Sandstein statt Glasbaustein

SPEICHER. "Eifeldorf" heißt der neue Sammelband aus der Reihe "Eifelbücher". Der Heimatkundliche Arbeitskreis in der Verbandsgemeinde Speicher stellte ihn der Öffentlichkeit vor. Die zugleich eröffnete Fotoausstellung "Sandstein prägt unsere Dörfer" zeigt manches, was die Broschüre beschreibt, aber noch vieles mehr.

Für die Feierstunde im Speicherer Rathaus erwies sich der große Sitzungssaal als zu klein. Für die gut 200 Besucher musste zusätzlich Platz geschaffen werden. "Das große Publikumsinteresse ist ein Beweis dafür, dass sich die Bürger für unsere Arbeit interessieren und der Erhaltung des Eifeler Kulturgutes einen besonderen Stellenwert beimessen", sagte Werner Streit, Vorsitzender des Heimatkundlichen Arbeitskreises. "Eifeldorf" ist bereits der neunte Sammelband, der die Serie der Eifelbücher fortsetze. Auf 145 Seiten erzählen 38 Eifeler Autoren ihre heiteren und besinnlichen, lustigen und traurigen Geschichten. Streit: "Die erzählerischen Kräfte, die in der Eifel schon immer am Werke waren, sind keineswegs ausgestorben.""Eifeldorf", der von Benedikt Heinemann und Marion Thielen illustrierte Sammelband, kostet 6,50 Euro. Zum Teil schon während der Feierstunde setzte lebhafte Nachfrage ein. Bei der anschließenden Signierstunde hatte das Autorenteam alle Hände voll zu tun.Weit mehr als eine Festrede waren die Ausführungen von VG-Bürgermeister Rudolf Becker. Auf subtile Weise analysierte er die kulturhistorische Entwicklung in der Eifel bis hin zu den heute anstehenden demographischen Herausforderungen. "In den vergangenen Jahrzehnten ist sicherlich manches in unseren Dörfern falsch gelaufen", konstatierte Becker. So habe man ortsbildprägende Bausubstanz abgerissen, fremdartige Materialien und Baustile favorisiert, zu große Flächen versiegelt, durch zu groß bemessene Neubaugebiete leer stehende Ortskerne geschaffen und viele andere Fehler gemacht. Der "alte Muff", so die damalige Meinung, musste raus. Sandsteine wurden durch Glasbausteine ersetzt, Holztüren durch solche aus Alu. Becker zufolge hat niemand den Eifelern diese kleine Kulturrevolution aufgezwungen. Sie sei jedoch verständlich gewesen, weil früher große Armut herrschte und "wir alle Kinder unserer Zeit waren". Becker: "Aber wir haben aus den Sünden der Vergangenheit gelernt. Die negative Entwicklung ist gottlob gebremst." Doch werde die demographische Entwicklung noch ungeahnte Probleme bescheren. Der Ortsbürgermeister von Speicher, Erhard Hirschberg, eröffnete die Ausstellung "Sandstein prägt unsere Dörfer". Norbert Schmitz vom Heimat- und Kulturverein Herforst, selbst eifriger Sandsteinbearbeiter, informierte - teils in Platt - über die Bedeutung des Sandsteins in der Eifel, früher und heute. Derweil war Schmitz nicht der einzige, der sich des Eifeler Originaltons bediente. Schließlich hatte Streit zu Beginn der Veranstaltung ein "typisches Eifeler Dorfprogramm" angekündigt. Dazu gehörte, dass die Autoren ihre Geschichten in Mundart lasen, dass allgemein viel Platt geschwätzt wurde, und viele schöne, alte Volkslieder erklangen - gemeinsam gesungen und von Anneliese Streit auf der Gitarre begleitet. Autor und Buchillustrator Benedikt Heinemann verkündete eine erfreuliche Nachricht: "Der nächste Sammelband ‘Eifelkrieg' ist in Bearbeitung. Jeder, der etwas dazu beisteuern möchte, sei es aus eigenem Erleben oder Erinnern oder aus den Erzählungen anderer, ist als Mitarbeiter willkommen."Die Ausstellung "Sandstein prägt unsere Dörfer" ist zu folgenden Öffnungszeiten im Rathaus Speicher zu sehen: montags bis donnerstags, 14 bis 17 Uhr; freitags, 15 bis 17 Uhr; samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr.

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