Querelen: Ortschef nimmt den Hut – Balesfeld sucht neuen Bürgermeister

Balesfeld · Weil ihm ein Bewohner das Regieren schwer gemacht hat, nahm Ex-Ortsbürgermeister Holm Flucke den Hut. Seit Juli fehlt der Gemeinde Balesfeld nun ein Ortschef. Der erste Beigeordnete hat die Geschäfte übernommen. Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters gibt es nicht.

Querelen: Ortschef nimmt den Hut – Balesfeld sucht neuen Bürgermeister
Foto: Christian Moeris
Querelen: Ortschef nimmt den Hut – Balesfeld sucht neuen Bürgermeister
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"Als Ortsbürgermeister ist es nicht so, dass man im Sessel sitzt und die Sonne scheint", sagt Holm Flucke. Betrachtet man seine sechs Jahre währende Amtszeit in Balesfeld in diesem Sinne, dann muss es wohl zum Schluss gedonnert und gehagelt haben. Glaubt man seinen Schilderungen, dann wird klar, dass ihm mehr oder weniger ein einzelner Bürger seine Arbeit als Ortsbürgermeister verleidet hat.
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sagt er, habe ihm jemand mit viel Hingabe einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine geworfen. Ralf Banz, der erste Beigeordnete, bestätigt das. Banz: "Ich hätte fast schon früher erwartet, dass er deshalb aufhört. Ich habe es kommen sehen." Der 51-jährige Ex-Ortsbürgermeister, der sich sechs Jahre ehrenamtlich für die Gemeinde eingesetzt hat, ist enttäuscht darüber, wie seine Arbeit behindert wurde - sei es der Umbau des Gemeindehauses oder die Verpachtung gemeindeeigener Grundstücke. Auch Beleidigungen habe er sich anhören müssen, sagt Flucke. Welche Ziele und Pläne der Störenfried dabei verfolgt haben könnte, darüber ist selbst Flucke ratlos. "Der wollte einfach nur Stunk machen." Weil letztlich der Dorffrieden darunter gelitten habe, sei er zurückgetreten. "Ich gebe mich nicht mit so einem Pipifax ab. Dafür ist mir meine Zeit zu schade. Mein Verstand hat mir einfach gesagt: Das ist Kindergarten", erklärt Flucke, der verheiratet ist und drei Kinder hat.

Beigeordneter kümmert sich

Seit er den Hut genommen hat, ist der Stuhl des Ortschefs unbesetzt. Nun kümmert sich Banz, der seit 18 Jahren das Amt des ersten Beigeordneten bekleidet, kraft seines Amtes um die Geschäfte der Ortsgemeinde. Für die Arbeit des Ortsbürgermeisters plane er einen Abend in der Woche ein. Da er wie etliche andere Bürger und Gemeinderatsmitglieder auch beim Umbau des Dorfgemeinschaftshauses helfe, komme er faktisch jedoch zur Zeit auf vier Abende in der Woche, an denen er sich für die Gemeinde engagiere.
Banz wäre froh, wenn Balesfeld wieder einen Ortsbürgermeister fände. "So viel kann ich schon mal sagen: Ich wäre kein Kontrahent, sondern würde den Kandidaten unterstützen."

Bislang verlief die Suche nach einem Freiwilligen jedoch ergebnislos. Für die im September anberaumte Wahl fand sich nicht mal ein einzelner Kandidat. "Die Leute interessieren sich nicht mehr so wie früher für die Politik und das Gemeinleben", erklärt sich Banz die Lage. Das sei mal anders gewesen.
Er könne sich noch an Zeiten erinnern, sagt der 47-Jährige, in denen sich bis zu 13 Kandidaten um das Amt des Ortsbürgermeisters beworben haben. Es habe sich ja auch einiges mit der Zeit geändert, meint er: "Die Bürokratie und die Verwaltungsvorschriften sind gewachsen und damit auch die Herausforderungen des Amtes."

Aber der erste Beigeordnete kann auch von amüsanten Momenten, die das Amt des Bürgermeisters bereithält, erzählen. "Da kommen Leute zu mir und sagen: ‚Da läuft ein Hund durchs Dorf' oder ‚Da fallen Äpfel auf mein Grundstück'."
Trotz der nun fast fünf Monate währenden Vakanz ist sich Banz sicher, dass sich auch für Balesfeld wieder ein Ortsbürgermeister findet. Die nächste amtliche Wahl wäre erst im Jahr 2019. Doch wenn sich vorher ein Kandidat fände, könnten die Einwohner kurzfristig um die Abgabe ihrer Stimme gebeten werden. Banz: "Da kommt irgendwann wieder einer. Sonst muss ich das wohl durchziehen. Aber damit muss man rechnen, wenn man sich um das Amt des ersten Beigeordneten bewirbt."

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