"Rosi, du tust mir echt leid!"

PRÜM. Gähnende Leere im Kurcenter-Café in Prüm: Gerade einmal sieben SPD-Mitglieder kamen zur Hauptversammlung des Ortsvereins (OV). Alt-Genosse Bernhard Fries ließ es bei der Gelegenheit ordentlich krachen.

Die Tagesordnung versprach nicht unbedingt Spannendes. Nachdem die letzten OV-Wahlen im vergangenen Jahr über die Bühne gegangen sind, standen nun die üblichen Regularien an: Tätigkeitsberichte der verschiedenen Fraktionen, Informationen zur Ganztagsschule und Delegiertenwahlen für die Europa-Wahl-Konferenz in Lissingen. Doch immerhin: Es war die erste Mitgliederversammlung der Prümer Genossen, zu der die neue Chefin Rosemarie Tobie eingeladen hatte. Dennoch: Nur sieben Aufrechte verirrten sich am Montagabend ins Kurcenter-Café, in dem bis vor ein paar Jahren noch so manch‘ heiße politische Schlacht ausgetragen worden war. Aber diese Zeiten sind vorbei.Ehrenvorsitzender Bernhard Fries kam als Letzter - mit 40-minütiger Verspätung. Als er die Bescherung sah, konnte er sein Entsetzen nicht verbergen: "Das ist ja beinahe lächerlich. Was ist den in den letzten Jahren gemacht worden?", fragte der frühere Vorsitzende der Stadtratsfraktion, dessen deftige Scharmützel mit Ex-CDU-Bürgermeister Vincenz Hansen heute nur noch Legende sind. "Hier schläft wohl alles", schimpfte Fries in einem fort. "Das ist ja beschämend, nur mit den paar Leuten hier zu sein. Rosi, du tust mir echt leid."Das hatte gesessen. Rosemarie Tobie, die zuvor Schröders Agenda 2010 in Schutz genommen und zu Solidarität mit dem Kanzler aufgerufen hatte, versuchte nur noch, die Stimmung zu versachlichen. Kassierer Markus Fischbach, der sich mit Rosi Tobie allein am Vorstandstisch verlor, spulte stattdessen das ab, was in den vergangenen Wochen und Monaten so in Stadt- und Verbandsgemeinderat gelaufen, beziehungsweise nicht gelaufen ist."Baulich tut sich einiges", sagte Fischbach, um auf den Neubau der Stadthalle, auf den Ausbau der B 410 in Niederprüm und das gewünschte Baugebiet auf dem Konviktssportplatz einzugehen. Allerdings seien in diesem Fall die Bodenproben "nicht ganz astrein gewesen" (der TV berichtete).Kritik übte Fischbach unter anderem daran, dass die Einzelhandelsstudie noch nicht vorliege und dass die Prümer Gewerbetreibenden nicht bereit oder in der Lage seien, auf das freie Parken in Prüm an Samstagen und Sonntagen aufmerksam zu machen. Außerdem sei es wohl auch nicht möglich, sich auf einheitliche Ladenöffnungszeiten zu einigen. Fischbach: "Da läuft das Rad nicht richtig rund."Nach der treffenden Ansprache von Markus Fischbach gelang es Rosemarie Tobie indes, die Contenance zu wahren. Sie berichtete über die erfolgreiche Aktion am Weltfrauentag, als es galt, Unterschriften gegen Bushs Krieg im Irak zu sammeln, über die Agrarverwaltungsreform und ihre Folgen ("Da haben wir uns sehr rein gekniet") und über den Plan, wieder ein SPD-Bürgerbüro in Prüm einzurichten. Außerdem gebe es inzwischen Vordrucke, auf denen Mitglieder Kritik äußern und Verbesserungsvorschläge machen könnten. Viele Vordrucke brauchte die (fast) allein gelassene Prümer SPD-Chefin nicht zu verteilen.

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