Rüstungsfirma im Bitburger Wald
BITBURG. Bei der Firma, auf deren gemieteten Gelände im Bitburger Wald am Mittwoch zwei Männer bei einer Magnesium-Verpuffung lebensgefährlich verletzt worden sind, handelt es sich um eine griechische Waffenfirma. In dem Betrieb sollen künftig Raketenabwehr-Systeme produziert werden.
Das Gelände der ehemaligen amerikanischen Air-Base Bitburg ähnelt einem Labyrinth. Doch auch wenn man alle Straßen des Geländes abgefahren hat, fehlt von der Firma "Ordtech-Industries", wo sich am Mittwoch eine Magnesium-Explosion ereignete und zwei Arbeiter lebensgefährlich verletzt wurden, jede Spur. Fragen zwecklos. Von der Firma hat noch niemand gehört. Noch hinter dem Entsorgungsbetrieb Remondis, mitten im Wald, steht man plötzlich vor einem großen Metalltor, mit Stacheldraht zusätzlich abgesichert. Auf dem ehemaligen Munitionsgelände scheint seit Jahren nichts mehr passiert zu sein.
Doch der Anschein trügt. In einer der Baracken hat sich vor kurzem die griechische Waffenfirma "Ordtech-Industries" angesiedelt. Sie stellt nach Auskunft der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord Raketenabwehr-Systeme her. Die Produktion im Bitburger Wald hat jedoch noch nicht begonnen. Zurzeit sind Arbeiter mit dem Umzug vom früheren Standort Luxemburg in die Eifel beschäftigt. Dabei ist scheinbar auch der Unfall passiert.
Beim Einräumen der benötigten Materialien, darunter Magnesium und Teflon, habe kurz vor dem Unglück eine Plastikbox ohne Deckel mit etwa einem Kilo Magnesium-Pulver in der prallen Sonne gestanden. "Im Moment vermuten wir, dass sich das Magnesium durch die Sonne selbst entzündet hat. Mit absoluter Sicherheit können wir das aber noch nicht sagen", erklärt Manfred Groben von der SGD Nord. Wer die Schuld an diesem Unglück trägt, ist noch nicht geklärt. Nach Angaben der Kriminalpolizei Wittlich schweben die beiden Arbeiter noch immer in Lebensgefahr.
Das Magnesium, das die Explosion ausgelöst hat, soll im Bitburger Wald mit Teflon gemischt und in Hülsen gepresst werden. Diese Hülsen sollen später in Militär-Flugzeugen elektrisch gezündet werden. Das Pulvergemisch wird dadurch in der Atmosphäre freigesetzt und bewirkt eine Störung des feindlichen Radars.
Werner Scherer, Betriebsleiter der Waffenfirma, wollte sich auf TV-Nachfrage weder zu dem Unfall im Bitburger Wald noch zu der Firma äußern. Eine Internet-Recherche hat jedoch ergeben, dass die griechische Firma "Ordtech-Industries" nicht nur Abwehrsysteme baut, sondern seit Mitte der 1980er Waffen aller Art - von Raketen über Bomben bis Granaten - anbietet.