Rückkehr zum Wesentlichen

KYLLBURG. Die Jugendchristmette ist keine Show mehr, hat aber dennoch nicht an Popularität verloren: Rund 600 Besucher kamen an Heiligabend zur Mitternachtsmette nach Kyllburg.

Bereits um 23 Uhr füllen sich die Reihen in der Kirche St. Peter in Kyllburg. Eine Stunde ist es noch, bis die Christmette beginnt. Als um Punkt Mitternacht Pastor Klaus Bender mit den Messdienern die Kirche betritt, haben viele Besucher nur noch einen Stehplatz gefunden. Von der Innendekoration erinnert der Aufbau an die Jugendchristmetten vergangener Jahre: Auf großen Flachbildschirmen im Altarraum lodert ein Feuer, die Kirchenwände werden von gelben und orangenen Scheinwerfern angestrahlt. An einer Traverse quer über den Altarraum hängen zwei Meter große Lautsprecher-Boxen. Aus den Boxen schallt das Lied "Feel" von Robbie Williams. "Wir feiern heute eine Nacht, die ihren ganz eigenen Zauber hat", sagt Pastor Bender. "Heute wollen wir herausfinden, welche verschiedenen Gesichter Weihnachten hat." Dazu hat Bender verschiedene Gäste eingeladen, die aus ihrem Berufsalltag berichten: Werner Bungert beispielsweise, der seit 25 Jahren als Polizist arbeitet. Er erzählt von "fliegenden Weihnachtsbäumen", die an Heiligabend schon zu Bruch gegangen sind. Sonst sei aber an Heiligabend für die Polizei etwas weniger zu tun. Krankenschwester Jessica Elsen erzählt, wie stressig, aber auch wie schön ihre Arbeit im Krankenhaus ist. Eine besondere Christmette ist es für Daniel Bölke, der Hubschrauber-Pilot beim Bundesgrenzschutz ist, und für den die Christmette die erste katholische Messe ist, die er mitfeiert. Bölke kommt aus den Neuen Bundesländern und erzählt, wie in der DDR früher Weihnachten gefeiert wurde. So berichtet er unter anderem von "Schokoladenhohlkörpern" als Synonym für den Weihnachtsmann, oder von "Jahresendfiguren mit Flügeln". In seiner Predigt geht Pastor Bender ein auf die vielen verschiedenen Gesichter, die es an Weihnachten gibt. "Jeder Mensch verbindet mit Weihnachten etwas Anderes", sagt Bender. "Weihnachten ist also das Gesicht eines jeden Einzelnen." Mehr als eineinhalb Stunden dauert die Mette, aufgelockert durch moderne Musikstücke der "Christmas Band". Auf Mottos wie in vergangenen Jahren - zum Beispiel "Deutschland sucht den Superstar" oder "Wer wird Millionär" - haben die Organisatoren in diesem Jahr bewusst verzichtet. "Das war zwar immer sehr interessant, aber teilweise schon fast zuviel Show", sagt Bender. "Daher hatten wir in diesem Jahr die Ansicht, nicht zuviel Kabarett zu machen." Stattdessen gleicht die Kyllburger Mette in diesem Jahr einer Christmette, wie sie auch in jedem anderen Ort hätte sein können. "Dennoch ist es etwas Besonderes", sagt Bender. "Während der Gebete herrscht Stille, nach den Stücken der Band wird aber auch ganz ungezwungen applaudiert." Während nachts um halb drei noch immer zahlreiche Glühweine über die Theke gehen, hängen in der Kirche derweil die Techniker Michael Flick und Thomas Leisen die Boxen von der Traverse. "Zwei Stunden wird der Abbau noch dauern, aber das gehört für uns zu Weihnachten dazu", sagt Flick. Eben auch eines von vielen verschiedenen Gesichtern von Weihnachten.

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