Reine Luft im Kreis

Hermeskeil hat es und Trier seit zwei Wochen auch - hochgiftige PCB (Chlorverbindungen) wurden bereits in zwei Schulen nachgewiesen. Im Eifelkreis scheint man die Gefahr bereits gebannt zu haben.

Bitburg. Polychlorierte Biphenyle (PCB) - was klingt wie eine altgriechische Göttin, sind hochgiftige Chemikalien (zum Beispiel Weichmacher), die bis vor 30 Jahren häufig verbaut wurde - unter anderem in Lampen, Fugenkitt und Heizungen. PCB gelten als nachhaltig gesundheitsschädlich.

In der Realschule in Hermeskeil und im Angela-Merici-Gymnasium in Trier wurden erhöhte Werte der Chlorverbindungen in der Raumluft nachgewiesen. Einige Eltern laufen seither Sturm. Ein Massenbluttest bei den Schülern und eine kurzzeitige Schließung der Schule in Hermeskeil folgten. Wie steht´s um PCB in den öffentlichen Gebäuden im Eifelkreis? Der Trierische Volksfreund hat nachgefragt.

Irrel: "PCB sind bei uns kein Thema mehr", sagt Bürgermeister Hans-Michael Bröhl. Vor rund zehn Jahren gab es eine Überprüfung aller öffentlichen Gebäude. In der Grundschule Bollendorf und in der IGS Irrel seien PCB-belastete Kondensatoren an den Neonlampen damals ausgetauscht worden.

Speicher: Vor rund drei Jahren seien die Sporthalle Orenhofen und die Hauptschule Speicher untersucht worden - ohne Befund, sagt Bürgermeister Rudolf Becker. Im April dieses Jahres sei nach Hinweisen der Elternschaft auch die Grundschule Speicher getestet worden. PCB wurden nicht gefunden.

Prüm: Es gebe keinen konkreten Handlungsbedarf, da keine "verdächtigen" Materialien verbaut wurden, sagt Ewald Dockendorf, Bauamtsleiter der VG Prüm. Bei der Grundschule Prüm sei eine neue Untersuchung "denkbar".

Bitburg: "In der Vergangenheit gab es immer wieder Messung an öffentlichen Gebäuden", sagt Pressesprecher Werner Krämer, "dabei wurden glücklicherweise keine Belastungen, insbesondere durch PCB, festgestellt."

Bitburg-Land: Die öffentlichen Gebäude seien bereits auf "verdächtiges" Baumaterial untersucht worden, sagt Rudolf Schaal von der Verbandsgemeindeverwaltung. An den Schulen seien trotz der aktuellen Vorkommnise in Trier vorerst keine weiteren, tiefergehenden Tests geplant.

Arzfeld: Keinen akuten Handlungsbedarf sieht Klaus Theis, Sachbearbeiter für die Schulen in der VG Arzfeld. 1995 sei bei einer Begehung öffentlicher Gebäude kein "verdächtiges Material" gefunden worden. Auch lägen keine Beschwerden von Schülern oder Eltern vor. Allerdings räumt Theis ein, dass "man sich mal das verbaute Fugenmaterial genauer anschauen müsste".

Kyllburg: "Es gibt keine PCB mehr in den Schulen der VG Kyllburg", sagt Bürgermeister Bernd Spindler. Vor etwa zehn Jahren seien im Zuge von Energiesparmaßnahmen PCB-haltige Lampen ausgetauscht worden. Im Baumaterial der Schulen sei kein verdächtiges Material zu finden.

Neuerburg: PCB seien auch hier zurzeit kein Thema, sagt Bürgermeister Norbert Schneider. "In der Grundschule Körperich wurden bei der Sanierung geringe Mengen PCB gefunden, die allerdings nicht gesundsheitsschädlich waren." Auch die anderen VG-Schulen seien bereits vor Jahren saniert worden. "Es gibt keine verdächtigen Materialien mehr", sagt Schneider.

Meinung

Kein Thema, keine Panik

PCB sind für die meisten VG im Eifelkreis kein Thema (mehr), sagen die Gemeinden unisono. Dort, wo die Gefahr bestand, wurde offenbar gehandelt - recht so! Das beruhigt Schüler, Kindergartenkinder und Eltern gleichermaßen. Keine Panik also, aber weiterhin ein wachsames Auge auf Schadstoffe. Bei den anstehenden Sanierungen an öffentlichen Gebäuden, die mit den Fördermitteln des Konjunkturpakets bald häufiger angegangen werden, sollte man daher die Chance nutzen und Restzweifel durch Messungen beseitigen. Und um die Schadstoff-Probleme zu vermeiden, sollte man auf unbedenkliche Baumaterialien zurückgreifen. p.wiermer@volksfreund.deExtra PCB: Polychlorierte Biphenyle sind giftige, chemische Chlorverbindungen, die im Verdacht stehen, krebsauslösend zu sein. Auswirkungen des Gifts können Haarausfall oder Leberschäden sein. Bis in die 1980er Jahre wurden PCB vor allem in Transformatoren sowie als Weichmacher in Lacken, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet. PCB sind organische Giftstoffe, die durch die Stockholmer Konvention vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden. (MRA)

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