Raketen als Startsignal fürs Jugendtaxi

BITBURG/PRÜM. Wer sich nach der Silvesterfeier mit dem Taxi nach Hause bringen lässt, bekommt dafür unter bestimmten Voraussetzungen einen Zuschuss vom Kreis (siehe Extra). Die genaue Finanzierung ist allerdings noch umstritten.

Nach einer Grundsatzentscheidung des Kreistags im März beschloss der Kreisausschuss im November, flächendeckend das Jugendtaxi einzurichten (der TV berichtete). Hauptziel ist die Vermeidung von so genannten Disco-Unfällen, bei denen es immer wieder zu schweren Verletzungen oder Todesfällen kommt. Davon sind vor allem junge Menschen betroffen. Der Pauschalzuschuss von 1,50 Euro pro Heimfahrt soll ein Anreiz für junge Fahrer sein, ihr Auto stehen zu lassen, wenn sie Alkohol getrunken haben. Mitfahrer wiederum sollen unabhängiger von möglicherweise alkoholisierten Fahrern werden."Ich finde es geradezu lächerlich"

Jugendliche unter 16 Jahren werden nicht in die Förderung einbezogen, um keinen Anreiz für Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz zu schaffen. Die in den Verbandsgemeinden Prüm und Irrel bestehenden Jugendtaxi-Projekte laufen aus und werden durch das kreisweite Projekt abgelöst. Der Taxi- oder Mietwagenunternehmer lässt sich vom Berechtigten einen Mitfahrschein ausfüllen und unterschreiben. Vom Gesamtfahrpreis zieht der Unternehmer den Zuschuss ab und bekommt das Geld durch monatliche Abrechnung mit der Kreisverwaltung wieder. Die Kreissparkasse Bitburg-Prüm sowie die Volks- und Raiffeisenbanken haben eine Unterstützung in Aussicht gestellt, deren Höhe noch offen ist. Die Restkosten tragen der Kreis und alle sieben Verbandsgemeinden zusammen jeweils zur Hälfte. Beispiel: Bei Gesamtkosten von 15 000 Euro müssten Kreis und Verbandsgemeinden jeweils 7500 Euro zahlen. Zahlen die Sponsoren 5000 Euro, dann müssen Kreis und Verbandsgemeinden nur noch jeweils 5000 Euro zahlen. Alle Verbandsgemeinden haben einer Kostenbeteiligung gemäß ihrer Einwohnerzahl zugestimmt, nur die Stadt Bitburg will nichts zahlen. "Deutschland krankt am System der Mischfinanzierung", sagt Bürgermeister Joachim Streit auf TV-Anfrage. Er befürworte das Jugendtaxi. Die Jugendhilfe sei jedoch Sache des Kreises und könne über die Kreisumlage finanziert werden. Im städtischen Haushalt falle das nicht unter die Pflichtausgaben und könne deshalb für Bedarfszuweisungen nicht angerechnet werden. Auf der Tagesordnung einer Stadtratssitzung stand das Thema vor der Entscheidung auf Kreisebene nicht. "Ich kann dem Stadtrat nicht jeden Beschluss über einen dreistelligen Betrag vorlegen", begründet Streit das Vorgehen der Stadtverwaltung. "Ich finde es geradezu lächerlich, dass Joachim Streit meint, Deutschland ausgerechnet bei der Finanzierung des Jugendtaxis zu retten", sagt Frank Müller, Kreisvorsitzender der Jungen Union, auf deren Initiative das kreisweite Projekt zurückgeht. "Jetzt wissen die Jugendlichen in Bitburg, was sie vom Bürgermeister zu halten haben." Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Die JU erwarte, dass der Stadtrat das Thema aufgreife. "Wir begrüßen ausdrücklich, dass Sponsoren gefunden wurden", ergänzt Müller. In der Funktaxi-Vereinigung Bitburg haben sich 15 Unternehmer zusammengeschlossen, die von einer Zentrale aus eingesetzt werden. Vorsitzender Erwin Elsen hält das Jugendtaxi für eine gute Idee: "Wir müssen abwarten, wie das Angebot angenommen wird. Wenn sich Jugendliche zusammentun und jeder den Zuschuss bekommt, lohnt sich das eher." Da das Jugendtaxi am Sonntag, 1. Januar, probeweise für ein Jahr eingeführt wird, gilt das Angebot bereits in der Neujahrsnacht ab 0 Uhr. Allerdings sind Taxen und Mietwagen an diesem Termin erfahrungsgemäß besonders stark gefragt. Elsen: "Die Kunden brauchen ein bisschen Glück."

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