Rätsel gelöst

Ein bisher unbekanntes Foto der Bitburger Synagoge hat Forschungen des Leiters des Kreismuseums Bitburg-Prüm, Burkhard Kaufmann, zu deren Entstehungsgeschichte angestoßen. Vom 4. November an präsentiert das Museum die Ausstellung "Ansichten Jüdischen Lebens".

 Ausgehend vom historischen Foto, das Burkhard Kaufmann (links) zeigt, hat Hendrik Arz (rechts) ein Modell der Bitburger Synagoge gebaut. TV-Foto: Anke Emmerling

Ausgehend vom historischen Foto, das Burkhard Kaufmann (links) zeigt, hat Hendrik Arz (rechts) ein Modell der Bitburger Synagoge gebaut. TV-Foto: Anke Emmerling

Bitburg. (ae) Am 9. November jährt sich zum 70. Mal die Reichspogromnacht, in der auch die Synagoge in Bitburg verwüstet wurde. Das aber war nicht ihr Ende. Die Synagoge sei 1952 abgerissen worden, um einer Tankstelle Platz zu machen, berichtet der Leiter des Kreismuseums Bitburg-Prüm, Burkhard Kaufmann. "Wenn ein solches Gebäude verschwindet, verschwindet auch die Erinnerung", sagt er. In diesem Fall eine, die außer dem düsteren Kapitel des Antisemitismus einen überraschend positiven Akzent enthält: "Die Entstehung der Synagoge in Bitburg fällt in eine Zeit der von beiden Seiten vorangetriebenen Annäherung zwischen Christen und Juden", sagt Kaufmann, "ihre Blütezeit kündet vom gleichberechtigten Miteinander".

Einen ersten Hinweis darauf und gleichzeitig den Anstoß für neue Recherchen gab ein 2005 aufgetauchtes Foto von 1910. Es stammt aus der Sammlung historischer Postkarten mit Ansichten jüdischen Lebens von Gérard Silvain (Meudon bei Metz) und zeigt das intakte Gebäude in städtebaulichem Kontext. "Es illustriert, dass die jüdische Gemeinde einen festen Platz in Bitburg hatte", erklärt Kaufmann. Die Annäherung habe bereits in den 1840er Jahren begonnen.

Bei der Grundsteinlegung der Synagoge am 13. April 1877 konstatierte Festredner Michel Levy: "Es ist ein erfreuliches Zeichen von Toleranz und Humanität, dass eine städtische Behörde (…) das Bestreben ihrer Mitbürger anderer Confessionen zu würdigen weiß".

Der Urheber der Synagoge heißt Peter Josef Julius Wolff



Auch lobte er, dass Kreisbaumeister Peter Josef Julius Wolff in "uneigennütziger Weise den Plan angefertigt und auf jedes Honorar verzichtet" habe. "Damit ist das Rätsel um den Urheber der Synagoge gelöst", freut sich Kaufmann, der das Erscheinungsbild der Synagoge rekonstruiert hat.

Ein Modell davon hat Hendrik Arz, Auszubildender in der Schreinerwerkstatt im Europäischen Berufsbildungszentrum, angefertigt. Es wird zusammen mit Dokumenten zur Geschichte der Synagoge und der vom Dokumentationszentrum für Migrationen Dudelingen/Luxemburg aufbereiteten Sammlung von Gérard Silvain bis zum 15. Februar 2009 im Kreismuseum zu sehen sein.

Die Ausstellung wird heute, 4. November, um 19 Uhr eröffnet. Öffnungszeiten sind täglich außer dienstags von 14 bis 17 Uhr, ab Januar nur samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Für den Besuch von Schulklassen gibt es ein eigenes Angebot. Infos unter Telefon 06561/683888.

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