Rettende Injektion für Stuckdecken

MALBERG. (rh) Die Wände erzählen die Geschichte des Schlosses: Die Grundsanierung des "Neuen Hauses" läuft auf Hochtouren, ob sie bis zum Ende der Förderung im Jahr 2005 abgeschlossen ist, steht in den Sternen.

Das Areal des Barockschlosses in Malberg ist eine Großbaustelle. Das "Neue Haus" ist leer geräumt, das wertvolle Mobiliar auf dem Flugplatz Bitburg untergebracht. Ziel der Arbeiten: eine Grundsanierung des Gebäudes. Das beinhaltet die aufwändige statische Sicherung der stark geschädigten Geschossdecken, die Konservierung der Stuckdecken, die Erneuerung der Haustechnik sowie die Trockenlegung des Gebäudes. Daneben sollen Fassade, Fenster und Außentüren saniert werden. Seit 2001 bemüht sich die Verbandsgemeinde Kyllburg in enger Abstimmung mit den denkmalpflegerischen Fachbehörden um die Grundsanierung des "Neuen Hauses". Die aktuellen Arbeiten kosten insgesamt 1,95 Millionen Euro. Jeweils 45 Prozent davon zahlen der Bund und das Land Rheinland-Pfalz. Der Verbandsgemeinde bleibt somit ein Eigenanteil von zehn Prozent der Kosten. "Bei allem notwendigen und erfolgreichen Tun ist die Verbandsgemeinde Kyllburg von der Kommunalaufsicht aufgefordert, das Schloss zu verkaufen. Die VG ist nicht in der Lage, die hohen Eigenanteile und die erheblichen Betriebskosten dauerhaft zu tragen", fasst Bürgermeister Bernd Spindler die schwierige Lage zusammen. Insbesondere befürchtet er einen Stillstand in der Entwicklung, wenn die Förderung ausläuft. "Eine Anschlussförderung nach 2005 ist nicht erkennbar", sagt Spindler. Es zeichnet sich bereits ab, dass das ursprüngliche Ziel mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erreicht werden kann. Die Sanierung der Fassaden, der Fenster und der Außentüren ist gefährdet. Unterdessen ist der Trierer Diplomrestaurator Thomas Lutgen mit seinem Team seit Wochen dabei, die wertvollen Stuckdecken zu konservieren. "Wir versuchen die Hohlstellen und Ablösungen statisch zu fixieren. Das erfolgt zum einen durch die Vernadelung mit Glasfaserdübeln. Die werden in die Unterkonstruktion hineingebohrt und mit Harz verklebt. Dadurch kommt es zu einer Verklammerung zwischen Stuckdecke und Unterbau. Die Hohlstellen zwischen den Putzschichten werden mit einer Kalkmörtelsuspension hinterspritzt. Dazu werden kleine Löcher in die Decke gebohrt, worüber mit einer Injektionsspritze die Hohlräume verfüllt werden. Damit wird die Decke konserviert", erklärt Lutgen. Insgesamt acht Decken müssen so gesichert werden. Lutgen glänzen unterdessen die Augen, wenn er an die Erkenntnisse denk, die er über das Schloss gewonnen hat. "Wir stellten zum Beispiel fest, wann bestimmte Arbeiten durchgeführt wurden. Zeitungspapier gab Aufschluss darüber. Einer der Fliesenbeläge wurde 1890 durch die Einheiratung der Frau Rommel eingebracht. Die Dame war offensichtlich sehr betucht", erzählt Thomas Lutgen. "Der überwiegende Teil der anspruchsvollen Sanierungsarbeiten wird von Fachfirmen aus der Region ausgeführt", sagt Spindler derweil mit Stolz. "Wir stellen uns vor, dass ein oder zwei Räume in möglichst ursprünglichem Zustand fertig hergerichtet werden. Damit könnten potentielle Käufer am Objekt erkennen, wie es im Endausbau aussehen kann. Zudem sollen die mit viel Geld der Stiftung "Rheinland-Pfalz für Kultur" restaurierten Wandbespannungen präsentiert werden", beschreibt Peter Weis Absicht und Wunsch der Verwaltung, bei der er für die Wirtschaftsförderung zuständig ist. Für die Rückkehr des ausgelagerten und erheblich geschädigten Mobiliars gibt es noch keine konkreten Pläne. Die Sanierung der Außenfassade ist wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen wirtschaftlichen Betrieb eines Museums und eines Restaurants im Arkadenbau, wo ebenfalls mit Sanierungsarbeiten begonnen wurde.

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