Ratssaal in der Wohnstube

REIFF. Überproportional viele Kinder und ungewöhnlich viele junge Menschen, die die elterliche Landwirtschaft übernehmen - in der Islek-Gemeinde Reiff ist einiges anders als anderswo. Sorgen gibt es dennoch: die Landesstraße 14.

In der kleinen Islek-Gemeinde Reiff ist vieles anders als in vergleichbaren Gemeinden der Eifel. 16 der 53, mit Hauptwohnsitz gemeldeten Einwohner, sind Kinder. Das sind mehr als 26 Prozent. Keine Spur vom anderenorts verbreiteten Höfesterben. Vier junge Familien haben sich gegen den Trend dafür entschieden, die elterliche Landwirtschaft zu übernehmen, auszuweiten und weiterzuführen. Und das, obwohl Reiff nicht zu den Topadressen in der Region gehört.Weder Gemeindehaus noch Gaststätte

Zur Infrastruktur der Gemeinde gehört ein Briefkasten, der täglich geleert wird. Gemeinde-Investitionen in der Vergangenheit waren der Neubau einer Gerätehalle und eines Feuerwehrgerätehauses. Es gibt weder ein Gemeindehaus noch eine Gaststätte, in der die Bürger sich treffen und der Gemeinderat tagen könnte. So hält das Gremium seine zwei bis drei Sitzungen im Jahr in der Wohnstube des Bürgermeisters ab, wobei die Bewirtung des Rats zu den "nicht erstattungsfähigen Pflichtaufgaben" des Bürgermeisters gehört. Auch die Ratsmitglieder haben neben ihrer Funktion in der Kommunalpolitik noch andere Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde. Sie bilden die freiwillige Feuerwehr im Ort und den Wahlausschuss. Sie sind die Väter von 15 der 16 Kinder und somit im wahrsten Sinne des Wortes die Gemeindeväter. Mit Stolz verweist Bürgermeister Herbert Laumers auf den zwar nicht sehr großen aber immerhin ausgeglichenen Haushalt. Die Einnahmen aus der Hundesteuer übersteigen die aus der Gewerbesteuer. Bei fast allen Ratssitzungen der vergangenen 20 Jahre stand der marode Zustand der Landesstraße 14 auf der Tagesordnung. 1983 wurde Reiff kanalisiert und an die Kläranlage im Irsental angeschlossen. Hierfür musste die Landesstraße im gesamten Ort aufgerissen werden. Provisorisch wurde sie wieder hergerichtet und befahrbar gemacht. Und so liegt sie heute, nach mehr als 20 Jahren, immer noch da. Kleinere Flickarbeiten durch das Straßenverkehrsamt gewährleisten eine fragwürdige Verkehrssicherheit. Die ständig wiederholten Bitten an die Verwaltung in Arzfeld sich dieser Sache anzunehmen, blieben bisher erfolglos. Immer wieder wurden Bürgermeister und Rat mit der Antwort, es sei kein Geld da, abgespeist. Beigeordneter Klaus Wonner bringt die Stimmung des gesamten Gremiums auf den Punkt: "Wenn wir eine größere Gemeinde wären, wäre das Problem längst aus der Welt und vergessen." Um endlich auch mit der optischen Weiterentwicklung der Gemeinde voran zu kommen, plant der Rat, sich in naher Zukunft mit dem Thema Dorferneuerung zu befassen. In der Hoffnung, vielleicht auf dieserWeise das Dauerproblem Landesstraße angehen zu können. Lobend äußert sich Ratsmitglied Thomas Müller zu dem Zugezogenen und Neu-Reiffern: "Wir akzeptieren uns gegenseitig. Die Landwirte werden in keiner Weise in ihrer Arbeit eingeschränkt oder behindert." Für Müller und seine Berufskollegen ist dies ein Grund, in Reiff weiterhin Landwirt zu bleiben. Auch das gute Wegenetz im Reiffer Flur erleichtert die Arbeit der Bauern.

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