Riesen-Bärenklau an der Prüm breitet sich weiter aus - Pflanze provoziert Hautreaktionen

Bitburg-Prüm · Mehrere Jahre hat der Eifelkreis im Rahmen eines Pilotprojekts versucht, die Herkulesstaude entlang der Prüm zu bekämpfen. Und das mit mäßigem Erfolg. Weil eine flächendeckende Ausrottung der für den Mensch gefährlichen Pflanzen aus Sicht des Kreises nicht machbar ist, wurden seit Beendigung des Projekts vor vier Jahren keine weiteren Maßnahmen mehr unternommen. Die Herkulesstaude kann sich damit weitgehend ungebremst ausbreiten.

 Trügerische Idylle an der Prüm: Bei empfindlichen Menschen kann auch dieses Exemplar der Herkulesstaude extreme Hautreaktionen auslösen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Trügerische Idylle an der Prüm: Bei empfindlichen Menschen kann auch dieses Exemplar der Herkulesstaude extreme Hautreaktionen auslösen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"


Hier und da werde mal eine kleinere Maßnahme unterstützt, sagt Ulrich Klinkhammer vom Naturpark Nordeifel. Doch mit einem Budget von gerade mal 1000 Euro sei der Handlungsspielraum arg begrenzt. Eine flächendeckende Bekämpfung der Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, sei daher nicht möglich.Kinder stark gefährdet


Dass man dennoch den Wunsch hat, diese Pflanze erfolgreich zu bekämpfen, liegt vor allem an den Wirkstoffen der Herkulesstaude, den so genannten Furocumarinen. Kommen diese mit der menschlichen Haut in Berührung, verbinden sie sich mit dem körpereigenen Schweiß, was bei Sonneneinstrahlung zu extremen allergischen Reaktionen führen kann. Ähnlich wie bei einer schweren Verbrennung bilden sich Blasen und es kommt zu Verfärbungen, die über Monate hinweg anhalten können. Als besonders gefährdet gelten deshalb Kinder, die um die Gefahr nicht wissen und die hohlen Stängel der Pflanze zum Beispiel verwenden, um sich daraus ein Blasrohr zu basteln.

Um diese Gefahren zu verringern, hat der Kreistag vor zehn Jahren beschlossen, der Herkulesstaude den Garaus zu machen. So wurde entschieden, sich im Rahmen eines mehrjährigen Pilotprojekts zunächst auf den Bereich der Prüm oberhalb des Stausees Bitburg zu konzentrieren. Denn das bis zu vier Meter hohe Gewächs verbreitet sich vor allem entlang der Gewässer (siehe Extra).

Unter Federführung des Naturparks Nordeifel wurden damit begonnen, den zuvor von einem Planungsbüro erfassten Bestand der Herkulesstaude systematisch zu bekämpfen. Insgesamt wurden fast 5000 Arbeitsstunden und mehr als 130 000 Euro in das Pilotprojekt investiert hat. Hinzu kommen weitere 65000 Euro (davon 90 Prozent vom Land), die im Vorfeld für die Bestandsaufnahme und das Konzept zur Bekämpfung ausgegeben wurden.
Die Bilanz des Pilotprojekts war jedoch ernüchternd.

Zwar konnte der Bestand der Herkulesstaude im Quellbereich der Prüm so gut wie ausgerottet werden, doch mussten der Kreis und der Naturpark Nordeifel feststellen, dass der jährliche Zeitraum, aber auch die Art der Bekämpfung nicht ausreichen, um auch im weiteren Verlauf der Prüm das Gewächs erfolgreich zu bekämpfen. "Im Bereich Lünebach konnten wir gar nichts erreichen", sagt Klinkhammer. Dort gebe es nach wie vor große Bestände. Der Mitarbeiter des Naturparks begründet den mäßigen Erfolg des Projekts auch damit, dass der Riesen-Bärenklau nur rein mechanisch bekämpft wurde. "Wir dürfen keine Chemie anwenden", sagt Klinkhammer, denn das verbiete die für die Gewässeraufsicht zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Etwas mehr Spielraum hätten da hingegen die Landwirte, fügt Klinkhammer hinzu.Bürger sensibiliseren


Denn diese dürften die Herkulesstaude auch chemisch bekämpfen - allerdings auch nur im Abstand von mindestens drei Metern zum Gewässer. Wie sich der Bestand im oberen Verlauf der Prüm seit der Bestandsaufnahme im Jahr 2007 verändert hat, ist nicht bekannt. Laut Kreisverwaltung ist das Thema Herkulesstaude vorerst abgehakt. "Auf Grund der im Rahmen des Pilotprojektes gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse konnte festgestellt werden, dass eine flächendeckende Bekämpfung der Herkulesstaude mit vertretbarem finanziellen und zeitlichen Aufwand realistischerweise nicht machbar ist", erklärt Ansgar Dondelinger, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Allerdings werde weiter versucht, die Bevölkerung kontinuierlich für die Thematik zu sensibilisieren.

Letztendlich, so die Kreisverwaltung, sei die Herkulesstaude aber auch nur eine von vielen problematischen Pflanzen. Zudem sei davon auch nicht nur das Prümtal, sondern auch das Kylltal stark betroffen.Extra

Die Herkulesstaude (Riesen-Bärenklau) gehört zur Gattung der Doldengewächse. Die Staude, die bis zu vier Meter hoch werden kann und deren Wurzeln bis zu 60 Zentimeter in die Erde reichen, kann pro Pflanze und Jahr bis zu 25000 Samen erzeugen, die im Boden bis zu sieben Jahren keimfähig sind. Für eine erfolgreiche Bekämpfung benötigt man also einen langen Atem. Der Riesen-Bärenklau wurde bei uns Ende des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze aus dem Kaukasus eingeführt und hat sich dann durch Auswilderung verbreitet. Da die Samen nur über eine geringe Flugfähigkeit verfügen, dafür aber schwimmfähig sind, verbreitet sich die Herkulesstaude vor allem an Flüssen. uhe

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