geschoben." Misshandlung, Diebstahl und Unterschlagung des Freierlohns bestritten alle drei.Wegen vieler offener Fragen setzte von Schichau die Verhandlung aus: "Das Gericht hat sich darauf verständigt, dass es noch Aufklärungsbedarf gibt." Die Verhandlung soll Anfang Oktober neu aufgerollt werden. Dann sollen unter anderem das Taxiunternehmen und der Polizist, der Petra S'. Anzeige aufgenommen hat, aussagen.

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