Römische Spuren an der Oberen Kyll

KERSCHENBACH. Muss die Geschichte Kerschenbachs neu geschrieben werden? Diese Frage stellt sich dem Kerschenbacher Ortsbürgermeister Walter Schneider, nachdem bei Erdarbeiten für den neuen Dorfplatz einige Meter einer römischen Wasserleitung freigelegt wurden.

Der Ortschef der kleinen Oberen-Kyll-Gemeinde kann den Fund am Gemeindehaus noch nicht recht zuordnen. Bisher war Walter Schreiber nicht bekannt, dass es bereits zu römischer Zeit in Kerschenbach eine Ansiedlung gab. Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts als zu Kronenburg gehörend. Dass die entdeckten Rohre römischen Ursprungs sind, ist ziemlich wahrscheinlich, denn diese Art von Wasserleitung ist in einigen Museen zu sehen.Römer wussten Eifelwasser zu schätzen

Schneider hat noch seine Zweifel, ob die Leitung zu einer römischen Siedlung gehörte oder in späteren Jahrhunderten an anderer Stelle ausgegraben wurde und in Kerschenbach eine neue Bestimmung fand. Diese Art römischer Tonrohre ist in der Eifel nicht selten. Schließlich wussten schon die Römer in Köln zu ihrer Zeit das gute Eifelwasser zu schätzen. Zudem waren sie Meister im Bau von Brunnen und Wasserleitungen. Die Reste der großen römischen Wasserleitung aus der Eifel bis nach Köln verdeutlichen dies noch heute eindrucksvoll.Die Kerschenbacher Funde haben allerdings mit diesen Dimensionen nichts gemein. Die etwa 50 Zentimeter langen handgeformten Tonrohre haben einen Innendurchmesser von rund vier Zentimetern und dienten vermutlich der Versorgung einer Siedlung. Schneider hat den Ausgrabungsfund an die zuständigen Landesbehörden gemeldet und muss abwarten, ob sich jemand mit der römischen Vergangenheit von Kerschenbach beschäftigt.Das Bauvorhaben der Ortsgemeinde kann unterdessen fortgeführt werden. Auf dem gemeindeeigenen Grundstück entsteht der neue Dorfplatz, der auch die spezielle Funktion eines Jugendtreffs erhalten wird. Überdies soll die Fläche eine Kommunikations-Plattform für alle Bürger werden. Es wird eine Spielfläche geschaffen, die für Fußball, Basketball, Streethockey und Inline-Skating nutzbar ist. Eine Feuerstelle mit Unterstellmöglichkeit zielt darauf, gemütliche Dorfabende zu fördern, aber auch Wanderern Anlaufstelle und Schutz zu bieten. Die früher dort vorhandene Viehtränke wird als Wasserstelle reaktiviert.Die vielfältige Nutzung des Dorfplatzes kommt dem Kerschenbacher Gemeinderat zwar sehr zu pass, aber die Initialzündung kam durch die Idee, etwas für die zahlreichen Jugendlichen der Gemeinde zu tun. "Die Kinder haben ihren schönen Spielplatz, aber für die Heranwachsenden fehlt hier etwas", beschreibt der Ortsbürgermeister die Situation. "Mit dem Dorfplatz bekommt Kerschenbach endlich auch mal eine ebene Spielfläche, denn der Ort liegt komplett am Hang." In Kerschenbach sind 181 Bürger mit Hauptwohnsitz registriert, dazu 115 mit Nebenwohnsitz.Mit den veranschlagten 60 000 Euro Kosten können nur die Erd-, Drainage- und Befestigungsarbeiten erledigt sowie die übrigen Materialkosten bezahlt werden. "Ohne die bewilligten 33 000 Euro Zuschüsse hätten wir das Projekt nicht angehen können", erklärt Schneider. Bei der Gestaltung der Dorfmitte setzt er auf die Hilfe der Bürger, denn ab der Bodenplatte sollen alle Aufbauten in Eigenleistung errichtet werden.

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