"Sag' bei so was Nein!"

KYLLBURG. Nach Aussage einer Drittklässlerin der Grund- und Hauptschule Kyllburg haben zwei fremde Männer sie aufgefordert, in deren Auto zu steigen. Die Schulleitung hat die Aufklärungsarbeit über das richtige Verhalten in solchen Situationen verstärkt.

Freitag, 11. Juni. Am Tag nach Fronleichnam ist unterrichtsfrei an der Grund- und Hauptschule Kyllburg. Doch eine Schülerin aus der dritten Klasse hat den Ferientag nicht mitbekommen, lässt sich wie immer zur Schule bringen. Im Sekretariat erfährt das Mädchen, dass kein Unterricht ist. Die Mutter wird telefonisch gebeten, das Kind abzuholen. Als das Kind beim Parkplatz wartet und weint, sprechen es zwei Männer aus einem weißen Auto mit Koblenzer Kennzeichen heraus an und fragen nach dem Grund. Als es in Richtung Schulgebäude läuft, rufen ihm die Männer hinterher, es solle doch ins Auto steigen, damit sie es nach Hause fahren können. Darauf lässt sich die Schülerin aber nicht ein. Als Schulleiter Karl-Heinz Wolff am folgenden Montag von dem Vorfall erfährt, beschließt er eine gezielte Information aller Schüler darüber, was sie in solchen Situationen tun sollen. Ohnehin werden typische Szenen in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund regelmäßig in den Klassen durchgespielt. In Windeseile verbreiten sich jedoch die wildesten Gerüchte über den Vorfall mit den Männern. Daraufhin verfasst die Schulleitung in Absprache mit Schulelternsprecherin Astrid Kohl einen Elternbrief zu dem Vorfall und vorbeugenden Maßnahmen: Schüler, die von ihren Eltern oder beauftragten Personen abgeholt werden, warten in Zukunft in der Pausenhalle. Eltern, die ihre Kinder abholen, parken vor der Turnhalle und warten in der Pausenhalle. Besuche bei Lehrern sollen vorher vereinbart beziehungsweise beim Sekretariat angemeldet werden. "Im Sinne der Sicherheit der uns anvertrauten Schüler werden alle Kollegen konsequent diese Maßnahmen befolgen", schreibt Wolff in dem Brief. Im Gespräch mit dem TV unterstreicht der Rektor die Beschlüsse: "Natürlich können wir so etwas nicht übergehen. Die Eltern sollten aber bedenken, dass die Gerüchte zum Beispiel über ein Hereinzerren des Mädchens ins Auto nicht wahr sind. Die Schülerin hat jedenfalls richtig gehandelt."Keine strafbare Handlung erkennbar

"Es ist passiert, und wir haben klar Stellung genommen", sagt Elternsprecherin Astrid Kohl und warnt davor, in Panik zu verfallen. Eine Gefahr bestehe immer. Auch auf dem Land dürften sich die Menschen nicht zu sicher fühlen. Kohl: "Neben den Lehrern ist die Rolle der Eltern besonders wichtig. Sie sollen den Kindern keine Angst machen, sondern erklären, wie sie in bestimmten Fällen reagieren sollen." Bernd Rehm von der Kriminalpolizei Wittlich versichert: "Wir nehmen den Fall ernst. Ein strafrechtlich relevantes Verhalten ist allerdings nicht erkennbar." Auf einem Merkblatt gibt die Kripo Kindern Tipps. "Wenn du angesprochen wirst: schnell weglaufen, jemanden um Hilfe bitten oder um Hilfe rufen." "Wenn es aus sicherer Entfernung möglich ist: Autokennzeichen merken, Fahrzeug und Personen genau beschreiben." Bei Lock-Angeboten aller Art empfiehlt die Polizei: "Lasse dich auf gar nichts ein, sag' bei so was immer: Nein!"

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