Riesiges Interesse an "drögem Thema"

Rund 200 vorwiegend Ortsbürgermeister und Mandatsträger aus der gesamten Eifel besuchten am Montagabend die Informationsversammlung mit Innenminister Karl Peter Bruch zum Landesentwicklungsprogramm (Lep IV) in Badem.

 Großes Interesse: Zahlreiche Besucher kamen zum Lep-IV-Treffen mit Innenminister Karl Peter Bruch in Badem. TV-Foto: Manfred Reuter

Großes Interesse: Zahlreiche Besucher kamen zum Lep-IV-Treffen mit Innenminister Karl Peter Bruch in Badem. TV-Foto: Manfred Reuter

Badem. Der Entwurf des Lep IV hat dazu geführt, dass sich viele Kommunalpolitiker Sorgen um die Entwicklung des ländlichen Raums machen. Um die Ängste der Mandatsträger zu nehmen und ihnen höchstpersönlich zu versichern, dass Nachjustierungen an der einen oder anderen Stelle durchaus noch möglich seien, war der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) am Montag in die Bademer Mehrzweckhalle gekommen. Er habe durchaus zur Kenntnis genommen, dass an diesem eigentlich "drögen Thema" großes Interesse bestehe; kein Wunder, gelte es doch, für die Entwicklung der nächsten zehn bis zwölf Jahre eine Linie zu finden, die den demografischen Veränderungen gerecht werden müsse. "Wir wollen die Ortsgemeinden erhalten", betonte der Minister zu Beginn seiner Erklärungen und sprach von Daseinsfürsorge, die im Mittelpunkt des Interesses stehen müsse. Wichtig seien auch fürderhin Vereine, Verbände und Feuerwehren zum Erhalt des dörflichen Charakters in der Eifel. Diese Struktur - auch mit Blick auf Kooperationen mit Mittelzentren - zu erhalten, sei "im Eifelbereich nicht einfach", sagte Bruch in Anwesenheit etlicher Gäste auch aus dem Landkreis Vulkaneifel und dem Raum Bernkastel-Wittlich. "Wir werden nicht überall Gewinner haben; aber das Kooperationsgebot ist auch kein Fallbeil." Den Vorwurf, das Lep IV sei verfassungsfeindlich, buche er indes mal locker ab unter "öffentliches Getöse." Hans-Egon Baasch, Leiter der Planungsabteilung, machte ebenfalls deutlich, dass die Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen erhalten bleiben müsse. Er beschrieb Leitbilder und Ziele; von Energie über Rohstoffe bis hin zum Thema Verkehr und kritisierte den viel zu hohen Flächenverbrauch in Rheinland-Pfalz. An der munteren Diskussion beteiligten sich etliche Mandatsträger. Alfred Hauer, Ortsbürgermeister in Niederweiler, forderte, statt riesige Gewerbe- und Industriegebiete auszubauen, Firmen in Dörfern anzusiedeln, und zwar dort, wo Bauernhöfe frei würden. Hauer: "Einfallsreichtum ist gefragt."Damoklesschwert der Demografie

 Zusammen mit der Landtagsabgeordneten Monika Fink und Kreistagsfraktionschef Bernd Spindler diskutierte Bruch (rechts) das Landesentwicklungsprogramm.TV-Foto: Manfred Reuter

Zusammen mit der Landtagsabgeordneten Monika Fink und Kreistagsfraktionschef Bernd Spindler diskutierte Bruch (rechts) das Landesentwicklungsprogramm.TV-Foto: Manfred Reuter

Peter Schwickerath, Ortsbürgermeister in Orsfeld, sprach sich dafür aus, die Gemeinden auch künftig in die Lage zu versetzen, kleinere Baueinheiten zu erschließen. Schwickerath: "Ich habe den Eindruck, dass die kleinen Gemeinden zu großen Verlierern werden."Erneut Kritik am im Lep IV verankerten Kooperationsgebot zwischen den Städten Neuerburg und Bitburg übte Neuerburgs Stadtbürgermeister Willi Hermes. Er verwies unter anderem auf die große Entfernung. Gleichzeitig erinnerte er an den erst jüngst jäh gescheiterten Vorschlag, wegen der Raumnot an Schulen in Bitburg die jungen Leute in Neuerburg aufzunehmen. Während der Ortsbürgermeister von Roth an der Our, Hans Leo Hunewald, den Zuzug von Luxemburgern als positive Beeinflussung des demografischen Faktors ansieht, sprach Erdal Dogan (Schönecken) vom ständig präsenten Damoklesschwert der Demografie. Er möchte sich von planerischen Grenzen frei machen. Dogan: "Ziel sollte es sein, dass sich die Gemeinden so entwickeln können, wie sie es wünschen."Minister Bruch plädierte dafür, auch künftig den Gemeinden Eigenverantwortung zu belassen. Gleichzeitig erinnerte er an die Möglichkeiten durch die Dorferneuerung. Kooperationen fänden derweil auch jetzt schon statt. Wenn die Vorgaben wie im Fall Bitburg/Neuerburg zu stringent gefasst seien, müsse man über Einzelheiten reden. "Aber wir werden älter, und wir werden weniger. Deshalb müssen wir uns was überlegen", betonte Bruch.

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