Sahnestück auf Wasserbasis

STEFFELN. Der Vulkangarten am Steffelkopf ist ein Renner für Geo-Touristen. Und vielleicht erhält der Ort im Oberen Kylltal bald noch ein naturhistorisches Glanzlicht dazu: Das Eichholzmaar soll sich nach Plänen der Verbandsgemeinde wieder mit Wasser füllen.

Bürgermeister Werner Arenz kam in der jüngsten Ratssitzung der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll regelrecht ins Schwärmen: "Das ist ein touristisches Sahnestück, das hervorragend in das Ensemble am Steffelkopf passen würde." Das Sahnestück heißt Eichholzmaar und ist ein ausgetrockneter Explosionskrater, zehn Gehminuten vom Vulkangarten am Schlackenkegel des Steffelkopfs entfernt. Der Plan: Das Maar soll wieder mit Wasser gefüllt werden und dadurch noch mehr Besucher nach Steffeln locken.Früher Weiher, heute Weide

Das Geo-Relikt mit einem Durchmesser von knapp 80 Metern war noch bis ins vorige Jahrhundert hinein ein echter Kratersee. "Es gibt noch Leute, die sich daran erinnern, dass da Wasser drin stand", sagt Arenz. Der Pastor von Duppach habe damals das Maar als Fischweiher genutzt. Arenz: "Der hat da seine Freitagsmahlzeit drin wachsen lassen." Dann verlandete das Maar - die Bauern öffneten den Damm, ließen das Wasser ablaufen und nutzen die Fläche als Weideland. Jetzt aber soll sie renaturiert und touristisch aufbereitet werden. Die Kosten stehen laut Arenz noch nicht fest. Zur Finanzierung hofft man auf Geld aus dem EU-Programm "Leader plus". Dazu schickte die VG zum Stichtag 15. Dezember einen Antrag nach Brüssel. Der Haken bei der Sache: Noch steht der Maar-Plan nicht auf der Förderliste des Kreises Daun. Funktionieren kann das Vorhaben daher nur, wenn andere Projekte gestrichen werden. Dennoch hat der nasse Traum der VG-Verantwortlichen Aussichten, in absehbarer Zeit Wirklichkeit zu werden. Arenz: "Die Chancen, dass wir nächstes Jahr in die Förderung kommen, stehen gar nicht schlecht. Erfahrungsgemäß gibt es immer Projekte, die nicht zum Zuge kommen." Rund 200 Maare zeugen von der explosiven Geschichte der Vulkaneifel, acht von ihnen sind noch mit Wasser gefüllt. Das Eichholzmaar wäre Nummer neun und damit eine starke Attraktion für den Westteil des Vulkangebiets. Ein Etikettenschwindel wäre das nicht: "Das Ding ist ein Maar, das vormals mit Wasser gefüllt war", sagt Andreas Wisniewski, Geschäftsführer des Verkehrsvereins Oberes Kylltal. Die Renaturierung - die Durchlässe am Kraterrand müssten verdichtet werden, damit der Trichter wieder voll laufen kann - sieht er ebenfalls als sinnvolle Ergänzung des Vulkangartens: "Wir haben bisher den Schlackenkegel-Vulkan, da gehen im Jahr 10 000 Leute hin. Wir haben jährlich knapp 120 000 Gäste und 510 000 Übernachtungen an der Oberen Kyll. Und womit locken wir die Leute hinter dem Ofen hervor? Mit Geologie." Den Familienurlaub habe sich ohnehin jede Ferienregion auf ihre Fahnen geschrieben. "Aber wir haben in der Vulkaneifel noch ein Pfund, mit dem wir wuchern können, und das ist unser Natur-Erbe", sagt Wisniewski. "Das muss aufbereitet werden. Es muss dem Gast schmecken. Wir müssen die Natur greifbar machen." Mit dem renaturierten Maar - geplant ist zudem die Einbindung der beiden Mineralquellen bei Steffeln - wäre das Erlebnis-Ensemble noch immer nicht komplett. Denn im Vorjahr hatten Archäologen der Universität Köln bei Duppach eine Aufsehen erregende Entdeckung gemacht. Sie stießen auf Fundamente und Skulpturen-Fragmente eines monumentalen Pfeilergrabmals aus der Römerzeit, ähnlich der "Igeler Säule" bei Trier (der TV berichtete). Ob dieser Fund aber ebenfalls aufbereitet und damit der historische Parcours aus Richtung Steffeln um ein bemerkenswertes Kulturdenkmal erweitert wird, steht derzeit noch in den Sternen. Werner Arenz und seine Mitstreiter haben darauf auch keinen Einfluss: Die Fundstelle liegt in der Verbandsgemeinde Gerolstein.

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