Romantisch, besinnlich und doch voller Energie

WALLENDORF. (uhe) In dem kleinen Ort Wallendorf in unmittelbarer Nähe zu Luxemburg treffen die beiden Grenzflüsse Our und Sauer aufeinander. Beide dienen jedoch mehr der Verbindung zwischen den Ländern als ihrer Trennung.

Der "Oursprung" des Gewässers ist in 653 Metern Höhe, auf dem Eichelsberg in Belgien. Dort nimmt das Flüsschen Our seinen Lauf und bildet dann wenigstens zeitweise die Grenze zwischen Deutschland und Belgien. Die Trennung zum Nachbarland Luxemburg beginnt ab dem Dreiländereck bei Ouren. 1977 wurde hier das Europadenkmal in Erinnerung an die Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft, Robert Schumann, Konrad Adenauer, Josef Beck und Paul Henry Spaak, errichtet, wodurch die einst trennende Our zum Bindeglied zwischen den Ländern wurde. Zeugnis dieser Bindung sind zahlreiche Wanderwege, die diesen Ort kreuzen. Doch so idyllisch der obere Verlauf der Our mit seinen von Hecken umzäunten Viehweiden, zum Teil schroffen Steilufern, unverbauten Talauen und dem Artenreichtum auch ist: Die Our ist kein Fluss, der sich nur gemütlich durch die Landschaft windet, sondern sie wird gefordert. Und das nicht zu knapp. Eines der größten Pumpspeicherkraftwerke steht im luxemburgischen Vianden. Bei Zeiten niedrigen Stromverbrauchs wird Wasser aus der Our in ein höher gelegenes Becken gepumpt, um es dann in Spitzenzeiten des Energiebedarfs zurück in den Fluss zu leiten. Mit Hilfe der dabei entstehenden Wasserkraft werden dann die riesigen Generatoren betrieben. Ansonsten aber dient das 78 Kilometer lange Gewässer der Erholung, führt vorbei an zahlreichen Campingplatzen auf beiden Uferseiten, versorgt im Wasser stehende Angler mit Fischen und geht schließlich bei Wallendorf in einen anderen Fluss über, die Sauer. Diese hat bis zur Mündung der Our bereits 116 Kilometer hinter sich. Auch sie entspringt in Belgien, in den Ardennen, trennt - oder verbindet - im oberen Verlauf das Ursprungsland und Luxemburg, fließt dann durch das Großherzogtum und verläuft ab Wallendorf zwischen Deutschland und Luxemburg. So wie das Gewässer links und rechts an internationalen Grenzen entlang fließt, so stoßen auch Kanufahrer auf der Sauer selbst oft an ihre Grenzen. Das beliebte Befahren des Flusses ist stark wasserstandsabhängig und deshalb in trockenen Sommermonaten vor allem im oberen Bereich schwierig bis teilweise unmöglich. Interessant, wenn auch nicht immer wirklich zügig, ist es für Kanufahrer im Grunde erst ab Wallendorf. Ab da führt die Sauer mit einigen kleineren Stromschnellen vorbei an Bollendorf. Für die Menschen dort ist der Fluss Fluch und Segen zugleich. In den Sommermonaten sorgt die Sauer, die an Campingplatz und Freibad entlang läuft, für viele Feriengäste aus Belgien und Holland. In der kälteren und nassen Jahreszeit zeigt sich das Gewässer jedoch von seiner anderen Seite. Wenn Hochwasser ist, trifft es die Bollendorfer, aber auch die weiter flussabwärts lebenden Echternacherbrücker und Echternacher mitunter recht hart. Dann heißt es: Keller auspumpen und nicht selten auch Wohnzimmer dazu. Nach 138 Kilometern erreicht das Gewässer Minden, wo schließlich die Prüm in die Sauer mündet. Wenige Kilometer später, bei Ralingen, bietet sich schließlich auch Kanufahrern eine gute Gelegenheit, die Reise zu beenden. Denn ab dort erschweren Staumauer, Wassermangel, Verschmutzung und zeitliche Beschränkungen für Kanufahrer das Erlebnis auf der Sauer, die rund 20 Kilometer weiter schließlich in die Mosel mündet.

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