Reise in die Unterwelt von Bitburg

BITBURG. Wer in den 80er-Jahren bei der Post in Bitburg angestellt war, hatte neben dem Beamtenstatus auch noch Schutz vor einem Atomschlag. Denn direkt unter der Arbeitsstätte befindet sich ein besonderer Bunker, den der TV besichtigt hat.

Während des Kalten Kriegs rüstete sich Deutschland gegen die Bedrohung durch Atombomben. Auch in Bitburg wurden Behörden gegen einen eventuellen Atomschlag mit Bunkern ausgestattet. Das so unscheinbar wirkende Bauwerk hinter der Post in Bitburg beherbergt neben einem Geldautomaten (überirdisch) auch einen Bunker. Der Eingang zur Unterwelt befindet sich hinter einem schweren Rolltor auf dem Gelände der Post. Rund 70 Stufen geht es hinunter und dann einmal scharf links. Schon steht der Besucher vor der schweren Eingangstür aus Metall. Das grelle Neonlicht gibt den Blick auf ein Schild links neben der Tür frei: "Schutzraum". Hinter der wuchtigen Tür befinden sich zwei Schlaf- und Wohnräume plus Toiletten und Duschen. In einem der Räume stehen die Überreste der Kommunikationsanlage auf einem alten Tisch: ein rotes Telefon. Wenn aus dem Kalten Krieg ein heißer geworden wäre, hätten zwischen 50 und 75 Angestellte der Post in den jeweils etwa 14 Quadratmeter großen Räumen überleben können. Wer in den Bunker durfte, war auf Listen festgehalten, die in einem schweren Tresor in einem Büro der Post aufbewahrt wurden. Ein Sachbearbeiter war eigens für die Belange rund um den Schutzraum zuständig. Erbaut wurde dieser zu einer Zeit als Helmut Kohl Kanzler und Franz Beckenbauer Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft war. Die Rente war sicher, und in Tschernobyl kam es zum größten anzunehmenden Unfall. In dieser Zeit musste die Post - wie alle Behörden - für die nötige Sicherheit der Mitarbeiter sorgen. Während in Wackersdorf und anderswo gegen Atomkraftwerke demonstriert wurde, waren Bunker beliebte Bauobjekte. So entstand auf dem ehemaligen Omnibusbahnhof von Bitburg in 3,85 Meter Tiefe dieses Relikt des Kalten Kriegs. Ausgerüstet mit einer autarken Strom- und Luftversorgung, hätten die Angestellten dort bis zu drei Monate lang überleben können. Wenn sie nicht vorher einen "Lagerkoller" erlitten hätten. Denn die kahlen weißen Räume, illuminiert durch grelles Neonlicht, sind nicht gerade Orte des Wohlbefindens. Ablenkung gab es keine. Genauso wenig wie Privatsphäre. Einzig und allein ein Grundriss des Gebäudes hängt bis heute an der Wand.Inventar für Hilfsorganisationen

Zum Inventar zählten neben Betten auch Wasserkanister und eigentlich auch Lebensmittel. Die Kanister waren zwar vorhanden, aber Lebensmittel gab es dort unten nie. Geschweige denn einen Platz, um diese aufzubewahren. Betten und andere Utensilien des Krisenmanagements wurden mittlerweile an Hilfsorganisationen gespendet. Bis auf den kahlen Raum gibt es dort drin nichts mehr. Deshalb darf das Gebäude nicht mehr als Schutzraum deklariert werden. Stolzer Besitzer dieses ehemaligen Horts der Sicherheit ist seit Dezember die Stadt Bitburg. Pläne für den Schutzraum hat sie aber bisher nicht. Dafür viele für den Platz darüber (der TV berichtete). Aber im Zuge der Fußballweltmeisterschaft lässt sich da bestimmt noch etwas machen. Spiele auf dem Kleinfeld etwa. Aber auch andere Einrichtungen könnten sich für die Räume ohne Fenster interessieren.

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